Bewertung

Review: #2.07 Zeitenwanderer

Zuletzt bei "Heroes": diverse Charaktere bewegten sich im Kreis, machten es sich so zum Beispiel im Jahr 1671 bequem oder checkten irische Babes aus, fuhren schwitzend in einem Nissan Rogue mit Klimaanlage durch die Wüste oder stürzten sich in den Tod, um Cheerleader zu werden.

Diese Woche bei "Heroes": Explosionen, Schwertkämpfe, Frauenpower, dazu ein wenig Romantik, nackte Oberkörper, Zeitreisen und eine brandheiße Enthüllung. Kurz gesagt: Eine verdammt noch mal FANTASTISCHE Episode!

"There is a storm coming."

Beginnen wir also mit der nahe liegenden Frage: WARUM war diese Episode so fantastisch? Es lag nicht (nur) an nackten Oberkörpern und der brandheißen Enthüllung, sondern vielmehr daran, dass es jedes Mal ein Leckerbissen ist, wenn wir mehrere Heroes, die sonst einzeln agieren, zusammen sehen. Das Zusammentreffen zwischen Bob, Niki und Mohinder mit Matt und Nathan war überraschend wie genial. Man verschwendete nicht viel Zeit und kam gleich zur Sache – wieder etwas, das #2.07 von den anderen Folgen der zweiten Staffel abhebt, denn so viel Tempo wie in dieser Episode sahen wir schon lange nicht mehr.

Die Autoren haben bei diesem Zusammentreffen insofern eine großartige Arbeit geleistet, als dass jeder Charakter genau so reagierte, wie es zu ihm passt: Nathan wirft Niki erstmal einen "Das war die tollste Nacht meines Lebens"-Blick zu und Bob tritt er mit einer gerechtfertigten Skepsis entgegen. Mohinder, ahnungslos wie er ist, hält Bobs Reaktion für völlig übertrieben, Matt will Maury verhaften (was eine großartige Idee ist, wenn man bedenkt, was damals mit Angela passiert ist), Bob will sein Leben retten und Niki sagt erstmal nichts. Die Schauspieler tun ihr übriges, um diese Szene perfekt zu machen.

Wir bekommen in dieser Folge endlich eine Idee vom großen Ganzen: wie und warum die Company zustande kam, welche Rolle Adam spielte, welche Spaltung es in der Gruppe der Zwölf – Adams Anhänger und Adams Gegner – gab. Sofern Bob Teelöffels Geschichte stimmt. Und wir erfahren gleichzeitig, wie der Shanti-Virus zu einer Bedrohung werden konnte und wie er sich in der Zukunft auswirken wird. Meiner Meinung nach ist diese Parallele der beiden Storylines, der erste Ausbruch des Virus in der Gegenwart und die vom Virus zerstörte Zukunft, absolut grandios.

"I want to do the right thing here."

Noch grandioser ist es, wie die verschiedenen Charaktere in dieser Folge mit ihren Dämonen kämpfen müssen – so zum Beispiel Mohinder, den Sendhil Ramamurthy ausgezeichnet darstellte. Viele werden wahrscheinlich tellergroße Augen gehabt haben, als Mohinder Bob Teelöffel gestand, dass er ursprünglich mit Hornbrille die Company zerstören wollte. Ich auch. Doch wenn man Mohinders Schritt überdenkt, war dies eigentlich die einzig logische Reaktion: sie zeigte, dass Mohinder in Bennets Plan nur eine Randfigur spielte und er ihn benutzte. Das wurde Mohinder wohl in dem Moment klar, als er das Bild des toten Ivan sah. Gleichzeitig ist er als Wissenschaftler wahrscheinlich der Einzige, dem das mögliche Ausmaß des Shanti-Virus bewusst ist. Mohinders Entsetzen war ihm jedenfalls ins Gesicht geschrieben.

Und so kommt einem wieder Isaacs Bild von Mohinder in den Kopf, der mit gebrochener Nase eine rauchende Pistole in der Hand hält. Seine Nase ist schon mal kaputt. Fragt sich nun, wen er wann anschießen oder gar umbringen wird.

"You never gonna have a life."

Leonard Roberts' Gastauftritt? Sehr cool. Ali Larters Darbietung? Genauso cool.

Ich war zugegebenermaßen erstaunt, dass sich in dieser Episode zeigte, dass Niki tatsächlich Niki ist und nicht Jessica. Die Company hat es also geschafft, Niki von Jessica zu befreien und ihr gleichzeitig ihre Fähigkeiten zu lassen. Doch leider hat Niki nur kurzzeitig etwas davon: dank Maury wird Niki wieder kurzzeitig zu Jessica, schlägt die Tür ein (!) und injiziert sich letztlich selbst den Virus, um die anderen zu schützen.

Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass diese Aktion sehr selbstlos war – und sie wird noch heldenhafter, als sich herausstellt, dass Mohinders Blut keine Wirkung mehr bei dem Virus zeigt. Nikis Blick in dem Moment, als Mohinder ihr das sagt, spricht Bände: es ist kein Blick des Selbstmitleids, sondern vielmehr des Bewusstseins, dass der Traum von einem normalen, glücklichen Leben mit ihrem Sohn nie Wirklichkeit werden wird.

"This isn't my nightmare, this is yours!"

Während Mohinder versucht, das Richtige zu tun und Niki mit D.L. konfrontiert wird, muss sich Matt seinem Vater stellen. Eine Szene, die von Anfang bis Ende großartig ist. Allein das Set, die Wohnung mit der alten Tapete und der 70er Jahre Möbel, ist toll und Greg Grunberg liefert diesmal seine bislang beste Performance in der Serie. Obwohl der Dialog eigentlich ziemlich melodramatisch ist ("I'm a good man, I'm a good cop, I'm a good father..."), schweift diese Szene nie ins Melodramatische ab. Vielmehr ist sie so intensiv, dass man angespannt bis in die Haarspitzen dasitzt.

Dass die Autoren Matt in der zweiten Staffel endlich mehr Bedeutung zukommen lassen, freut mich nicht nur, weil Grunny ein wahnsinnig sympathischer Mensch ist. Es freut mich auch, da dies etwas ist, was im Vergleich zur ersten Staffel in gewisser Hinsicht besser geworden ist: die Charaktere haben nun alle eine große Bedeutung im Gesamtgeschehen und nicht nur vereinzelt. Leider trifft diese Aussage aber nur auf die "alten" Charaktere zu, denn die Stories der neuen Charaktere – ich sage nur Maya, Alejandro und Monica – erscheinen bislang bedeutungsloser denn je.

"Peter is alive, Nathan."

Es ist raus: Nathan weiß, dass Peter am Leben ist. ENDLICH!!! Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen.

Nun, ich natürlich schon. Denn die Tatsache, dass Bob weiß, dass Peter lebt und Angela anscheinend nicht, stellt die Frage in den Raum, wie viel Angela eigentlich noch mit der Company zu tun hat. Bis zum Ende der ersten Staffel war sie noch bereit, ihren Sohn explodieren zu lassen, um 0,07 Prozent der Weltbevölkerung auszulöschen – das heißt, sie stand auf Adams und Lindermans Seite, war also Teil der Company. Nun weiß sie nicht, dass ihr Sohn am Leben ist, obwohl die Company sich um ihn gekümmert hat? Da muss einiges in den letzten vier Monaten passiert sein oder vielleicht war es einfach Peters Tod, der Angela wachgerüttelt hat. Oder aber, Angela wusste schon immer, dass Peter gar nicht tot ist und hat uns allen nur was vorgemacht.

"All these people died from the virus?" – "Yeah, it's been a tough week."

Der vermeintlich tote Peter ist derweil im Jahr 2008, in dem 93 Prozent der Bevölkerung bereits vom Shanti-Virus getötet wurde. Die leeren Straßen von New York: gespenstisch. Die aufgestapelten Leichen: erschreckend. Mehr als einmal bekam ich während dieser Sequenz eine Gänsehaut.

Der Höhepunkt war jedoch das Zusammentreffen zwischen Peter und Angela. Eine wahnsinnig starke Szene. Cristine Rose agiert wie immer exzellent und man fragt sich, wie es sein kann, dass man in diesem Moment, als Peter seine eigene Mutter nicht wieder erkennt, Mitleid für Angela hat: obwohl diese Frau ihre Söhne konstant anlügt, Familienbrunchs für die Presse organisiert, Claire quasi gekidnappt hat und New York dem Erdboden gleich machen wollte... man hat Mitleid. Was sagt uns das? Cristine Rose ist unglaublich.

Peter kann sich also schließlich wieder an seine Mutter erinnern und damit löst er eine Theorieflut unter den "Heroes"-Fans aus: was ist nun Angelas Fähigkeit? Dass sie eine besitzt, ist für mich unumstritten – schließlich ist sie ein Gründungsmitglied der Company gewesen. Doch welche dies ist, das sollten die Autoren schleunigst mal enthüllen.

Schlussendlich landet Peter aus Versehen wieder in Montreal und – jetzt kommt's – trifft auf DAVID aka Sark aka Takezo Kensei ANDERS!

"You will suffer."

Doch von vorne: Im Land des Sark, 1671. Hiro hängt über einem Topf voller Opium, was an sich schon mal sehr spaßig ist. Noch besser: es ist tatsächlich Yaeko, die sich, ihren Vater und Hiro mit ihrem Pinsel befreien kann.

Jedenfalls zeigt Yaeko, welche Frauenpower in ihr steckt und kann Hiro dazu bringen, sich aus dem Zelt zu beamen. Man beachte: Als Hiro sich konzentriert, um sich und Yaeko weg zu teleportieren, sitzt Yaekos Vater in der Ecke des Zelts. Er ist nicht da, als Hiro und Yaeko sich aus dem Lager teleportiert haben. Er ist auch nicht da, als sie sich unter den Kirschbäumen treffen – nun, wo ist er eigentlich?

