Bewertung

Review: #4.09 Die Sehnsucht nach dem perfekten Tag

Hank Moody fliegt kurz vor seiner Gerichtsverhandlung mangels Geld auch noch aus seinem Hotelzimmer raus. Wo man glaubt, dass es schlimmer nicht kommen kann, hat Hank den schönsten Tag seines derzeitigen Lebensabschnitts. Auch bei Charlie Runkle läuft es privat mal ziemlich gut, bis er ein Geheimnis erfährt.

Doppeldate

Peggy ist schon eine ganz ausgeflippte Frau, die ihren Orgasmus eher kognitiv denn physisch erreicht und immer wieder Grenzen der Fantasie austestet. Dass Charlie Peggy wichtig ist, zeigt seine Reaktion auf Marcys Anruf. Er sagt Peggy nicht einfach ab, sondern sorgt dafür, dass er sie mitbringen darf. Das ist zunächst sicherlich auch Selbstschutz, um auch etwas vorweisen zu können, doch Charlie macht auch Marcy Runkle gegenüber klar, dass er die Zeit gerade genießt und man nicht wissen kann, wohin das noch führen könnte. Für uns Zuschauer würde es sicherlich noch zu zahlreichen witzigen Sexfantasien kommen. Ich war auch überzeugt davon, dass Peggy das Ambiente nutzen wird, um ein Erwischen durch Charlies Exfrau zu provozieren, aber dafür hat das gemeinsame Essen dann wohl die falschen Neuigkeiten gebracht.

Da Marcy in ihrer Nervosität oder Leichtfertigkeit zum Rotwein greift, ist es Stu Beggs, der mit der Nachricht rausplatzen muss. So erfährt Charlie also von Marcys Schwangerschaft. Seine Reaktion ist da wenig überraschend. Was soll er dazu sagen. Er ist natürlich sprachlos und kann sich nicht wirklich freuen. Es ist sicher eine Mischung aus vielen Dingen. Zum Einen wird er Marcy für verantwortungslos halten, weil sie so schnell schwanger geworden ist, obwohl das gar nicht zu ihr passt. Er wird sich auch fragen, warum er es nicht dazu gebracht hat und insgeheim wird er rechnen, ob das Kind nicht sogar von ihm sein könnte. Er müsste den Arztbesuch mit Marcy schließlich noch im Kopf haben, als diese dort genau nachgefragt hat, ob sein Sperma doch noch fruchtbar ist. Mal schauen, wann die Autoren Charlie zu der Erkenntnis kommen lassen, dass es sein Kind ist. Interessant wird dann auch sein, wie Stu reagiert, der einem schon richtig leid tut, freut er sich doch so sehr über die Vaterschaft.

Peggy ist derweil nicht angetan, dass Charlie offenbar noch Gefühle für seine Ex-Frau hat, wobei das auch naiv ist. Man wird für einen Menschen, mit dem man so lange zusammen war, immer Gefühle haben. Peggy lässt dann zur Zuschauerfreude noch die Dramaqueen raushängen, fügt Charlie Schmerzen zu, um ihn dann mit einem Blow Job zu besänftigen. Interessante Strategie. Sie scheint jedenfalls auch etwas mehr zu wollen, als nur einen Sexpartner.

Another perfect day

Hank wird aus Mitleid von Karen und Becca zu einem Familienwochenende gebeten, Vielleicht ist es auch nur die weise Voraussicht, dass nach der Gerichtsverhandlung diese Gelegenheit nicht mehr möglich ist, sollte Hank ins Gefängnis kommen. Für ihn dürfte sich der Tag wie eine Art Henkersmahlzeit angefühlt haben. Als hätte er noch mal einen Wunsch frei, bevor es bergab geht. Ich habe es mindestens genau so wie Hank genossen, die Moodys in solch glücklicher Vertrautheit zu sehen. Die Autofahrt hatte so viel Harmonie, dass man fast den Tränen nahe war. Solche Momente kann die Serie immer wieder perfekt in Szene setzen. Ganz toll. Wenn so etwas nicht dafür sorgen kann, einen Menschen zu bessern und seine Prioritäten zu setzen, dann weiß ich auch nicht mehr.

Am Abend nimmt der Tag aber eine ganz andere Wende, denn Becca klaut Hank die Autoschlüssel und fährt sich und Pearl beinahe zu Tode. Das führt zu zweierlei Dingen. Erstens entsteht ein Konflikt zwischen Karen und Ben, der natürlich sauer ist, dass Hank nicht auf seine Tochter aufgepasst hat. Dass dies auch ihm hätte passieren können, ist in einer solchen Situation nebensächlich. Letztlich liegt das Vergehen auch bei den Töchtern. Karen weiß das und verteidigt Hank, was Ben nur noch wütender macht. Mal schauen, ob das nur kurzfristiger Natur ist oder ob Ben da nachtragend ist.

Die zweite Folge aus dem Unfall ist ein mal wieder tolles Gespräch zwischen Hank und Becca. Diese fühlt sich dafür schuldig, einen schönen Tag verdorben zu haben. Hank findet daraufhin aber genau die richtigen Worte und macht ihr klar, welch großen Fehler sie gemacht hat. Allerdings ist es sich wohl bewusst, dass er selbst derjenige ist, der weiß, wie schnell man Fehler begeht. Er macht also Becca keinerlei Vorwürfe, sondern erzählt, wie er nach guten Tagen strebt. Hank ist hier endlich mal wieder ein guter Vater, der seiner Tochter die volle Aufmerksamkeit widmet und sie gerecht behandelt. Diese Momente sind immer sehr toll in der Serie und auch in dieser Folge ist es absolut gelungen.

"I don't know, how we got here, but this is, where we are"

Nach dem ersten intensiven Gespräch folgt gleich noch ein zweites. Hank und Karen lassen ihre gemeinsame Vergangenheit Revue passieren. Dabei kommt sehr viel Demut auf. Es war aber unheimlich schön, wie Karen von Hanks Lächeln erzählt und man dabei merkt, wie sehr sie ihn geliebt hat und nun darunter leidet, dass alles so dermaßen aus dem Ruder gelaufen ist. Hank nimmt unterdessen hin, dass er schuld an der Situation hat, was insgesamt sicherlich sehr vereinfacht ist, aber der größte Teil lastet schon auf seinen Schultern. Die Abschlussszene ist auch deswegen toll, weil Hank endlich mal echt ist, nicht überdreht, sexbesessen oder sarkastisch. Er sehnt sich danach, dass er mit der ganzen Geschichte abschließen kann und vielleicht irgendwie seine Ruhe findet. Dabei würde er gerne alles verdrängen. Nur das wird nicht gehen. Karen fasst auch alles, was bevor steht, noch mal bestens zusammen. Es ist klar, dass die Aussichten nicht rosig sind. Das schlimmste steht bevor und es gibt kein Entrinnen.

Fazit

Diese Episode war endlich mal wieder richtig großartig. Sie hat mit ganz viel Gefühl, tollen Momenten und grandiosen Dialogen auf die bevorstehende Gerichtsverhandlung hingearbeitet. Wie die letzte Ruhe vor dem Sturm schaffte sie eine enorme Intensität. Für Hank war es mal wieder ein perfekter Tag, für mich eine perfekte Folge. Die Vorfreude auf nächste Woche ist in vielerlei Hinsicht nun sehr groß.

Emil Groth - myFanbase

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