Bewertung
Koontz, Dean

Die Unbekannten

"Es ist, als würde irgendein Zirkus aus der Hölle für ein zweitägiges Gastspiel seine Zelte aufbauen. Sie haben keine Elefanten, ihre Kunststücke sind langweilig und ihr Clown ist nicht komisch."

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Inhalt

Als der zurückgezogen lebende Kunstschreiner Grady Adams bei einem Spaziergang mit seinem Hund zwei seltsame Wesen entdeckt, die menschliche Eigenschaften und die Merkmale verschiedener Tiere in sich vereinen, ändert sich sein Leben für immer. Er nimmt die beiden erstaunlichen Geschöpfe mit nach Hause und benachrichtigt die Tierärztin Cammy Rivers. Bald wird auch die Regierung auf die Angelegenheit aufmerksam und fällt in Gradys abgeschiedene Idylle ein. Zur gleichen Zeit besucht Henry Rouvroy nach vielen Jahren seinen Zwillingsbruder Jim, jedoch nicht, um diesem wieder näher zu kommen, sondern um dessen Platz einzunehmen. Auch für den Obachlosen Tom Bigger beginnt ein neues Leben, als er Zeuge eines erstaunlichen Ereignisses wird und sich auf den Weg macht, eine Aufgabe zu erfüllen, die er selbst nicht kennt.

Kritik

Wenn man überzeugte Dean-Koontz-Leser und begeisterte Stephen-King-Fans in einer Diskussionsrunde gegeneinander antreten lassen würde, könnte das beinahe so spannend werden, wie es die Romane dieser beiden erfolgreichen Fantasy/Horror-Autoren sind. Ich würde bei einer solchen Debatte auf der Seite der Dean-Koontz-Leser stehen, da ich seit Jahren ein solcher bin, doch über den Roman "Die Unbekannten" muss man leider sagen, dass er exakt das verkörpert, was Stephen-King-Fans den Werken des Mr. Koontz gemeinhin vorwerfen: eine harmlose Handlung, ausufernde Nebensächlichkeiten und ein unbefriedigendes Ende.

"Die Unbekannten" ist eine ziemliche Enttäuschung. Die Haupthandlung um die beiden mysteriösen Geschöpfe, die Puzzle und Riddle genannt werden, nimmt nie an Fahrt auf und verliert sich in Beschreibungen des Aussehens und des Verhaltens der Tiere. Es wird permanent betont, wie wundervoll Puzzle und Riddle sind, und der Leser weiß, dass er sich absolut keine Sorgen um die Sicherheit der beiden Wesen und ihrer menschlichen Freunde machen muss. Rund um Puzzle und Riddle entsteht eine immer kitschiger werdende Atmosphäre, die irgendwo zwischen "E.T." und "Free Willy" angesiedelt ist und kaum Unterhaltungswert besitzt.

Die Nebenhandlung um Henry Rouvroy, der seinen Zwillingsbruder tötet, um dessen Platz einzunehmen, verspricht zunächst mehr Spannung, wird jedoch zunehmend wirrer und erhält keine sinnvolle Auflösung. Auch Tom Biggers Reise ins Unbekannte gestaltet sich spannungsarm und zu überfrachtet mit philosophischen Gedanken über Verzweiflung und Hoffnung.

Am Ende gibt es zwar Andeutungen darüber, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen, doch bleibt dies sehr vage und daher ebenso enttäuschend.

Fazit

Dean Koontz kann entschieden mehr, als er hier zeigt. "Die Unbekannten" ist nicht schlecht geschrieben, lässt aber Spannung, Schwung und Witz vermissen und wirkt alles in allem sehr unbefriedigend auf den Leser.

Maret Hosemann - myFanbase
15.05.2012

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