Bewertung

Review: #2.05 Kampf oder Flucht

Hattet ihr auch dieses Gefühl? Dieses tolle Gefühl, dass man sich nach dieser Episode zurücklehnen und sagen konnte: Wie geil – das war "Heroes", wie wir es kennen und lieben? Ja, bestimmt hattet ihr es... denn #2.05 Kampf oder Flucht ist die erste Episode der zweiten Staffel, die einem endlich wieder den Eindruck verschaffte, dass wir da tatsächlich "Heroes" auf dem Bildschirm laufen haben. Vorbei ist die Zeit, in der die Geschichten vor sich hin plätscherten – es geht zur Sache!

"I just wanted to see where you lived, lying on a real bed, maybe..." – "No one's stopping ya."

Ähhh, ja. Bei Peter und Caitlin geht es im wahrsten Sinne des Wortes zur Sache, aber eher auf eine Weise, bei der man sich seufzend denkt: "Leute, sucht euch ein Zimmer!" Peter und Caitlin machen in dieser Folge bei jeder Gelegenheit rum, die sich ihnen bietet, und etwa zehn Millionen weibliche Zuschauer wünschten sich, sie wären eine Barkeeperin aus Cork. Doch sogar Peters Storyline in Irland kommt diesmal tatsächlich vorwärts: danken wir Kristen Bell aka Veronica Mars aka Elle, die eine Sache ins Rollen bringt, die Peter hoffentlich so schnell wie möglich aus Irland rauskatapultiert.

Mit Elle haben die Autoren einen Charakter ins Spiel gebracht, der bislang äußerst unsympathisch, gewissenlos, fies und eindimensional ist, aber auf jeden Fall viel Potential hat. Elle gehört zum Genre verwöhntes Blondie mit zuckersüßem Colgatelächeln, doch hinter ihrem scheinbar niedlich-naiven Auftreten versteckt sich eine tödliche Skrupellosigkeit. Sie grillt Ricky ohne jeglichen Grund und macht später während des Telefongesprächs mit ihrem Vater klar, dass das Töten für sie eigentlich keine besondere Sache darstellt.

Es überraschte mich, dass man Elles Fähigkeit gleich in den ersten zwei Minuten ihres Auftritts preisgab, ist "Heroes" doch eher eine Serie, die den Zuschauer gerne raten und vermuten lässt. Elle kann also elektrische Blitze erzeugen. Damit wird klar, dass Peter und Elle sich bereits über den Weg gelaufen sein müssen – etwa über die berüchtigte Organisation, wenn es diese ist, für die Elle arbeitet? Heißt das, Peter war in den letzten vier Monaten unter der Obhut der Company? Und wer ist Elles Vater?

Während Elle also Ricky zu Toast verarbeitet, öffnet Peter die Box – die Fans jubeln! Doch leider beinhaltet die Schachtel neben einem Bild der Petrelli-Brüder und einem Ausweis, auf dem steht, dass Peter eine Frau ist (das ist kein Witz, dort steht lustigerweise "F", achtet darauf), nur ein nicht eingelöstes Flugticket nach Montreal. Verständlicherweise reagiert Peter ziemlich frustriert – aber dann entdeckt er Isaacs Fähigkeit an sich und malt ein Bild, das französische Straßennamen zeigt. Bedeutet das also, er und Caitlin machen sich auf nach Kanada? Die Fans hoffen.

An dieser Stelle muss noch gesagt werden, dass es mir um Ricky sogar ein bisschen leid tut. Ja, er war ein klischeehafter, irischer, dummer Gangster (weitere Ausführungen dazu in einer meiner früheren Reviews), aber irgendwie konnte er doch noch ein paar Sympathiepunkte bei mir landen. Schade, dass es seinen Tod bedarf, damit Peter Irland und diese misslungene Storyline endlich verlässt.

"I'm not a cargo jet, Parkman!"

Die beste Sequenz der Episode und ich wage sogar zu sagen einer der besten Sequenzen, die es bislang in der Serie gab, liefert diesmal die Geschichte rund um Matt, Nathan und Maury. Matt und Nathan fliegen – und bitte lasst euch diese Vorstellung durch den Kopf gehen – nach Philadelphia, um Daddy Parkman aufzuspüren und finden einen scheinbar verängstigten Mann mit einer Schrotflinte vor.

Maury erzählt ihnen, dass auch er auf der Liste der Todeskandidaten steht und Gedanken lesen kann. Er will Matt zeigen, zu was sich diese telepathischen Fähigkeiten entwickeln können und will ihn dazu in ein Nebenzimmer führen. Matt ignoriert die Stimmen von Millionen von Fans, die in diesem Moment alle "Neiiiiin, du Dummkopf!" rufen, betritt den Raum und – zack! – findet sich in einem Gefängnis wieder. Nathan läuft ihm nach und steht plötzlich auf der Terrasse des Deveaux-Gebäudes, von der er auf ein post-apokalyptisches New York blickt.

Der Ascheregen. Der Rauch. Die brennenden Trümmer. Hiermit knie ich vor Stargate Digital und seinen Mitarbeitern nieder.

