Bewertung
Moore, Christopher

Verflixtes Blau!

"Diese Geschichte handelt von der Farbe Blau, und wie beim Blau ist auch an ihr nichts Wahres dran."

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Inhalt

Vincent van Gogh hat sich das Leben genommen. So zumindest heißt es. Sein Malerkollege Henri Toulouse-Lautrec zweifelt an der Selbstmordtheorie, denn in einem Brief hat van Gogh seiner Angst vor dem mysteriösen Farbenmann Ausdruck verliehen. Wer ist dieser seltsame Farbenmann, der den großen Künstlern Europas immer wieder das wertvolle Ultramarinblau, das Sacré Bleu, anzudrehen versucht? Henris engster Freund, der malende Bäcker Lucien Lessard, trifft kurz nach van Goghs Tod überraschend seine große Liebe Juliette wieder, die jedoch in Verbindung zu dem Farbenmann zu stehen scheint. Bald kommen Henri und Lucien der unfassbaren Wahrheit hinter den größten Malern und Kunstwerken aller Zeiten auf die Spur.

Kritik

Christopher Moore ist ein Kuntsbanause - und das meine ich in einem absolut positiven Sinne. In "Verflixtes Blau!" nimmt der amerikanische Autor die europäische Kunstgeschichte aufs Korn und zeichnet mit Worten ein freches, etwas frivoles und fantastisches Bild von berühmten Malern und deren legendären Werken. Da die Handlung im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, spielen vor allem Künstler aus dieser Zeit tragende Rollen, darunter Vincent van Gogh, Henri Toulouse-Lautrec, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Édouard Manet und Georges Seurat. Der kunstbegabte Bäcker Lucien Lessard ist hingegen eine fiktive Figur, ein junger Mann, der zwischen Backstube und Atelier aufgewachsen ist und viele große Künstler seiner Zeit seine Freunde oder sogar Onkel nennen darf.

Sofern man kein ausgewiesener Kunstkenner ist, der die Biografien aller großen Maler im Kopf hat, durchschaut man zwar nicht immer die Hintergründigkeit von Moores Humor und muss sich erst einmal an die vielen Namen und Bildtitel gewöhnen, doch das stellt nicht wirklich vor Probleme. Der Unterhaltungswert ist ganz allgemein hoch. Moore lässt die Charaktere absurde Situationen erleben und herrlich trockene und ironische Dialoge führen.

Ein besonderes Highlight ist Moores Version von Henri Toulouse-Lautrec. Dieser Maler adliger Herkunft, der von 1864 bis 1901 lebte und durch seine Plakate für das Varieté Moulin Rouge berühmt wurde, fällt aufgrund seiner erblich bedingten Knochenkrankheit, seiner Alkoholsucht und seines Todes mit gerade einmal 36 Jahren eigentlich in die Kategorie tragische Figur, was auch in diesem Roman immer wieder durchschimmert, dennoch sorgt Christopher Moores Version von Henri Toulouse-Lautrec für viel Erheiterung und gewinnt schnell die Herzen der Leser. Henri ist der unanständige Lebemann mit Herz, der die Prostituierten, mit denen er sich vergnügt, liebevoll-anzüglich behandelt, der sehr viel trinkt, ständig Ideen für sehr gewagte Kunstwerke hat und mit Humor auftrumpft. Seine Versuche, dass Richtige zu tun, um seinem Freund Lucien zu helfen, sind oftmals ungeschickt, aber gut gemeint. Es ist kaum möglich, ihn nicht gern zu haben.

Spannung würde ich eher nicht als eine Tugend dieses Romans bezeichnen, da sich zumindest der Ausgang der Geschichte für Lucien sehr leicht vorhersehen lässt, aber "Verflixtes Blau!" will trotz einiger Elemente, die in Richtung Detektivgeschichte gehen, keine Hochspannung erzeugen, sondern vor allem eine unterhaltsame und kreative Geschichte erzählen. Mit Erfolg.

Fazit

Christopher Moore ist und bleibt, trotz gelegentlich etwas schwächerer Romane, ein Meister der respektlosen, frechen, bunten und liebenswerten Unterhaltung.

Maret Hosemann - myFanbase
30.10.2012

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