Bewertung

Review: #2.02 Bruchlandung

Foto: Alison Brie & Vincent Kartheiser, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Alison Brie & Vincent Kartheiser, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Nach dem überraschenden und interessanten Staffelauftakt muss ich leider sagen, dass mich diese Episode nicht sehr mitgerissen hat. Trotz all den interessanten Entwicklungen und unerwarteten Momenten konnte mich die Folge nicht so richtig packen, was ziemlich schade ist, wenn man bedenkt, was alles zu sehen war.

"There's life and there's work."

Die größte Enttäuschung in dieser Folge war für mich Pete. Die Storyline, die sich die Autoren für ihn überlegt haben, hat mir zu Beginn der Episode noch sehr gut gefallen, doch dann wurde ich immer unzufriedener. Pete wird hier zwischen Arbeits- und Privatleben hin und her gerissen. Er erfährt vom Tode seines Vaters und das wirft ihn komplett aus der Bahn. Er weiß nicht, was er tun soll und wendet sich an den Mann, zu dem er aufsieht, mit dem er aber auch große Schwierigkeiten hat. Er sucht eine Bezugsperson, die ihm helfen kann, das zu tun, was richtig ist. Das erste Gespräch mit Don war einfach nur emotional. Pete ist schockiert, hat keine Ahnung, was der nächste Schritt ist. Vincent Kartheiser hat hier eine tolle Leistung gezeigt und man konnte nicht anders, als mit ihm zu fühlen, sich in ihn hinein zu versetzen. Man merkt aber doch, wie wenig Erfahrung Pete mit Situationen außerhalb der Arbeit hat. Es scheint so, als ob er hier noch ein kleines Kind ist, das ohne Hilfe von anderen nicht weiß, wie man sich verhalten soll. Und so wendet er sich auch in dieser Situation an Don, der ihm auch in der Agentur den richtigen Weg weist. Eine starke Szene, die das Beste aus beiden Charakteren holt, denn auch Don zeigt sich fürsorglich und kümmert sich um Pete, obwohl die beiden nicht immer die beste Beziehung hatten.

Doch im Laufe der Folge merkt man schon sehr stark, wie sehr sich Pete beeinflussen lässt. Obwohl er nicht mit dem Tod seines Vaters zurechtkommt, so setzt er alles daran, in der Arbeitswelt zu überzeugen. Dies ist sein Standbein und darin ist er gut, weshalb er sich auch darauf einlässt, Duck bei dessen Verhandlungen zu unterstützen. Das Gespräch der beiden in Petes Büro war gut gemacht, weil man von Anfang an wusste, worauf Duck hinaus will und wie Pete letztendlich reagieren wird. Duck hat dabei gar kein Mitgefühl für Pete, ihn interessiert nur der Deal mit American Airlines und er setzt alles daran, diesen Deal abzuschließen. Er weiß genau, welcher Typ Mensch Pete ist und nutzt seine Chance. In diesem Moment hab ich Duck wirklich verabscheut, weil er Petes Verletzlichkeit einsetzt, nur um das zu bekommen, was er möchte. Pete ist im ersten Moment natürlich noch nicht soweit, doch als er sich erneut an Don wendet und dieser ihn ziemlich schroff abweist, macht er genau das, was er kann. Er hält sich an seinen Job und unterstützt Duck bei seinem Deal. Als ich das gesehen habe, hatte ich nur Mitleid mit Pete. Er ist ein schwacher Mann, der noch sehr viel wachsen und dazu lernen muss. Ihm ist die Meinung seiner Mitmenschen so wichtig, das er sich dadurch selbst vergisst. Er wirkt fast wie ein Roboter, der eigentlich nur das macht, was andere ihm sagen, um anerkannt zu werden. Er glaubt zwar, dass er damit ankommt, doch er verliert sehr viel Persönlichkeit, was mir nicht so gut gefällt, da ich Pete viel lieber eigenständiger sehen würde. Petes Reaktion am Ende zeigt diese schwache Persönlichkeit und ich wäre viel überraschter gewesen, wenn er in den Armen seiner Frau zusammengebrochen wäre. Dadurch wäre sein Charakter gewachsen, doch vielleicht ist es noch nicht an der Zeit dafür.

