Bewertung
Browne, S.G.

Pechvogel

"Aber wie alle nackten Frauen, die Messer dabeihaben, missversteht sie meine Absichten."

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Inhalt

Offiziell arbeitet Nick Monday als Privatdetektiv, doch seine eigentliche Berufung ist die Glückswilderei. Er besitzt die seltene Gabe, Menschen ihr Glück stehlen und es an zahlungskräftige Kunden verkaufen zu können. Diese Gabe will sich der Gangsterboss Tommy Wong zunutze machen, was wiederum einen Regierungsbeamten auf den Plan ruft, der Nick den Auftrag erteilt, Tommy zur Strecke zu bringen. Als wäre dies nicht schon chaotisch und gefährlich genug, bekommt es Nick auch noch mit einer mysteriösen Auftraggeberin zu tun, die sich als jemand ausgibt, der sie nicht ist, und begegnet einer anderen Glückswilderin, die ihm den Kopf verdreht.

Kritik

Die Werbung suggeriert uns gerne, dass Glück planbar sei (sofern man da und dort investiert, oder dieses und jenes kauft), während eine alte Weisheit besagt, dass das Glück mit den Tüchtigen ist. Nick Monday aber weiß es besser. Er durchschaut die Bedeutungslosigkeit solcher Phrasen, denn er kennt das Glück in allen Facetten. Er handelt schließlich damit.

Glück ist eine Eigenschaft, mit der Menschen in bestimmten Konzentrationen (klein, mittel und groß) geboren oder eben nicht geboren werden. Ähnliches gilt für das Pech, das aber nur zwei Stufen hat, klein und groß. Die Glückwilderer können anderen Menschen das Glück durch ein einfaches Händeschütteln stehlen, es in sich behalten und es dann später auf etwas unappetitliche Weise wieder aus ihrem Körper extrahieren, um es zu verkaufen. Jeder Glückwilderer kann auch Pech stehlen und verkaufen, doch dies ist weitaus unangenehmer und gefährlicher, wie Nick aus eigener Erfahrung weiß.

Der Leser hat mit diesem Roman insgesamt weder besonderes Glück, noch richtiges Pech. Das Konzept der Glücks - und Pechwilderei ist auf jeden Fall interessant und durchaus originell. Der Glückshandel weist deutliche Parallelen zum Drogenhandel auf, so dass sich viele Momente in "Pechvogel" als Metaphern verstehen lassen. Auch bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten, da lange nicht abzusehen ist, wie Nick aus dem gewaltigen Schlamassel, in den er sich hineinmanövriert hat, wieder herauskommen soll.

Das Verhältnis des Lesers zu der Hauptfigur Nick erweist sich allerdings im Verlauf der Handlung als zunehmend problematischer. Wenn Nick auf seine männlichen Widersacher trifft, hat er zumeist recht witzige Sprüche auf Lager, doch sobald ihm eine Frau gegenübertritt, sind seine Gedanken und sein Verhalten so pubertär, dass er viele Sympathiepunkte verliert. Darüber hinaus schafft er es nie, wirklich zu vermitteln, was es bedeutet, ein Glückswilderer zu sein. Er wiederholt zwar auf verschiedene Weise immer wieder, dass Glückswilderer kein normales Leben führen und keine engen Banden eingehen können, aber dies wirkt bei ihm immer sehr vorgeschoben. Er versteckt sich hinter seiner Gabe und benutzt diese als Ausrede dafür, dass er nicht fähig und gewillt ist, sich ein ordentliches, ehrliches Leben aufzubauen und Verantwortung für andere zu übernehmen.

Vermutlich will der Autor S.G. Browne, dass sein Hauptcharakter kritisch hinterfragt wird, aber in diesem Fall geht das zu Lasten des Unterhaltungswertes. Die gute Grundidee auf der einen Seite und der nur halbwegs sympathische und glaubwürdige Hauptcharakter auf der anderen Seite ergeben kein gänzlich stimmiges Gesamtbild.

Fazit

Seit mich S.G. Browne mit "Anonyme Untote" begeistert hat, warte ich auf den nächsten Geniestreich, doch weder "Schicksal!" noch "Pechvogel" fallen unter diese Kategorie.

Maret Hosemann - myFanbase
14.09.2013

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