Bewertung

Review: #5.03 Und führe mich nicht in Versuchung...

Foto: Jere Burns, Justified - Copyright: 2013, FX Networks. All rights reserved.; Kurt Iswarienko
Jere Burns, Justified
© 2013, FX Networks. All rights reserved.; Kurt Iswarienko

Es ist schon ein ziemlich ironischer Titel, den die Drehbuchautoren dieser Episode gegeben haben. Denn vieles von dem, was die Protagonisten tun und entscheiden, ist nicht unbedingt guten Absichten geschuldet oder zumindest nur, wenn man großzügig ein Auge oder beide zudrückt. Und selbst wenn die Absichten edel sein mögen, so stellt "Justified" immer wieder die grundlegende Frage, wie wertvoll diese guten Absichten überhaupt sind, wenn dafür Leute über den Tisch gezogen oder gar getötet werden müssen. Wie heißt es doch so schön: Der Zweck heiligt die Mittel. Oder nicht?

Beginnen wir mit Raylans Absichten, die vielleicht nicht ganz edel, aber sicherlich in Ordnung sind: Er möchte Alison rumkriegen und schafft das beinahe auch, wären da nicht verschiedene Störfaktoren, die dies immer wieder verhindern. Ein nächtlicher Störenfried entpuppt sich, entgegen der Vermutung des Marshals, als ein alter Bekannter von Alison, der mit der Sozialarbeiterin noch eine Rechnung offen hat. Damit manövrieren wir uns wieder in den moralischen Graubereich hinein: Alison hat Granger anscheinend Drogen untergejubelt, damit dieser das Sorgerecht für seinen Sohn verliert. Gute Absicht, ja. Aber das Mittel? Fragwürdig. Raylan jedoch, der für seine zweifelhaften Methoden ja selbst berüchtigt ist, verteidigt Alisons Entscheidung und entgegnet Granger nur: "She did it because she thought it was the best way to do her job." Er selbst handelt schließlich genauso und dreht und wendet die Dinge solange, bis der Zweck die Mittel tatsächlich heiligt. In dieser Hinsicht passt Alison, ob sie es nun ernst meint mit Raylan oder nicht, eigentlich ziemlich gut zu ihm, doch vielleicht führt gerade diese Ähnlichkeit bald zur Selbstzerstörung dieses neuen Paares.

Raylans Aufenthalt in Monroes Villa wird durch Rachels Mitmischen nochmal zusätzlich durcheinander gebracht, dies aber sehr zum Amusement des Zuschauers. Das Gekabbel zwischen Raylan und Rachel ist einfach immer wieder herrlich ("Call me if you're gonna be late for supper!"), vor allem weil Rachel eine der wenigen Frauen ist, die Raylan sagen kann, was Sache ist – und ihn deswegen so auf die Palme bringt. Ihre Einschätzung der Situation mit Alison stimmt nämlich hundertprozentig – Alisons Aktion mit Granger ist eigentlich ganz und gar nicht legal gewesen – und, anders als Raylan, beurteilt sie die Dinge oft viel analytischer, viel mehr aus dem Kopf als aus dem Bauch heraus. Genau deswegen ergänzen sich die zwei Marshals in ihrer Zusammenarbeit letztlich auch so gut und überlisten nicht nur Gloria, sondern letztlich auch Monroe.

Dass Monroes Fall Raylan ausgerechnet zu Wynn Duffy führt, ist natürlich großartig, besonders weil sich Raylan in der ungewöhnlichen Position wiederfindet, dass er Duffy tatsächlich vor einer Morddrohung bewahren muss, die er indirekt selbst heraufbeschworen hat (Stichwort: gute Absicht). Ihr kurzes Zusammentreffen wird allerdings jäh unterbrochen, denn Monroe taucht just in diesem Moment tatsächlich auf, wird von Mikey allerdings eiskalt niedergestreckt (Duffys herrlicher Kommentar dazu: "Mikey's a stone cold killer. Why do you think I keep him around?"). Damit kommt die Storyline rund um Monroe vorläufig wohl zu einem Ende. Nun stellt sich die Frage: Inwiefern wird dies alles noch mit dem staffelübergreifenden Geschehen zu tun haben?

Bei Boyd brennen derweil verschiedene Brandherde gleichzeitig, doch im Gegensatz zur letzten Folge sehen wir diesmal endlich wieder den Boyd in Aktion, den wir kennen und schätzen: selbstbewusst, Pläne schmiedend, Reden schwingend ("Now sometimes being a man means you gotta know when to put your foot down!"). Er setzt alles daran, den Verräter in seinen eigenen Reihen zu finden, während er Dewey abwimmelt, Ava zu beschwichtigen versucht und mit Mara einen Deal eingeht, um Paxton zu täuschen. Apropos Mara: Eine großartige Szene war das zwischen Mara und Boyd in der Bar. Die gegenseitige Anziehungskraft, die diese zwei Charaktere aufeinander ausüben, ist geradezu elektrisch, auch wenn Mara ganz klar mit ihrer Weiblichkeit spielt und sicherlich keine ungefährliche Verbündete für Boyd ist. Dennoch darf man gespannt sein, was sich hier noch tun wird. Auch der Plottwist am Ende, der Johnny Crowder als Boyds Gegenspieler entlarvt, ist taktisch definitiv gut gewählt, vor allem weil man mit Johnny einen Gegner für Boyd hat, der persönliche Rache gegen ihn verüben will und daher wahrscheinlich umso unberechenbarer agiert.

Etwas abseits vom Hauptgeschehen haben wir schließlich noch die Crowes. Wie nicht anders zu erwarten war, reißt Daryl mühelos die Kontrolle an sich und schafft es sehr schnell, den armen Dewey (man muss ihn direkt bemitleiden) zu verunsichern und zu manipulieren. Dewey ist zwar strohdumm, war aber eigentlich nie jemand mit wirklich bösen Absichten, sondern einfach nur ein Mitläufer, der immer benutzt wurde. Ob er nun in der Lage sein wird, seinen Kollegen und Freund Wade zu töten, wird sich zeigen – wenn er es aber ist, dann überschreitet Dewey eine Schwelle, von der es kein Zurück mehr gibt. So oder so steht er jetzt unter der Fuchtel seines übermächtigen Cousins, der mit Danny und Jean bereits seine Kumpanen nach Kentucky geholt hat und sicher für nichts Gutes sorgen wird.

Während die zwei zentralen Storylines rund um Raylan und Boyd also gut zu unterhalten wissen, tut sich der Subplot rund um die Crowes leider noch etwas schwer. Zu zäh ist das derzeit, was bei Daryl, Dewey und Co. passiert – da muss noch mehr kommen. Dafür aber gibt es einen Bonus für die Einbindung von Rachel ins Geschehen (apropos, wo ist eigentlich Tim?) und für alles, was Duffy diesmal wieder gebracht hat (Stichwort: Shotgun). Insgesamt ist #5.03 Good Intentions eine solide "Justified"-Folge, die vieles richtig macht, die aber die Stories noch nicht so vorwärts bringt, wie man es sich wünschen würde.

Maria Gruber - myFanbase

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