Bewertung

Review: #2.10 Psalm 23

Foto: Copyright: 2006 ABC, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale./Mario Perez
© 2006 ABC, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale./Mario Perez

Schon mal vorweg: mit #2.10 Psalm 23 haben wir es zurückbekommen, das unschlagbare, spannende und gleichzeitig emotionale "Lost", das wir Fans in der 1. Staffel kennen gelernt hatten. Während die letzten paar Episoden ein wenig vor sich hindümpelten, liefert diese Folge wieder ein Kompaktpaket an Spannung und Humor, an Action und Gefühl. Und gleichzeitig erfahren wir diesmal auch mehr über den wohl mysteriösesten der Tailies, Mr. Eko…

Eko ist oke – oder?

Der erste Eindruck, den wir von Mr. Eko bekamen, war der eines Ureinwohner-artigen Hünen, der mit seinem (Jesus-)Knüppel unsere drei Losties Michael, Sawyer und Jin in #2.03 Orientierung unschädlich gemacht hatte. Ein Kraftmensch ohne Kopf, könnte man vermuten. Dem ist aber überhaupt nicht so, im Gegenteil: Eko ist einer der reifsten und ausgewogensten Personen auf der Insel. Er ist erstaunlich konsequent und ruhig und hat daher eine unglaublich bedrohliche Wirkung, sobald dem einmal nicht mehr so ist: Kein Wunder also, dass Charlie sofort pariert, als Eko ihn auffordert, ihn zum Flugzeugwrack zu bringen.

Dass Mr. Eko eine Bereicherung für "Lost" ist, da dürften viele zustimmen: Eko wirkt gerade in den ersten Szenen mit Claire äußerst sympathisch und konnte auch schon in #2.07 Die anderen 48 Tage viele Pluspunkte einholen. Wir erinnern uns außerdem an den Dschungeltrip der Tailies mit drei unserer Losties, in denen Eko der Einzige war, der es wagte, Ana-Lucias Anordnungen zu widersprechen und dies mit einer unerschütterlichen Überzeugung tat. In dieser Folge sehen wir aber auch die dunkle Seite des Mr. Eko: In seinem früheren Leben war er ein Gauner, der seinen Bruder dazu zwang, ihn zum Priester zu weihen. Und das nicht aus religiöser Überzeugung.

Doch Ekos Flashback ist lückenhaft: Wir wissen nun zwar viel Neues über seine Vergangenheit, doch das Entscheidende – nämlich wie er auf die Insel kam und letztlich der Mann wurde, der er jetzt ist – wurde noch nicht geklärt. Ein guter Schachzug der Autoren: Sie verraten viel, doch nicht alles. Und so bleibt es für uns weiterhin schleierhaft, wie aus dem brutalen Verbrecher ein so religiöser Mann werden konnte. Wir können nur vermuten, dass der Tod seines Bruders ihn wahrscheinlich zur Bekehrung gebracht hat. Doch warum war Eko in der Maschine von Sydney nach L.A.?

Ganz grandios wieder mal ist die Schicksalskomponente, die in "Lost" ja eine so entscheidende Rolle spielt: Der Umstand, dass Eko doch tatsächlich auf der gleichen Insel abstürzt, auf der auch der Flieger mit den Drogen abstürzte, ist so mystisch, wie es nur bei "Lost" der Fall sein kann. Denn wie heißt es so schön? "Everything happens for a reason."

Psalm 23

Eine nähere Betrachtung wert ist auf jeden Fall das 23. Kapitel des Buchs der Psalmen aus der Bibel, nach dem immerhin die Episode benannt ist. Der Psalm 23 heißt "Der gute Hirt" oder auch Hirtenpsalm und ist der wohl bekannteste aller Psalme. Selbst nicht-religiöse Zuschauer dürften bei den folgenden Worten einen Teil wieder erkannt haben:

Ein Psalm Davids.

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.

Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Er erquickt meine Seele; er führt mich auf rechter Straße, treu seinem Namen.

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl,

du füllst mir reichlich den Becher.

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

Warum nun gerade diesen Psalm? Warum nicht Nummer 22 oder 24? Wir können vermuten, dass zunächst mal der Wiedererkennungswert eine große Rolle bei der Wahl des Psalms gespielt hat. Jeder kennt zumindest den Satz "Der Herr ist mein Hirte" irgendwoher. Und ganz klar ist auch die Analogie zu unseren "Lost"-Zahlen, von denen die 23 eine ist.

Wagen wir nun einen Schritt weiter und interpretieren den Psalm hinsichtlich "Lost", so sieht man nur eine kleine Übereinstimmung, die vom Sinn her passt. Das sind die grünen Auen, das Wasser, die finstere Schlucht, die wir auch auf der Insel haben. Doch eine weitere Interpretation lässt der Hirtenpsalm noch nicht zu. Mal sehen.

Die Luke: "You need to com... "

Ein momentan äußerst spannendes Thema ist Michaels neueste Entdeckung in der Luke: Er hat doch tatsächlich einen Weg gefunden, mit seinem Sohn zu kommunizieren! Oder? Ist das wirklich Walt? Bildet er sich das ganze vielleicht nur ein? Und was hat er zu befürchten, nun da er mit Walt kommuniziert? Denn ein entscheidender Hinweis des Orientierungsfilms der Dharma Initiative war ja, dass man unter keinen Umständen mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen darf…

Außerdem werden zwei wichtige Fragen aufgeworfen: Zum einen, wen meinte Walt damit, als er schrieb "They're coming back soon"? Seine Entführer womöglich? Und wie geht dieser Satz weiter: "You need to com..."? Was soll Michael machen? Come? Commit, communicate, complete? Fragen über Fragen.

Das Leben auf der Insel: Losties und Tailies

Neben all den Ereignissen um Eko und der Luke bekommen wir in der Episode aber auch einen Einblick in das Inselleben, was längst überfällig war: In einer großartigen, "Lost"-typischen Sequenz werden uns die ersten Annäherungen zwischen den Losties und den Tailies gezeigt, so haben wir Claire und Eko, Hurley und Libby und Jin und Sun, die sich Ana-Lucia vorstellen. Interessant ist es, dass gerade Jin und Sun - diejenigen, die anfangs völlig abgeschottet von allen anderen waren – die ersten (neben Jack) sind, die Ana-Lucia willkommen heißen.

Die Entwicklungen der einzelnen Charaktere wird aber auch durch ihren Umgang miteinander deutlich: nicht nur Jin und Sun haben sich verändert, auch der Rest der Gruppe. So ist Sawyer nun nicht mehr der ungeliebte Bad Boy, sondern ein geschätztes Mitglied der Gruppe und wie er sich automatisch immer noch dagegen wehrt, lässt einen Schmunzeln. Auch Jack konnte über seinen eigenen Schatten springen und ist nun so etwas wie der Hausarzt von Sawyer.

Insgesamt lässt sich sagen: Die Mischung war perfekt, das ist das "Lost", das wir eigentlich gewohnt sind und so sind 8 von 9 Punkten auf jeden Fall verdient. Wenn es also so weiter geht, dann freuen wir uns auf weitere spannende Folgen.

Maria Gruber - myFanbase

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