Bewertung

Review: #3.17 Kalter Krieg

Foto: Jack Coleman, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Jack Coleman, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Im Vorfeld der Ausstrahlung wurde #3.17 Kalter Krieg als eine Episode angepriesen, die es mit der Brillanz von #1.17 Die Firma aufnehmen könnte. Große Worte. Und bedenkt man die bisherige Qualität der Staffel ist diese Behauptung auch ziemlich waghalsig.

Tatsächlich zeigt diese Folge aber eine deutliche Tendenz nach oben. Mit Hornbrille steht zunächst einmal einer der interessantesten Charaktere im Mittelpunkt und nachdem dieser in der letzten Zeit stark unter den schlechten Storylines gelitten hatte, wird das Potential von Noah Bennet diesmal fast vollständig ausgeschöpft. Weiterhin sehen wir mal wieder mehr von Angela Petrelli und die beiden Störfaktoren Hiro/Ando und Claire wurden vollständig eliminiert. Mit diesem freudigen Gedanken im Hinterkopf sollten wir uns mal anschauen, wie gut "Heroes" eigentlich auch ohne seinen japanischen Kindskopf und seine blonde Cheerleaderin auskommen kann...

"Four-letter word, 'Thin Man' dog." – "Asta."

Ähnlich wie #1.17 versucht auch #3.17 uns einen Einblick in die Psyche des Noah Bennet zu geben und es klappt erstaunlich gut. Der Ausgangspunkt ist diesmal natürlich ein völlig anderer: Primatech gibt es nicht mehr und Noah steht ohne jeglichen Anhaltspunkt in seinem Leben da. Die erste Flashback-Szene mit Angela macht wunderbar deutlich, wie problematisch es für Noah ist, sein Leben als Company Man aufzugeben, das er die letzten zwanzig Jahre geführt hat. Und bereits das nächste Flashback, das vor vier Wochen ansetzt, bestätigt, dass Noah einfach nicht für ein beschauliches Familienleben geschaffen ist.

Und ganz ehrlich: Noah löst Kreuzworträtsel? Unbezahlbar.

Eine neue Aufgabe für den Company Man kommt schließlich in Form von Nathan, der Hornbrille anheuern will. Nathans Versuch, seine Taten zu rechtfertigen, zündet auch beim fünften Mal nicht, doch während Nathans Motivation einfach schleierhaft bleibt, ist die von Hornbrille umso verständlicher geworden: Er sehnt sich zurück nach der Arbeit, nach dem, was er sein ganzes Leben getan hat, mit der Hoffnung, die Operation diesmal selbst leiten zu können. Gleichzeitig will Bennet ein Auge darauf haben, dass Nathans Plan nicht außer Kontrolle gerät. Doch er hat nicht mit Danko gerechnet.

"You're oversimplifying it." – "I think you're overcomplicating it."

Bennet und Danko geben wie erwartet ein tolles Antagonistenpaar ab. Das liegt vor allem an Jack Coleman und Zeljko Ivanek, zwei großartige Schauspieler, die die gemeinsamen Szenen wirklich sehenswert machen. Allerdings tragen auch die Dialoge ihren Teil dazu bei, denn sowohl das erste Zusammentreffen in Gebäude 26 als auch Noahs Besuch in Dankos Apartment sind richtig gut geworden. Ein Hoffnungsschimmer am Drehbuchhimmel? Vielleicht. Jedenfalls scheint es sich ausgezahlt zu haben, gleich drei Autoren auf einmal an einer Episode arbeiten zu lassen.

