Bewertung

Review: #5.04 Der kleine Prinz

Wow. Gab es in einer Folge jemals so viele Antworten wie diesmal? Ich glaube nicht.

Erneut trumpft "Lost" mit einer hervorragenden, atemberaubenden Episode auf, die so ungewohnt viele Antworten gibt, dass man zunächst einmal ziemlich baff vor dem Fernseher sitzt. #5.04 Der kleine Prinz deckt einige Dinge auf und gibt uns Zeit, uns an all die Paradoxa des Zeitreisens zu gewöhnen, die bislang über uns hereingebrochen sind. Dabei wird klar: Darlton halten ihr Versprechen und lösen tatsächlich einige Rätsel auf. Das schließt aber noch lange nicht aus, dass auch diesmal einige neue Fragen aufgeworfen werden, an denen wir zu knabbern haben...

"I have always been with you."

Wie schon in #5.02 Die Lüge startet diese Episode mit einem Rückblick auf Pennys Boot. Dort haben Jack und Kate einen wirklich schönen gemeinsamen Moment, der so ein bisschen zu erklären versucht, wie es dazu kam, dass Aaron zu Kates Sohn wurde. Das ist wichtig, da der gesamte Plot darauf baut, dass man Kates Hingabe zu Aaron nachvollziehen kann. In den vergangenen drei Jahren ist Aaron für sie wirklich wie ein Sohn geworden und an diesem will sie nun mit aller Macht festhalten.

Kate sucht nun Hilfe bei Sun, die ihr dazu rät, Norton zu konfrontieren, während sie auf Aaron aufpasst. Suns Motive seien dahingestellt, aber als Babysitter würde ich diese Frau garantiert nicht einstellen. "Don't worry about us, Kate. There's candy in the minibar and a hundred channels on TV??" Vor meinem geistigen Auge formt sich das Bild einer dreijährigen, kugelrunden Ji-Yeon, die sich daheim in Seoul einen Snickersriegel reinstopft und dabei "Lady Vengeance" guckt. Und der Zimmerservice bringt Mama Sun eine Pistole vorbei! Sun lässt also Ben überwachen. Etwa in Zusammenarbeit mit Widmore? Und was will sie mit der Knarre anstellen? Ben umbringen? Weiß sie überhaupt von dessen Plan, zur Insel zurückzukehren?

Es stellt sich heraus, dass Norton für niemand anderen arbeitet, als Benjamin Linus. Mal wieder ist Ben der Mann, der im Hintergrund alle Fäden zieht. Man muss ihn einfach lieben! Ob er auch mit Mrs. Littleton zu tun hat? Es wird wohl kaum Zufall sein, dass Littleton und Ben denselben Anwalt haben. Und wer steckt hinter den Anschlägen auf Sayid? Wer ist der Auftraggeber des Killers, der anscheinend auch Kate (und die anderen Oceanic Six?) erledigen sollte? Womöglich Widmore?

"It's like really bad jet lag."

Auch wenn die Entwicklungen fernab der Insel sehr interessant sind, so bleiben die Ereignisse auf der Insel dennoch die packendsten. Zwei Mal reisen die Losties diesmal durch die Zeit und landen dabei in zwei sehr verschiedenen Epochen.

Wir beginnen dort, wo wir in #5.03 Die Bombe stehen geblieben waren: Charlotte ist bewusstlos und alle sind aus dem Häuschen. Einziger Ruhepol im Chaos ist Juliet, die erneut ganz viele Pluspunkte sammeln kann und einen kühlen Kopf bewahrt. Sie stellt die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt und so erfahren wir von Daniel, dass das Nasenbluten die Konsequenz eines "Jetlags" ist, der durch die Zeitreisen verursacht wurde. Dass diese auch zu massiven Erinnerungslücken führen, zeigt sich, als Charlotte für einen Moment Daniel nicht erkennt.

