Bewertung

Review: #8.18 09:00 - 10:00 Uhr

Das letzte Viertel der Staffel steht bevor und für Jack Bauer ist es eine Art Neustart, weil der nächste große Verlust in seinem Leben eine deutliche Wut hinterlassen hat. Dafür hat er sich in dieser Stunde noch sehr gefasst verhalten, aber es passierte aus seiner Sicht schließlich auch Unglaubliches.

Das große Ganze

"24 – Twenty Four" hat nach relativ viel Schießerei und Verfolgungsjagd in den letzten Stunden eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Das ist in der Regel nicht gerade positiv, weil der Übergang zu dem nächsten kleineren Handlungsbogen nach einem solchen Abschluss durchaus zum Rumdümpeln neigt und man eine solche Stunde einfach nur schnell hinter sich bringen will. Doch die Autoren schaffen es dieses Mal, nur mit politischen Diskussionen eine aus meiner Sicht hochspannende Episode zu kreieren, in der besonders Gregory Itzin, Cherry Jones und Bob Gunton glänzen konnten. Diese lieferten sich ein wahres Rededuell um die zentrale Frage der Episode. Soll man die Russen mit ihrem unverschämten Plan davon kommen lassen und als Mitwisser die neue Präsidentin von Kamistan, Dalia Hassan, belügen, oder ist Gerechtigkeit noch immer das Wichtigste überhaupt? Charles Logan hat dazu einen ebenso deutlichen Standpunkt wie Ethan Kanin auch. Ich bin insofern hin- und hergerissen, weil ich beide Meinungen absolut verstehen kann und es mir schwer fällt, die Entscheidung der Präsidentin zu verurteilen. Solch ein Vertrag ist wohl wirklich wichtiger, als ein internes Problem bei den Russen. Immerhin scheinen die auch Kräfte innerhalb der Regierung zu haben, die andere Pläne verfolgen als das Oberhaupt. Diesen kann man viel mehr schaden, wenn man den Vertrag durchdrückt, denn genau das wollten sie schließlich verhindern. Die Präsidentin stößt also auch an ihre moralischen Grenzen, was weitere Auswirkungen hat.

Bleibt im Zusammenhang mit diesem hervorragenden Dialog noch die Frage, was die wahren Absichten von Charles Logan sind. Dieser hat sich innerhalb von zwei Episoden wieder als ambivalenter Charakter profiliert und wirft ruckzuck viele Fragen auf. Woher wusste er davon überhaupt? Was bezweckt er mit seiner Haltung, seinen Drohungen und seinen Ratschlägen? Die Geheimniskrämerei trifft genau meinen Nerv und ich kann die nächsten Episoden kaum abwarten, um herauszufinden, was sich die Autoren da ausgedacht haben. Inzwischen hat sich die Staffel so entwickelt, dass ich doch wieder höhere Anforderungen habe bzw. glaube, dass diese zu erfüllen sind.

Spion oder die Frage, ob da jetzt noch was Gutes kommt

Jack hat sich natürlich entschlossen, die Schuldigen für Renee Walkers Tod ausfindig zu machen und Chloe O’Brian ahnt bereits, was da auf sie zukommen wird. Schnell spürt sie, was es bedeutet, Verantwortung zu haben. Jack sucht jedenfalls die letzte verbliebene Spur auf, Sergi Bazhaev, der aus Sorge um seine Familie eigentlich nichts sagen will, dann aber auch feststellt, dass Jack nicht nachgeben wird und seine Familie vielleicht sogar sicherer ist, wenn Jack ihm sein Wort gibt. Jack findet also heraus, was wirklich vor sich geht. Er hat allen Grund, vor Wut zu toben, hält sich aber erst mal zurück. Dana Walsh soll es sein, die ihm mehr sagen kann. Ist sie also doch mehr als eine geldgierige Computerspezialistin? Ist sie viel tiefer involviert, als man nach der großen, völlig sinnlosen Storyline um Kevin Wade vermuten konnte? Es gibt Momente, da flackert mein Serienherz auf und vermittelt mir, dass es sich tatsächlich lohnen könnte, dass man sich durch den ersten Teil der Staffel gequält hat. Wirklich begeistern konnte Katee Sackhoff auch in den Szenen dieser Episode nicht, weil sie letztlich nichts Neues beisteuern konnte. Doch Jack holt mit seiner Wut sehr viel aus den Szenen heraus. Schade ist nur, dass Freddie Prinze Jr. weiter keine Gelegenheit bekommt, als Cole Ortiz mal wieder richtig involviert zu werden und wie Arlo Glass weiter völlig verloren geht.

Das verschenkte Potenzial muss Jack mit Allison Taylor kompensieren. Die Präsidentin ist extra zur CTU gefahren, um sich richtig erklären zu können, weil sie natürlich weiß, dass Jack darüber nicht besonders glücklich sein wird. Jack ist natürlich völlig baff und kann verständlicherweise nicht nachvollziehen, warum jetzt auch die Präsidentin, die ihm so viel zu verdanken hat, den Rücken zukehrt. Jack steht da voll auf der Seite von Ethan, nur dass sein Wort noch weniger Gewicht hat. Auch dieser Dialog konnte mich überzeugen. Die Serie lebt noch, weiß zu unterhalten und kann Diskussionen auf einem hohen Niveau führen. Damit hat man es gut geschafft, die neue Grundlage für den Rest der Staffel zu legen. Die Präsidentin will den Vertrag durchboxen und Jack will seine Rache, für die er keinerlei Unterstützung zu erwarten hat. Sein Feldzug kann jetzt beginnen. Nach dieser starken theorielastigen Episode hoffe ich jedoch, dass die nächste Stunde wieder mehr Action zu bieten hat und das Tempo wieder deutlich angezogen wird. Dann kann dieses letzte Drittel der Staffel vielleicht noch für den ganzen Beginn entschädigen.

Fazit

Die Serie zeigt mit dieser Episode, dass sie auch ohne große Action eine sehr interessante und somit sehenswerte Stunde auf die Bildschirme zaubern kann, die allein durch die unterschiedlichen Standpunkte der einzelnen Charakter lebt. Aus dem Mute der Verzweiflung ist wieder echter Anspruch an die Serie entstanden. Wenn es qualitativ so weiter geht, dann dürfen wir uns wohl auf ein tolles Serienfinale freuen.

Emil Groth - myFanbase

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