Bewertung
Bauerfeind, Katrin

Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag

"Im Scheitern bin ich richtig gut!"

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Inhalt

Die Wahlkölnerin Katrin Bauerfeind, bekannt aus der 3sat-Sendung "Bauerfeind", die ihren Humor auch schon früh bei Harald Schmidt zeigen durfte, erzählt in "Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag" munter Anekdoten aus ihrem Leben. Diese könnten aber auch aus dem jedes Lesers gegriffen sein.

Kritik

Katrin Bauerfeind erklärt in "Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag", im Scheitern sei sie so richtig gut. Das passt super auf das Dilemma unserer Generation: Wir haben alle Möglichkeiten und dazu noch jede Menge mehr, diese in den Sand zu setzen. Gleichzeitig werden an uns auch so viele Maßstäbe gesetzt wie nie zuvor: Wir müssen fit sein, den absolut abgefahrensten Sex haben und sogar unsere Hochzeiten müssen die der Royals übertrumpfen. Fehler werden in der deutschen Gesellschaft so wenig verziehen wie sonst nirgends im Ländervergleich. Schuld daran sind die Medien und unsere Eltern sowieso. An all diesen Dingen scheitert Bauerfeind, ebenso wie in ihrer Jugend daran, ein Tattoo zu bekommen oder länger als zwei Wochen Klassensprecherin zu bleiben.

Die 31jährige schaffte es nicht, mit dem Rauchen aufzuhören, und ebenso wenig, sich ein individuelles Lebensmodell zusammenzuzimmern. So weit, so authentisch. Sie kommt vom Dorf, dem wir ebenso entwachsen sind, und lebt jetzt in der Großstadt, woran so manche Freundschaft zerbrach. Klar: Sie biss sich an "3 nach 9" als Moderatorin die Zähne aus, wir nur als Zuschauer. Doch wer kennt nicht auch diese überzeugten Nicht-Feministinnen, die keine Lust auf Gleichberechtigung haben (mit himmelschreienden Sätzen wie: "Ich find des scheiße, was die Alice Schwarzer gemacht hat. Hat die mich gefragt, ob ich des will?") oder die empörende, großmütterliche Begründung, für ein männliches Mitglied der Familie aufzustehen und etwas zu holen (weil "du bist doch ein Mädchen!"). Scheitern am Umkrempeln eines Systems.

Und dann ist die kokette Journalistin auch noch Single. Und die Mehrheit der Großstädter, die ja statistisch gesehen ebenfalls partnerlos sind, nicken in das Buch ("In den Augen der meisten ist Single sein, ähnlich wie arbeitslos sein oder Hunger haben, ein Zustand, der zwar hin und wieder eintritt, den aber jeder von Natur aus so schnell wie möglich wieder ändern will."). Bauerfeind scheitert an Beziehungen, aber niemals an ihrer Torschusspanik ("Was will man denn sagen, kurz bevor man stirbt? 'Ich hab versucht die Welt zu einem besseren Ort zu machen' oder 'Ich hab was mit Medien gemacht?!'").

Wirklich neu ist an ihren Thesen zu Beginn natürlich nichts. Wir wissen ja selbstverständlich selbst, dass wir neben Studium im Ausland noch Arbeitserfahrung und Bungeejumping auf die Reihe kriegen sollen. Auch die Kolumnensammlung hat Sarah Kuttner 2006 schon vorgelegt, doch Katrin Bauerfeind schießt immer wieder mit ungewohnten Pointen um die Ecke: "Aber (der Friseur) ist offenbar zu schwul, um nebenbei noch irgendetwas anderes zu machen".

Fazit

Derzeit ist es doch schon sehr schwer, ein Buch über die eigene Generation zu lesen, das sich echt anfühlt. Katrin Bauerfeinds Debüt ist eine Ausnahme – und bringt den Leser noch dazu, lauthals über ihr Scheitern, das eigene Scheitern und das Scheitern an sich zu lachen. Über die Generation sowieso, die ist nun mal wirklich gut darin.

Simone Bauer - myFanbase
08.05.2014

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