Wir sehen, dass die Losties zurück in Staffel 1 sind, nämlich während der Episoden #1.19 Deus Ex Machina und #1.20 Schade nicht, als Boone starb, Aaron geboren wurde und Locke verzweifelt über der Luke kniete. Locke sinniert mit Sawyer über die Zeit, als er noch glaubte, das Licht aus der Luke würde etwas bedeuten (doch es war nur Desmond, der seine Lampe anknipste) und macht Sawyer klar, dass all das, was ihm bisher widerfahren ist, dazu nötig war, um ihn zu der Person zu machen, die er nun ist. Auch Sawyer sieht ein, dass er die Vergangenheit nicht ändern darf und greift nicht ein, als er Kate und Claire bei der Geburt von Aaron sieht. Es stellt sich natürlich die Frage: Was wäre passiert, wenn Sawyer Kate angesprochen hätte? Hätte er damit die Vergangenheit und somit die Zukunft verändert? Oder brauchen wir uns diese Frage gar nicht stellen, da Sawyer es ja nicht getan hat und somit die Zukunft passiert ist, wie sie passiert ist?

Ahhh, Kopfschmerzen. Nächster Punkt.

"Shut up and keep paddling!"

Kommen wir zur nächsten Offenbarung: Wir wissen nun endlich, was es mit dem Nasenbluten auf sich hat. Diejenigen, die am längsten auf der Insel waren, scheinen also eher unter den Zeitsprüngen zu leiden. Daher bekam erst Charlotte, dann Miles und dann Juliet Nasenbluten. Wieso Miles, fragt ihr? Für mich steht nun ganz klar fest, dass er Pierre Chang Junior und damit das Baby aus #5.01 Weil Du gegangen bist ist.

Es folgt der nächste Zeitsprung: Wir landen in einer Zeit nach dem Frozen-Donkey-Wheel-Vorfall. Das Camp ist wieder da, aber es ist verlassen. Dafür liegt ein Auslegerkanu samt einer Flasche mit einem "Ajira Airlines"-Logo am Strand. Was zum...??

Meine Theorie: Womöglich sind es die Oceanic Six, die mit einem Flugzeug der Ajira Airlines abgestürzt und zurück zur Insel gekommen sind. Womöglich sind die Leute im Kanu, die unsere Losties angeschossen haben, niemand anderes als Jack, Kate und Co. Womöglich ist das die baldige Zukunft. Vielleicht ist das alles aber auch nur Quatsch.

Die Kanu-Szene ist auf jeden Fall wahnsinnig witzig. Miles lässt einen guten Spruch nach dem anderen vom Stapel und Sawyer liefert das absolute Highlight, als er mitten im Zeitsprung aus voller Inbrunst "Thank you Lord!" in den Himmel schreit, nur um dann in strömendem Regen zu landen und "I take that back!" hinterherruft.

So, und wo sind wir jetzt? Im Jahr 1988, dem Jahr, in dem die schwangere Danielle Rousseau mit ihrem Forschungsteam auf der Insel strandet. Das ist SO genial. Und noch genialer? Jin lebt! Er hat die Explosion also heil überstanden und lag während all der Zeitsprünge bewusstlos im Meer. Jin ist jetzt bei den Franzosen und ich hoffe sehr, dass der nächste Zeitsprung noch ein bisschen auf sich warten lässt, damit wir endlich Antworten darauf bekommen, was mit Danielle und dem Team passiert ist.

"The Orchid. That's where all this started. Maybe it's where it'll all stop."

Wie zu Beginn erwähnt, ist man am Ende dieser Episode vor allem eins: baff. #5.04 Der kleine Prinz ist feinste Serienunterhaltung und liefert dem frustriert rätselnden "Lost"-Fan ein paar solide Antworten, ohne aber darauf zu verzichten, die Story weiter voranzutreiben. Weniger als neun Punkte kann es daher unmöglich geben.

Maria Gruber - myFanbase

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