"I'm enjoying the story so far, but I have a feeling it's not going to end well."

Wer mich in dieser Folge jedoch überrascht hat, war Don. Zuerst die Situation mit Pete, in der er für ihn da ist, dann sein Einsatz im Büro, mit dem er äußert, dass er die Idee, American Airlines als Kunden zu gewinnen, nicht gutheißt und dann sein Verhalten gegenüber Betty. Das ist nicht der Don, den ich bisher kannte. Er hat sich verändert und das finde ich sehr interessant, weil sein Verhalten unvorhersehbar ist. Er will sich nicht mit Betty anlegen, er will sie zufrieden stellen. Das hätte es in der letzten Staffel nicht gegeben. Was hat diesen Mann so geändert? Ich brenne darauf, diese Antwort zu bekommen. Als dann auch noch sein Wutausbruch gegenüber Pete zu sehen war, war ich schon soweit zu glauben, dass Don langsam wieder der Alte wird, weil etwas passiert, das ihm nicht passt. Doch als er am Ende auch noch die Bedienung abgewiesen hat, hab ich mich wieder sehr gewundert. Don ist ein so wandelbarer Charakter, den man einfach nicht einschätzen kann und das gefällt mir so gut an ihm. Ich bin gespannt, wie er sich jetzt weiterentwickelt.

"I'm in the persuasion business, and frankly I'm disappointed by your presentation."

Die größte Überraschung in dieser Folge war jedoch Peggy. Als sie sich zum Essen mit ihrer Mutter und Schwester getroffen hat, wusste ich nicht genau, worauf das hinauslaufen soll, doch es wurde sehr spannend, als Peggys Schwester angedeutet hat, dass sie über Peggys Baby Bescheid weiß. Ich wollte unbedingt mehr wissen, doch zuerst kam gar nichts mehr zu dem Thema. Da hab ich mich schon aufgeregt, weil man doch nicht so eine Information andeuten kann und dann das Thema beendet. Doch dann kam die große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Anscheinend kümmert sich Peggys Schwester um ihr Baby. Die Umsetzung der Autoren war hier hervorragend. Einfach so, mitten in der Folge und das auch noch nebenbei erfahren wir diese Information. Solche Momente gibt es in "Mad Men" oft und ich will sie auch nicht mehr missen, weil das die Sachen sind, die diese Serie so besonders machen. Hier stellt sich jetzt natürlich wieder die Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Peggys Schwester sich um ihr Kind kümmert und wieso Peggy dabei keinerlei Emotionen zeigt. Oder gehört da doch noch mehr zur Geschichte? Peggy wendet sich komplett von dem Baby ab und am Ende der Episode musste ich sogar richtig schlucken, weil sie keinerlei Reaktion zeigt, als sie ihr eigenes Baby auf den Schoß bekommt und dieses ununterbrochen schreit. Was geht da wohl in Peggy vor und wieso verhält sie sich so? Hinter diese Gedanken würde ich gerne kommen, doch ich bin auf jeden Fall schon sehr zufrieden mit den Entwicklungen in dieser Folge, weil die Frage mit dem Baby nun wohl aufgeklärt wurde. Jetzt möchte ich nur noch erfahren, wie es dazu gekommen ist.

Fazit

Im Bezug auf Peggy und Don hat mir diese Folge sehr zugesagt und mich in vielen Momenten auch überrascht. Was Pete angeht, so gefallen mir die Entwicklungen nicht wirklich, da ich mir für ihn eine andere Story gewünscht hätte. Er ist mir noch zu abhängig von der Agentur und wendet sich an seinen Job, nur im erfolgreich zu sein. Hier haben natürlich auch viele andere Personen ihre Schuld, in dieser Folge ganz besonders Duck, der mir jetzt im Nachhinein sehr unsympathisch ist.

Alex Olejnik - myFanbase

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