Bewertung
Nasir, Tanja

Am Anfang war die Mail

Warum auf eine Frau festlegen, wenn man täglich eine andere haben kann?

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Inhalt

Mitzwanziger Joshua ist Schlagzeuger in der neu gehypten Band "Dark Tower Alliance" (DTA) und bei den Frauen sehr beliebt. Vor Fanbriefen und anzüglichen Angeboten kann er sich kaum retten, dennoch ließ die große Liebe bisher auf sich warten ... bis er eines Tages plötzlich eine geheimnisvolle E-Mail erhält, die sein bisheriges Denken auf den Kopf stellt und ihn an nichts anderes mehr denken lässt, als an dieses eine Mädchen.

Kritik

Es gibt Bücher, die einen wirklich überraschen können und das in jeder Hinsicht. "Am Anfang war die Mail" zähle ich trotz kleiner Schwächen dazu, wenngleich ich diesen Roman eher der Kategorie Kurzgeschichte zuordnen würde.

Etwas über diesen Debütroman zu schreiben ist keine Leichtigkeit, zumindest wenn man den zukünftigen Lesern den Spaß nicht verderben will. Denn eines sei gesagt: der erste Eindruck, den die Inhaltsangabe vermittelt und der Einstieg in die Geschichte, stellen auf den ersten Blick zwei völlig verschiedene Paar Schuhe dar. Die Geschichte wird nämlich aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt und das bringt einige Irrungen mit sich. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Diese Frage geisterte mir mehr als einmal durch den Kopf und ließ mich neugierig am Ball bleiben. "Am Anfang war die Mail" ist eben eine kleine Geschichte über die Wirrungen der Liebe, deren Titel wunderbar zur Handlung passt.

Alles dreht sich um den charismatischen Schlagzeuger Joshua, der sich vor weiblichen Fans kaum retten kann und sich bei Frauen demzufolge kaum anzustrengen braucht - sie liegen ihm quasi zu Füßen. Anfangs erinnert die Story ein wenig an Teenie-Romanzen wie "Groupies bleiben nicht zum Frühstück", in denen ein junges Mädchen einem Popstar den Kopf verdreht und sich bald, verfolgt von dem Zorn eifersüchtiger Groupies, in Sicherheit bringen muss. Hier sieht der Fall jedoch komplett anders aus. Plötzlich sieht sich Womanizer Joshua einem Mädchen gegenüber, das ein Buch mit sieben Siegeln zu sein scheint und seine grauen Gehirnzellen zum arbeiten bringt. Was ist wahr und was ist falsch? Wer ist dieses Mädchen wirklich, das Joshua diese aufrüttelnde Mail geschickt hat und ihm seitdem schlaflose Nächte bereitet? Das muss sich nicht nur Josh fragen, auch der Leser bleibt darüber die meiste Zeit im Unklaren. Gerade das macht den Reiz des Buches aus.

Tanja Nasir verfügt über einen leichten und angenehm zu lesenden Schreibstil, der mittels einer lockeren wie frechen Grundstimmung zu überzeugen weiß. Sofort wird man in die Handlung hineingerissen und beginnt zu grübeln. Hat man alle Zusammenhänge aber erst einmal begriffen, ist die Story auch schon vorbei. Und da liegt der Knackpunkt dieser kurzen Geschichte, Emotionalität und Charaktertiefe betreffend. Besonders betroffen davon sind Joshuas Bandkollegen und das mysteriöse Mädchen. Wer sind sie wirklich? Was macht sie aus? Es gibt weder einen konstanten Nebenplot, noch werden einzelne Motivationen verständlich erläutert, d. h. die Charaktere bieten durchaus interessante Facetten, kommen aber leider zu kurz. Genauso wie das Ende, das viel zu schnell eingeläutet wird und dadurch nicht wirklich unter die Haut geht. Das ist Schade, weniger unerhaltsam macht es dieses Erstlingwerk aber dennoch nicht.

Fazit

Am Anfang war die Verwirrung, gefolgt von fesselnder Neugierde und einem Ende, das nach mehr Romantik und Tiefe verlangt – alles in allem ein unterhaltsames wie ausbaufähiges Erstlingswerk, zeitgemäß und frech erzählt.

Doreen B. - myFanbase
23.04.2011

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