Bewertung
Isau, Ralf

Der Herr der Unruhe

"Die Maschine formt gemeinhin feinsinnige Menschen von stiller, zurückhaltender Wesensart."

Inhalt

Der Sohn eines jüdischen Uhrmachers, Nico die Rossi, muss als Junge mit ansehen, wie sein Vater von dem reichen Geschäftsmann Massimiliano Manzini aufgrund der Gravur einer angefertigten Uhr ermordet wird. Nico flieht und findet schließlich Unterschlupf bei einem jüdischen Uhrmacher-Eheepaar in Wien. Der Mord an seinem Vater lässt ihm jedoch keine Ruhe und so kehrt er Jahre später in seine Heimatstadt Nettunia zurück, um den Mord zu rächen. Dort ist Manzini mittlerweile erfolgreicher Politiker und genießt großen Einfluss. Außerdem scheint er in Verbindung mit dem Faschisten Mussolini zu stehen, was für den jüdischen Nico eine weitere Gefahr darstellt. Er gibt sich allerdings als Christ Niklas aus, um seinen Racheplan ungehindert durchführen zu können. Dieser wird durchkreuzt, als sich Nico in die Tochter von Manzini verliebt und hin- und her gerissen ist. Ihm steht nun nicht nur eine schwere Entscheidung bevor, sondern auch noch die große Gefahr, die aufgrund seiner jüdischen Herkunft auf ihm lastet, denn der Faschismus breitet sich in Italien immer weiter aus und der zweite Weltkrieg beginnt...

Allerdings hat Nico eine besondere Gabe: Er kann sich auf unerklärliche Weise mit leblosen Dingen verständigen, sodass diese ihm regelmäßig eine große Hilfe sind.

Kritik

Nachdem ich schon lange kein Fantasy-Buch mehr gelesen hatte, war ich voller Vorfreude auf dieses Buch und wurde nicht enttäuscht. So richtig in das Genre Fantasy würde ich diesen Roman zwar nicht einordnen, aber den Anspruch der Spannung und Besonderheit erfüllte er auf jeden Fall. Mir hat besonders gut gefallen, dass der Autor in der Zeit hin - und her springt, sodass man erst nach und nach viele Hintergründe erfährt und manches nur rückblickend und zusammengesetzt Sinn ergibt. Dies hat die Spannung einerseits gesteigert und es andererseits erlaubt, ab und zu durchzuatmen, wenn es zu verstrickt und düster wurde.

Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus kommt erst langsam ins Spiel und wurde meiner Meinung nach sehr geschickt gelöst. Ich bin eigentlich ein gebranntes Kind und wurde in der Schule so oft mit diesem Thema konfrontiert, dass ich normalerweise historische Romane mit diesem Schwerpunkt gar nicht erst lese, doch hier wurde ich sehr positiv überrascht. Erstens war die Erzählung aus der italienischen Sicht sehr interessant und mal etwas anderes, und zweitens schafft es Ralf Isau, einem den geschichtlichen Aspekt sehr authentisch und spannend zu veranschaulichen. Natürlich wird dieses düstere Thema hier weder verharmlost noch auf Banales reduziert. Ein sehr überzeugender Aspekt war dabei meiner Meinung nach, dass man erst den Charakter von Nico immer besser kennen lernt und an seiner Lebensgeschichte teilnimmt, bevor der historische Kontext dazu kommt und der Rahmen etwas in Richtung politische Geschehnisse ausgedehnt wird.

Selbstverständlich kommen auch Romantiker auf ihre Kosten. Der Konflikt zwischen persönlichen Interessen und Liebesbeziehungen ist zwar keineswegs neu, wird hier aber auch so geschickt inszeniert, dass man auf den Ausgang gespannt ist, auch wenn man sich schwer vorstellen kann, dass Nico und seine Laura nicht zueinander finden.

Einzig gegen Ende hin wird die Handlung etwas langatmig und nachdem schon einige spannende Twists abgehandelt wurden, hätte man den Weg zum finalen Kampf durchaus etwas kürzer halten können.

Fazit

Ein sehr spannendes Buch, das es schafft, Fantasy und Abenteuer mit geschichtlichen Ereignissen zu verbinden und dabei nie langweilig zu werden. Die Charaktere werden detailliert und liebevoll beschrieben und man fiebert in jedem Moment mit. Auf jeden Fall empfehlenswert für jeden, der es mit mehr als 700 Seiten aufnehmen möchte!

Klara G. - myFanbase
08.11.2011

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