Bewertung

Review: #1.02 Mord ist in Mode

Die zweite Episode einer Serie ist immer ein wenig ein Glückspiel, nachdem man im Piloten sehr viel zu erzählen hatte, da man die Grundsituation etablieren musste, besteht die Aufgabe jetzt darin, ein wenig das Tempo herauszunehmen und den Status Quo einzuführen. Gerade da es sich bei "White Collar" um ein Procedural handelt, war klar, dass es sich bei #1.02 Threads wohl um eine fallzentrierte Folge handeln würde.

Leider kann man hier das Niveau des Einstieges nicht halten, was ganz klar am eher enttäuschenden Case of the Week liegt, in dem man das Potential des Ermittlerteams aus FBI-Agenten und Con-Artist leider nicht annähernd ausschöpft. Es wäre schön gewesen, wenn man an dieser Stelle einen Fall hätte präsentieren können, in dem Neal mit seinen besonderen Fähigkeiten hätte glänzen können, stattdessen wirkt er hier leider manchmal etwas deplaziert. Neals Idee, den Lebemann Ghovat, der hier der gesuchte Geldfälscher der Woche ist, inmitten der New Yorker Fashion Week mit einer Party zu ködern, ist nun nicht wirklich originell und hätte eigentlich von jedem anderen Ermittlungsbeamten kommen können, und Neals Täuschungsversuche auf der Party selbst waren auch alles andere als beeindruckend. Den "Ich remple Dich an und stehle Dein Handy"-Trick haben wir schließlich alle schon gesehen. Schade, dass den Autoren hier nichts besseres eingefallen ist. Auch sonst ist dieser Teil der Folge nicht wirklich der Erwähnung wert, abgesehen von dem Detail, dass die sensible Schmugglerware in ein Designerkleid eingenäht wurde und somit der Bezug zur Fashion Week hergestellt wurde, ist hier alles mittelprächtige Krimiware.

Aber ich schaue diese Serie ja auch nicht in erster Linie wegen ihrer spannenden Kriminalfälle, schließlich können mich auch "C.S.I" und Konsorten nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Worauf es hier ankommt, ist die Dynamik zwischen den Hauptfiguren, und da passt die Chemie zum Glück wunderbar. Neal und Peter können hier in eigentlich all ihren gemeinsamen Szenen glänzen, sei es bei der gemeinsamen Taxijagd oder wenn Peter vorgeben muss Neals Bodyguard zu sein, die beiden liefern sich herrliche Dialoge, die dem Zuschauer einfach Spaß machen. Kommt dann auch noch Elizabeth dazu, bilden sie wirklich ein tolles Gespann. Womit wir aber wieder beim nächsten Kritikpunkt wären, Elizabeth wirkt abgesehen von den Momenten, in denen sie mit Neal und Peter fungiert, leider noch wie ein Fremdkörper im Gesamtgefüge. Der kleine Nebenplot, den man in dieser Episode um Peter und seine neue Uhr mit ihr entwickelt hat, ist einfach völlig überflüssig. Dass Peter sich mit einer teuren Designeruhr nicht wohl fühlen würde, war klar und sollte eigentlich seiner Ehefrau auch klar sein, vor allem, da sie sonst nicht wirkt, als projiziere sie ihre eigenen Wünsche auf ihren Mann.

Auch die neue Ermittlerin, Laura Cruz, die uns hier vorgestellt wurde, konnte mich nicht überzeugen. Was wurde aus der FBI-Agentin Diane, die uns noch beim letzten Mal als völlig unentbehrlich für Peter präsentiert wurde? Von ihr ist hier mit keiner Silbe die Rede, und auch die Darstellerin Marsha Thomason ist völlig aus dem Vorspann verschwunden, was meiner Meinung nach sehr schade ist, da sie als taffe Polizistin wesentlich mehr überzeugen konnte. Laura Cruz ist bisher leider noch mehr großes, dünnes Modell, als ein ernstzunehmendes weibliches Gegengewicht zu Peter und Neal. Ich hoffe, bei ihr wird noch einiges an Entwicklungsarbeit folgen, denn wenn man sie, wie ich vermute, auf lange Sicht als potentielle Flirtpartnerin mit der zugehörigen sexuellen Spannung für Neal etablieren will, ist da noch viel Arbeit zu leisten.

Richtig gut gefallen hat mir das Weiterspinnen der Nebenhandlung um Neals Ex-Freundin Kate, was über Gespräche mit Mozzie erfolgt ist. Es scheint sich also mehr dahinter zu verbergen, als nur ihr Willen aus Neals Leben zu verschwinden. Sie hat ihm eine geheime Botschaft zukommen lassen (über die Tatsache, dass die Art und Weise doch arg an den Haaren herbeigezogen ist, sehe ich einmal großzügig hinweg), deren Inhalt als Cliffhanger für diese Folge fungiert. Ich bin gespannt, ob Neal damit dann zu Pete gehen wird oder ob er seine Nachforschungen nach Kate weiter im Geheimen betreibt.

Abschließend lässt sich sagen, dass diese Folge einige Defizite aufzuweisen hat, sich aber dank seiner beiden routinierten Hauptdarsteller, die glücklicherweise keine Zeit benötigen, um sich aufeinander einzustellen und so auch über einige Untiefen des Drehbuches hinwegtäuschen können, über das Mittelmaß hinausheben kann. Als weiteren sehr positiven Aspekt möchte ich noch die wirklich atemberaubend schön in Szene gesetzten Schauplätze in New York erwähnen, die der Serie viel Leben einhauchen und ihren Stempel aufdrücken, wozu Studioaufnahmen und immer wieder gleiche Einspieler nicht in der Lage sind.

Cindy Scholz - myFanbase

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