Egal – kommen wir zum wirklich Wichtigen: dem Fight zwischen Hiro und Kensei. Ein großartiger Dialog und eine anbetungswürdige Darbietung von David Anders. Egal, was für bedeutungsschwere Worte man ihm in den Mund legt, sobald David es sagt, wirkt es aufrichtig und überzeugend.

Das letzte Bisschen, was von Hiros Charakter nach der eher ungut verlaufenen Japan-Storyline noch übrig geblieben ist, wurde in dieser Episode zum Glück gerettet. Hiro handelt wie ein richtiger Held und opfert seine Liebe, um dem Lauf der Geschichte nicht noch mehr zu schaden. Zudem verliert er niemals den Glauben an sein großes Vorbild Takezo Kensei, der er schließlich eigentlich selbst war. So schließt sich der Kreis und

Hiro. Ist. Aus. Japan. RAUS!

Und Kensei? Der hat die Explosion wie nicht anders erwartet überlebt, sich in Adam umtaufen lassen und sagt 400 Jahre später Hallo zu Peter. Meine erste Reaktion? Totale Fassungslosigkeit, dass Kensei Adam ist. Meine zweite Reaktion? Totale Fassungslosigkeit, dass ich all die Indizien dafür, dass Kensei und Adam dieselbe Person sind, völlig übersehen habe. Kaito Nakamuras Mörder lief auf ihn zu und riss ihn mit in die Tiefe, doch vom Mörder keine Spur? Klar, wenn man unsterblich ist, geht das. Der Lagerraum mit Flaggen der japanischen Armee, in dem Peter Adams Nachricht findet? Die Flaggen, wie offensichtlicher geht es noch! Und trotzdem sahen wir das Offensichtliche nicht, bis es schließlich vor unseren Augen war.

Wie das sein kann? Entweder, ich war zu dumm, oder die Serienmacher haben einfach großartige Arbeit geleistet. Ich bin für letzteres.

"It's not safe here anymore. Pack your bags, we're moving."

Bleibt uns noch Claire, die durch diese Folge mit einem Schlag wieder so wichtig wird, wie es damals mit "Save the Cheerleader, Save the World" war: nun da sie Bob Teelöffel im Angesicht einer Pandemie des Shanti-Virus zur Priorität gemacht hat, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Company in Gestalt von Mohinder sie aufspüren wird.

Doch Claire hat so schon genug Probleme: da wäre erstmal West, der mit Claires Mom Waffeln macht und zuckersüß fragt, ob Mr. Butler denn auch mit ihnen frühstücken wird. Na, diese Szene hätte ich gerne gesehen: West und HRG treffen sich am Frühstückstisch, West reagiert so panisch, dass er seine Waffel verschluckt, keine Luft mehr bekommt, vom Stuhl fällt, auf Mr. Muggles plumpst, ihn zerquetscht und damit Sandra Bennets Zorn auf sich zieht, der in diesem Fall wahrscheinlich schlimmer wäre, als fünf Mr. Bennets auf einmal.

Wo war ich stehen geblieben? Richtig, West. Die Sofa-Knutschszene zwischen ihm und Claire war erschreckend kitschig, musste aber wohl sein, damit wir daran erinnert werden, dass der Eidechsen liebende West ja Claires Freund ist. Und die Szene danach, als West HRG erkennt? Grandios! West dreht komplett durch und will Claire sofort mitnehmen, bis sie ihm erzählt, dass HRG ihr Vater ist – und da flippt West völlig aus. Eine Beziehungskrise der anderen Art. Gefällt mir.

West ist also tatsächlich der Grund, wieso Vater und Tochter auseinander driften. Claires Sache mit Debbie, die ich damals noch als "kleine Aktion" abtat, stellt sich nun als eine ganz entscheidende Aktion heraus. Es kommt zum großen Streit zwischen Hornbrille und Claire, der so authentisch und gut gespielt ist, dass man glaubt, man wäre mitten drin: Hornbrille wirft Claire (zu Recht) vor, wie verantwortungslos sie handelt und Claire wirft Hornbrille (zu Recht) vor, dass er nicht so unschuldig zu tun braucht. Endlich sind sowohl Mr. Bennet als auch Claire absolut ehrlich zueinander. Schluss mit der Geheimniskrämerei – jetzt geht es richtig los.

"You and I are going to change history."

So endet #2.07 Zeitenwanderer mit David Anders, der sich als Adam herausstellt und Milo Ventimiglia, der in etwa so verdutzt schaut, wie wir alle es in diesem Moment sind. Eigentlich kann ich nur das wiederholen, was ich bereits zu Anfang gesagt habe: Eine verdammt noch mal FANTASTISCHE Episode!

Maria Gruber - myFanbase

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