Bewertung

Review: #1.11 Vox Populi

Der Tod von Gracie Leigh sorgt in mehrerer Hinsicht für viel Unruhe. Gray Anderson nutzt auch diese Unruhen aus, um den Wahlkampf zu bestreiten, und Dale Turner sinnt nach Rache. Auch andere Geschichten bekommen neue Nahrung, doch die große Frage nach den Gründen für den Anschlag gerät dadurch deutlich ins Stocken, bis sich die Episode ihrem Ende nähert.

Abstimmung

Die Wahl steht unmittelbar bevor und die Stadt ist deutlich gespalten. Natürlich ist Johnston Green ein toller Bürgermeister, der schon über Jahre für Zufriedenheit und Ruhe in Jericho gesorgt hat. Die Extremsituation der letzten Wochen hat ihn aber sehr angreifbar gemacht und Gray Anderson konnte das bestens für sich nutzen. Johnston hat sehr zurückhaltend agiert und war vor allem auf Sicherheit bedacht. Gray hat den fehlenden Aktionismus zurecht eingeklagt und auch wenn er gerne mal über das Ziel hinaus geschossen hat und als Opposition mehr erzählen kann, weil er letztlich nicht entscheiden muss, so hat er doch auch bewiesen, wie wichtig ihm die Stadt ist. Er hat schließlich auch viel getan. Er ist durch die Gegend gefahren, um Informationen zu sammeln. Er hat die Polizeiarbeit unterstützt und er hat auch die richtigen Fragen gestellt und Defizite offen gelegt. Dass die Nahrungsmittel aus China nicht freigegeben wurden, konnte ich beispielsweise auch nicht nachvollziehen. Insofern hat er die Wahl auch nicht völlig unverdient gewonnen. Seinen Worten lässt er auch direkt Taten folgen. Ich bin aber jetzt vor allem gespannt, wie er nun als Verantwortlicher weiter schnell agiert oder doch auch zögerlicher wird. Immerhin hätte er aus Aktionismus beinahe einen unschuldigen Menschen getötet. So einfach ist es also alles nicht. Interessant dürfte auch die weitere Rolle von Johnston sein. In der jetzigen Krise ist eine Zusammenarbeit enorm wichtig und bisher habe ich den Eindruck, dass auch Johnston nur das Beste für die Stadt im Sinn hat und deshalb jetzt nicht der knallharte Oppositionspolitiker wird, sondern eher mit Gray koaliert, damit sie diese völlig unbekannte Situation noch besser in den Griff bekommen. Letztlich bin ich aber froh, dass die Wahl vorbei ist und man sich nun auch wieder vermehrt anderen Dingen widmen kann.

Rache

Der Mord an Gracie muss natürlich in dieser Episode thematisiert werden. Jonah Prowse als Sündenbock hinzustellen, ist natürlich ein Leichtes, weil das vielen Bürgern genau in die Hand spielt. Doch natürlich ist es nicht so. Auch Jonah ist nicht unantastbar und wurde von seinen eigenen Männern verjagt. Diese Meuterei ist zwar unerwartet gewesen, aber da Versorgungsengpässe und andere Sorgen natürlich auch diese Bande beschäftigt, ist es alles andere als absurd. Jonah sucht Zuflucht bei seiner Tochter Emily Sullivan und kommt ihr so nahe, dass er ihr erklärt, dass Jake Green nichts für den Tod von Chris kann. Die Vater-Tochter-Szenen, die klar unter dem Aspekt des Abschieds verliefen, hatten tatsächlich etwas Rührendes, haben sich aber insgesamt relativ lange hingezogen. Ich glaube auch nicht, dass wir von Jonah nichts mehr hören werden. Der Schwerpunkt auf seiner Geschichte mit der Flucht und dem Hin und Her hat mir aber auch insgesamt zu viel Platz eingenommen, da mich Jonah als Charakter dann doch nicht so sehr interessiert hat. Vielleicht ist es ganz gut, wenn er jetzt erst mal verschwunden ist und dann vielleicht noch mal mit einer wichtigen Funktion zurückkommt.

