Bewertung

Review: #4.11 Familienfest

Zum ersten Mal in der Geschichte von "Heroes" wird ein Feiertag thematisiert – Thanksgiving. Das den Amerikanern liebste Familienfest nach Weihnachten sorgt diesmal für ein paar große Familienvereinigungen, denn sowohl die Petrellis als auch die Bennets und die Mitglieder des Karnevals setzen sich zusammen und dabei kommt es zu einigen Aussprachen. Doch obwohl sämtliche Probleme konfrontiert werden, bleibt der Gesamteindruck leider sehr unspektakulär und damit knüpft #4.11 Familienfest an das unterdurchschnittliche Niveau an, das bereits die Vorgängerepisode mit sich brachte.

"What do I have to be thankful for? I'm dead."

Nachdem in der letzten Folge die Katze aus dem Sack gelassen wurde und die Petrelli-Jungs von Nathans wahrer Natur erfahren haben, folgt nun die Konfrontation mit Mama Petrelli. Cristine Rose ist zurück, und nachdem sie in dieser Season bislang nur sehr wenig zu tun bekommen hatte, darf sie jetzt wieder glänzen. Als Matriarchin einer kaputten Familie, die weiterhin versucht, alles zu vertuschen und zu verdrängen und die mit aller Macht das Thanksgiving-Dinner durchziehen will, ist sie einfach großartig. Das Geständnis, das Angela ihren Söhnen macht, rechtfertigt zwar noch lange nicht ihre Tat, ist aber fabelhaft gespielt von Rose. Die pure Verzweiflung ihrer Figur und das radikale Klammern an ihren ältesten Sohn weiß sie perfekt zu vermitteln. Ventimiglia und Pasdar verblassen dahingegen regelrecht, vor allem aber, weil ihnen das Drehbuch nicht mehr erlaubt. Denn weiterhin bleibt Nathans Lethargie unverständlich, genauso wie man Peters relativ teilnahmslose Reaktion gar nicht nachvollziehen kann.

In dieser apathischen Situation bricht schließlich Sylar aus Nathan aus, was der gesamten Szenerie endlich den nötigen Biss gibt. Zachary Quinto ist wie immer fantastisch und zaubert aus dem bislang leidenschaftslosen Abendessen ein psychopathisch angehauchtes Marionettenspiel. Sylars Kuss mit Mama Petrelli bietet dabei den absoluten Ekelhöhepunkt, ist aber eine interessante Anspielung an eine frühere Episode, in der Angela etwas Ähnliches träumte. Ebenfalls interessant, und vor allem bezeichnend, ist Sylars Rede über die Sinnlosigkeit von Hoffnung und Schicksal – damit steht er in starkem Kontrast zu Samuel, der in dieser Episode seine wahre Bestimmung gefunden zu haben glaubt. Sind Sylar und Samuel also als Gegenüber konzipiert? Oder sind sie sich doch viel ähnlicher, als geglaubt? Denn beide verbindet eine wichtige Sache: Sie haben beide Fähigkeiten, die globale Zerstörung anrichten können und sie sind beide gewillt, diese zu nutzen.

Vorerst aber ist Sylar wieder in den Tiefen von Nathans Psyche verschwunden: Bevor Sylar Angela skalpieren kann, kann Nathan wieder Überhand gewinnen und flüchtet. Damit sind die Aussichten darauf, dass die Storyline endlich mal zum Abschluss kommt, leider nochmals in weite Ferne gerückt.

"He said I had choices. And I wanna know what they are."

Während die Petrelli-Reunion vor allem wegen Rose und Quinto noch einigermaßen in Ordnung ist, ist das Bennetsche Thanksgiving leider heillos überfrachtet mit Klischees. Hornbrille stalkt (!) Lauren im Supermarkt. Sandra hat einen Freund namens Doug Douglas (!). Und Claire muss sich natürlich den Arm aufritzen.