Nachdem Nathan als auch wir Zuschauer von diesem Anblick erstmal überwältigt sind, hört Nathan plötzlich eine Stimme, dreht sich um und sieht jemanden am Boden liegen. Er denkt, es sei Peter und für einen Augenblick hat Adrian Pasdar diesen hoffnungsvollen Blick, der einem fast das Herz bricht. Doch es ist Narben-Nathan. Matt muss sich in seinem Albtraum gleichzeitig mit Janice herumschlagen, die Matt vorwirft, dass er sie verlassen hat, obwohl er der Vater des Kindes ist (ist er das?). Wir erinnern uns daran, wie nervig Janice in der ersten Staffel doch war.

Dann geht es rund: Nathan kämpft gegen Narben-Nathan, Matt gegen den Gefängniswächter und in der Realität prügeln sich Nathan und Matt. Eine Szene, die regietechnisch perfekt umgesetzt wurde. Wow! Ich denke, ich brauche nicht zu erklären, warum diese Sequenz so fantastisch war. Sie ist ein Beispiel perfekter Zusammenarbeit von Drehbuch, Schauspielern, Regisseur und Produzenten. Sie lässt den Zuschauer mit tellergroßen Augen vor dem Fernseher sitzen. DAS ist "Heroes"!

"I'm on Molly's side."

Während Matt seinen Vater aufspüren will, kümmert sich Mohinder um Molly und entscheidet sich in seiner Verzweiflung zu einem äußerst bedenkenswerten Schritt: er bringt Molly zur Company.

Mohinder!!

Ich tendiere dazu, Mohinders Entscheidung in meine Liste der dümmsten Aktionen, die je in "Heroes" unternommen wurden, aufzunehmen, aber seien wir nachsichtig: immerhin macht er sich wirklich große Sorgen um Molly. Bei Mohinders nächstem Schritt allerdings hilft alles nichts mehr, dieser schafft es mit Leichtigkeit in meine Liste: Er hört auf Bob Teelöffel und lässt Molly mal eben allein, um einen anderen Hero aufzuspüren.

Mohinder!!!

Irgendwie scheint er vergessen zu haben, dass Molly für die Company wohl eine der wichtigsten Investitionen darstellt. Es steht völlig außer Frage, dass – wenn Molly einmal wieder gesund ist – sie für die Zwecke der Company missbraucht und somit das passieren wird, vor dem HRG ihn ausdrücklich gewarnt hatte. Wie kann er nur der Company vertrauen? So gern ich Mohinder auch habe, manchmal fragt man sich wirklich, wo sein Grips geblieben ist.

Wenigstens sorgt er im Ausgleich für zwei tolle Szenen: einmal mit Niki, die in dieser Folge zu Jessica mutiert (yeah!) und der er irrtümlich zur Flucht verhelfen will, und einmal mit Monica, die über seinen Besuch wohl genauso überrascht ist, wie wir auch.

"My Dad could walk through walls. And my Mom... don't even get me started on my Mom."

Monicas Storyline beeindruckte in dieser Folge insofern, als dass sie ohne jegliche Spezialeffekte, Todesfälle oder sonstige Dinge auskam und trotzdem wahnsinnig unterhaltsam war. Dana Davis und Noah Gray-Cabey spielten ihre Szenen absolut hervorragend. Selten gab es zwischen zwei Charakteren eine so tolle Chemie, wie zwischen den beiden.

Es war quasi überfällig, dass man Noah endlich mal in der Serie Klavier spielen sah – für alle, die es nicht wissen, der Kleine ist nicht nur Schauspieler, sondern auch ein wahrer Klaviervirtuose. Während man sich noch fragt, wie es sich eine Familie wie die Sanders leisten konnte, für Micah Klavierstunden zu bezahlen, kommt auch schon Monica dazu und beginnt plötzlich selbst zu klimpern. Und Micah zählt 1 und 1 zusammen und erklärt seiner großen Cousine, was mit ihr passiert. Daraufhin unternehmen die beiden einen Spaziergang, Monica übt sich im Seilspringen und wir haben eine Szene, die an Fröhlichkeit und Charme kaum zu überbieten ist. Seit Hiro gab es keinen Charakter mehr, der so viel Freude an seinen Fähigkeiten entwickeln konnte, wie Monica.

"... right after we defeated an entire army."

Bleibt uns noch die Sequenz mit Hiro, Kensei und Yaeko, die wohl mehr als Überleitung und Lückenfüller in diese Episode mit eingearbeitet wurde, als dass sie wirklich etwas vorwärts bringen sollte. Das machte aber nichts, denn schließlich sorgten die anderen Geschichten ja schon dafür, dass wir kaum noch hinterher kamen.

So können wir uns also zufrieden zurücklehnen, auf einen anständigen Kampf zwischen Kensei und der Armee hoffen und uns denken: Wie geil – das war "Heroes", wie wir es kennen und lieben. Gut gemacht.

Maria Gruber - myFanbase

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