Dale hat unterdessen seine eigenen Schlüsse ziehen können. Gracie war schließlich auch eine sehr wichtige Person in seinem Leben, auch wenn sie mit ihren kapitalistischen Zügen nicht in allen Punkten übereinstimmten. Als neuer Eigentümer des Ladens merkt er aber gleich, was vor sich gegangen sein muss, denn Mitchell Cafferty stellt sich gleich mal vor. Dale ist sofort klar, wer Gracies Mörder ist, doch sein Wort wird von Gray nicht so wahrgenommen, wie es der Fall sein sollte. Dass er zur Selbstjustiz greift, ist dann wirklich heftig, zeigt aber auch, wie sehr Dale unter dem Verlust einer weiteren Bezugsperson leidet. Er braucht diese Genugtuung der Rache also, um sich selbst wieder zu finden. Die Wut hat man ihm auch schon im Konflikt mit Sean Henthorn angemerkt. Hauptsache, Dale entwickelt sich jetzt nicht zu einer düsteren Figur, denn dafür ist er dann doch einfach ein zu lieber Bengel.

Traumpaar?

Unter so einer Überschrift erwartet man bei meinen Reviews jetzt sicherlich eine lange Hommage auf Mimi Clark und Stanley Richmond. Diese haben sich in dieser Episode auch endlich ihren Emotionen hingegeben, was mich natürlich gefreut hat. Viel mehr gab es von den beiden aber auch nicht. Vielmehr muss sich der Absatz Emily und Jake widmen, die viel gemeinsame Zeit in dieser Episode bekommen haben und dabei die alten Zeiten als Traumpaar der Stadt haben aufleben lassen. Das war mir doch deutlich zu viel Kitsch, als auch noch ihr gemeinsamer Song gespielt wurde und sie kurz vor einem Kuss standen. Dafür mag ich auch einfach Heather Lisinski zu sehr und wünsche mir eher ihr Liebesglück. Emily und Jake sind einfach nichts für mich. Das konnte diese Episode nur wieder bestätigen. Dass am Ende dann Roger Hammond auftaucht, kam natürlich etwas überraschend, im Nachhinein betrachtet ist es aber nur logisch, dass man diesen Schritt geht. Emily hat am Hochzeitstag begonnen, sich vom verschollenen Roger zu entfernen. Kurz bevor dieser Prozess abgeschlossen ist, taucht der Totgeglaubte doch auf. Hier wird die nächste Episode sicherlich ihren Schwerpunkt haben und ich hoffe, dass die Menschen wieder neue Informationen von der Außenwelt mitbringen und damit die Haupthandlung voran bringen. Die Pärchendramatik war mir auch in dieser Episode in einigen Szenen zu dominant. Jetzt fängt man sogar an, Bonnie Richmond mit dem Kleinganoven Sean anbandeln zu lassen. Das ist nicht der Grund, warum ich die Serie gucke. Es darf gerne Teil der Storylines sein aber mich lockt doch eher die Weltuntergangsstimmung dieses nicht so abwegigen Szenarios, zu dem es noch viel zu viele Fragen gibt.

Die Hawkins

Immerhin kommt in kleinen Schritten ein bisschen mehr Bewegung in die Figur des Robert Hawkins, bei dem man immer noch nicht ganz sicher sein kann, ob er nun ein Guter ist oder noch ganz andere Geheimnisse hat. Doch wer auch immer sein Auftraggeber oder Chef sein mag, auch Robert ist in Ungnade gefallen. Er hat seine Familie zum Schwerpunkt gemacht, wo er eh schon viel aufholen und nachholen muss, weil das seine bisherige Aufgabe nicht zugelassen hat. Was genau dort nun vor sich geht, erfahren wir zwar natürlich nicht, aber die Situation wirkte schon sehr bedrohlich und es war nicht nur Robert, der schlucken musste, als das Satellitenbild heranzoomt und letztlich Robert mit seinem Sohn zeigt. Da sind große Mächte im Spiel und sie merken, dass sich Robert offenbar nicht so verhält, wie er sollte. Es bleiben viele Fragezeichen, aber das sind genau die Szenen, die die Serie besonders machen. Diese bedrohliche Lage für alle Charaktere lässt es mir immer wieder kalt den Rücken runterlaufen.

Fazit

Auch diese Episode wirkt für mich im Großen und Ganzen wie ein Lückenfüller, weil sie in erster Linie die Geschichten voranbringt, die mich nur bedingt interessieren. Die Tendenz, dass sich das demnächst wieder ändert, ist aber zu spüren. Es gibt also gar keinen Grund, abzuschalten.

Emil Groth - myFanbase

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