Die Bennets als neue Patchwork-Familie klappt nur bedingt. Das liegt an Doug Douglas, das liegt an Lauren, das liegt an der Tatsache, dass keine der familiären Beziehungen außer der von Noah und Claire wirklich mehr interessant ist. Sandra und Noah haben als (Ex-)Ehepaar leider jeglichen Charme verloren und gerade im Fall von Sandra ist es schade, dass man ihr einen so dämlichen, einförmigen Kerl wie Doug an die Seite gestellt hat – hat Sandra denn nicht was Besseres verdient? Noah hat da mit Lauren, die zweifellos ein gewisses Charisma besitzt, schon das bessere Los gezogen, aber auch sie ist bislang noch zu eindimensional, als dass man richtig mit ihr sympathisieren könnte. Gleiches gilt leider für Claire, die wieder auf einem Ego-Trip ist und mit ihrer unwahrscheinlich zickigen und selbstzentrierten Art auf die Nerven geht. Da hilft es nicht, dass Gretchen zum Leidwesen aller nach nur einer Fehlepisode wieder auftaucht und einwilligt, Claire mit ihrem (Achtung Product Placement) Nissan Cube in Richtung Karneval zu fahren. Roadtrip mit Claire und Gretchen? Klingt nicht unbedingt nach der allerbesten Storyline, die uns da erwartet.

"I'm your savior, Hiro. You just don't know it yet."

Eher schlecht als recht ist auch das dritte Thanksgiving beim Karneval. Obwohl eine Rebellion gegen Samuel in Gang gesetzt wird, ist die Storyline nur wenig aufregend und bietet außer einer grandiosen Flashbackszene nicht viel. Ganz im Gegenteil, die halbe Stripszene von Lydia vor Hiros Augen ist absolut ABSURD. Noch absurder ist es, als Lydia Hiro plötzlich und ohne jegliche Erklärung dazu bewegt, sich genau zu dem Zeitpunkt zurück zu teleportieren, als Joseph starb. Klar ist das alles Mittel zum Zweck, aber eine Oben-Ohne-Szene mit Lydia und Hiro ist wirklich zu viel.

Doch wenigstens lohnt sich die Reise zurück: Die Streitszene zwischen Joseph und Samuel ist wunderbar inszeniert (Seith Mann leistet wie auch schon bei #3.17 Kalter Krieg tolle Arbeit) und liefert das Highlight der Episode. Robert Knepper und Andrew Connolly sind fantastisch. Als Samuel Joseph tötet und es danach bereut, nimmt man es ihm dank Kneppers Performance einfach ab und die Ambiguität der Figur ist faszinierend. Auch wenn es letztlich nicht mehr wirklich überraschend war, dass nicht Danko, sondern Samuel Joseph ermordet hat, ist diese Szene ganz groß.

Zurück in der Gegenwart leitet Lydia sofort an Edgar weiter, was sie gesehen hat, doch bevor sie sich gegen Samuel auflehnen können, wird ihre Revolte durch eine eiskalte Lüge seitens Samuel, der Edgar für Josephs Tod verantwortlich macht, im Keim erstickt. Hiro rettet Edgar das Leben, dieser macht sich aus dem Staub und später steht plötzlich der mysteriöse Rastamann hinter Hiro und... ja, und macht was? Erinnerungen löschen? Man weiß es nicht und anscheinend ist auch Samuels Plan nicht aufgegangen, denn als Hiro sich plötzlich wegteleportiert, steht er genauso verdutzt da, wie wir vor dem Bildschirm sitzen.

"There is something I do believe in: blood."

Insgesamt fällt Thanksgiving dieses Jahr mager aus bei "Heroes" – denn von einer guten Episode ist #4.11 Familienfest leider weit entfernt. Obwohl vor allem die Szenen mit Cristine Rose und Zachary Quinto sowie Robert Knepper und Andrew Connolly sehr imposant sind, werden sie von den größtenteils langweiligen, klischeehaften und vorhersehbaren Storylines überschattet und bieten nur wenige Lichtblicke in dieser sonst tristen Folge. Schade.

Maria Gruber - myFanbase

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