Vor drei Wochen: Wir sehen, wie enthusiastisch Noah an seinen neuen Job herangeht, nur um von Danko ausmanövriert zu werden und zu erkennen, dass er keinesfalls das Sagen hat – sondern Danko. Doch natürlich wirft HRG nicht das Handtuch, ganz im Gegenteil, er versucht, mit seinem Kontrahenten zu räsonieren und besucht ihn in seinem Apartment. Dieses spiegelt perfekt die kühle, distanzierte und rücksichtslose Persönlichkeit seines Bewohners wider. Im Verlauf des Gesprächs wird klar, dass die beiden Männer sich gar nicht so unähnlich sind. Beide sind Company Men, beide haben sich ihrem Job verschrieben – doch was Hornbrille davor bewahrt hat, wie Danko zu werden, ist seine Familie. So muss Noah zwar auf dem schmalen Grat zwischen Company Man und Family Man wandern, doch Danko hat dafür jegliche Menschlichkeit verloren.

"Try not to kill one another."

Die schwarz-weißen Flashback-Szenen sind zweifelsohne die Highlights der Folge, doch auch das Drumherum ist durchaus spannend: Die Kollaboration zwischen Matt, Mohinder und Peter ist alles andere als einfach und gerade die Ex-Mitbewohner Matt und Mohinder schlagen sich diesmal im wahrsten Sinne des Wortes die Köpfe ein. Man merkt, dass der Versuch gestartet wurde, jeden der drei Charaktere über ihre Aktionen zu definieren – was allerdings nur teilweise geklappt hat. Während man sich damit anfreunden kann, das Mohinder wieder als Moralapostel auftritt (was schließlich von Beginn an seine Rolle in der Serie war), wirkt vor allem Matt überhaupt nicht wie er selbst. Dass seine Trauer über Daphnes Tod in so eine irrationale Rage umschlägt, passt überhaupt nicht.

Das Trio findet heraus, dass Danko der Drahtzieher der ganzen Aktion ist und Peter fliegt in scheinbarer Lichtgeschwindigkeit von Costa Verde nach New York. Dass ausgerechnet Peter, der sich schon immer als ungeeignet für solche Killerjobs erwiesen hat (siehe Arthur), zu Danko fliegt, bleibt schleierhaft. Auch unklar ist, wieso Danko eigentlich so ein wahnsinnig versessener Jäger ist. Als er ohne zu Zögern seinen Kopf an Peters Waffe drückt, fragt man sich doch, ob er nur geschickt Zeit zu gewinnen versucht, oder ob er tatsächlich so lebensmüde ist. Denn mal ehrlich: Dankos Motive bleiben im Unklaren. Wieso hat er so einen Hass auf die Heroes? Was treibt ihn dazu, Nathans Operation so radikal zu untermauern?

Nathan kommt reingeschneit und Danko bemerkt richtig, dass Nathan ziemlich flott unterwegs ist. Nathan kann Danko retten und Peter haut schließlich wieder ab, um Matt und Mohinder zu helfen – doch für letzteren ist leider jegliche Hilfe zu spät. Er opfert sich, damit Matt herausfinden kann, ob seine Herzdame noch ab Leben ist. Heroisch, aber ziemlich dumm. Man fragt sich unweigerlich, wieso Matt eigentlich nicht wieder in den Supertelepathenmodus schaltet und Dankos Männer einfach erledigt. Und dann natürlich: Daphne lebt??? Ach Leute...

"You know me. I've always been comfortable with morally gray."

Man kann letztlich resümieren, dass diese Episode überraschend gut war. Sie machte tatsächlich wieder Spaß. Doch an #1.17 Die Firma kommt sie nicht heran. Nicht zuletzt wegen des fatalen Endes, das nochmals einen dicken Minuspunkt geben muss, da man einfach mit tellergroßen Augen vor dem Bildschirm sitzt und entsetzt "Plagiat!" in den Raum ruft.

Halt. Kein Plagiat. Es ist ja dieselbe Serie. Die Serie kopiert sich selbst! Haargenau!

Schon wieder eine apokalyptische Explosion? Soll das dein Ernst sein, "Heroes"? Ich hoffe nicht. Denn #3.17 Kalter Krieg hat es endlich wieder geschafft, solide Unterhaltung zu liefern, eine spannende Story zu erzählen und sich wieder mehr auf die Charaktere zu konzentrieren. Vielleicht setzt sich dieser Aufwärtstrend ja fort.

Maria Gruber - myFanbase

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