Der Vorspann

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Vielen von euch ist sicher schon aufgefallen, dass sich die Macher von "Desperate Housewives" etwas Besonderes für den Vorspann haben einfallen lassen. Sie nahmen bekannte Gemälde und manipulierten sie in der Art und Weise, dass die Sorgen und Nöte der Frauen aus jedem Zeitalter gezeigt werden. Wir wollen diese Bilder nun einmal genauer unter die Lupe nehmen und euch ein bisschen was über ihren Inhalt erzählen. Besonders auffällig ist dabei, wie die Bilder in Szene gesetzt werden. Wie in einem Kinderbuch, in dem die Bilder aufklappbar sind, kommen die Gemälde ins Bild.

Beginnen wir bei Adam und Eva. Es gibt eine ganze Reihe von Gemälden über dieses biblische Paar und jeder kennt die Geschichte vom Baum der Erkenntnis, der Schlange und dem Apfel. Hier wählte man eines der Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, der von 1472 bis 1553 lebte. Unter seinen Werken findet man eine Reihe von Darstellungen von Adam und Eva. Außerdem ist er für die Porträts Martin Luthers bekannt geworden. Die hier gezeigte Darstellung, die aufgrund der Armhaltung Adams am ehesten an das gezeigte Bild im Vorspann herankommt, wurde 1533 in Öl auf Leinwand gemalt und befindet sich heute im Museum der bildenden Künste in Leipzig. Ein weiteres, das aufgrund von Evas Gesichtsausdruck in Frage kommt, ist das 1528 entstandene Gemälde, das heute in der Uffizi Galerie in Florenz ausgestellt ist.

Bei der nächsten Darstellung handelt es sich um ein zusammen gesetztes Bild aus drei Wandmalereien. Man sieht eine Ägypterin, die von ihren Kindern sozusagen unterworfen wird. Sie rennen sie im wahrsten Sinne des Wortes über den Haufen. Aufgrund der Kopfbedeckung kann man auf Königin Nefertari schließen, die ca. 1200 Jahre vor Christus gelebt hat und die Frau Ramses II. war. Die Wandmalerei findet man in ihrem Grab im Tal der Könige.

Als Hintergrund wählte man ein Werk von David Roberts aus dem 19. Jahrhundert, das später von dem belgischen Grafiker Louis Haghe in Stein gefasst wurde.

In der darauf folgenden Szene sieht man ein sehr berühmtes Gemälde des flämischen Malers Jan van Eyck. Die Arnolfini-Hochzeit entstand 1434 in der belgischen Stadt Brügge. Heute kann man es in der National Gallery in London bewundern. Im Original zeigt es die Eheschließung des bekannten Kaufmannes Giovanni Arnolfini mit Giovanna Cenami. Die abgewandelte Version für den Vorspann zeigt, wie der Mann rücksichtslos seine Bananenschale auf den Boden wirft und die Frau diese wegfegen muss, was öfters zu passieren scheint, da sich in der Ecke bereits ein großer Haufen mit Abfall befindet. Dabei streicht sie sich über den Bauch, als wäre sie schwanger. Genau wie auf dem Original zeichnet sich unter dem Kleid der Giovanna Cenami eine Wölbung ab. Ob sie allerdings wirklich ein Kind erwartete, konnte nie geklärt werden. Zu der Zeit von Jan van Eyck war es durchaus üblich Frauen mit derartigen Rundungen zu malen, da es die Fruchtbarkeit dieser betonen sollte. Aus diesem Grund sind sich die meisten Kunsthistoriker heute einig, dass sie nicht schwanger war und lediglich ihr Kleid hochhält, was Falten wirft.

Im Zimmer lassen sich übrigens noch nette Details erkennen. Der Künstler Jan van Eyck war persönlich bei der Hochzeit anwesend, da er eine Nachricht auf der Wand hinterlassen hat. Außerdem sieht man sein Spiegelbild in dem an der Wand hängenden Spiegel.

Die Kamera fährt daraufhin aus dem Haus heraus und zeigt uns ein älteres Bauernehepaar. Dabei handelt es sich um American Gothic von Grant Wood, welches sich heute im Kunstinstitut von Chicago befindet. Die Szene spielt Anfang des 20. Jahrhunderts im Mittleren Westen der USA und zeigt das angeblich zweitbekannteste Haus in den USA, nach dem Weißen Haus. Ursprünglich als Symbol für das Verschwinden des ländlichen Amerikas dienend, zeigt das Bild im Vorspann die Untreue des Mannes. Er zieht seiner Ehefrau eine eindeutig Jüngere vor und scheint sichtlich hingerissen. Die Darstellung dieses Mädchens entlockt dem alten Bauern ein Lächeln und sorgt dafür, dass die Ehefrau in einer Sardinenbüchse konserviert wird. Bei dem Pin-Up-Mädchen handelt es sich um ein Plakat Andy Warhols aus den 50er-Jahren, wie es typisch für z. B. Zigarettenwerbung war.

Bei dem folgenden Bild Am I Proud! handelt sich um ein Werbeplakat aus dem Zweiten Weltkrieg eines unbekannten Künstlers. Ursprünglich ein Aufruf gegen Hunger, indem man Nahrungsmittel zuhause konserviert, zeigt es nun eine völlig überforderte Frau mit lauter Dosen und Einmachgläsern auf dem Arm. Schließlich fällt ihr alles herunter, darunter auch eine Suppendose, wie man anhand der Aufschrift unschwer erkennen kann. In Amerika sind diese Dosen der Marke Campbell bis heute sehr bekannt und beliebt. Eine eben solche Campbell-Suppendose malte Andy Warhol in verschiedenen Fassungen. Hier ist eine Darstellung von 1968.

Weiter geht es mit einer Imitation eines Roy Lichtenstein Werkes. Dieser Künstler des Pop-Art ist bekannt für Darstellungen dieser Art, die aussehen wie gedruckt, aber von freier Hand gemalt sind. Auf seinen Bildern aus den 60er-Jahren findet man immer wieder eine blonde Frau und einen schwarzhaarigen Mann, die oft Kommunikationsprobleme haben. Immer wieder fließen Tränen aufgrund von Streitereien. Auch die Faust und das blaue Auge sind typisch für Lichtenstein, jedoch gibt es kein Gemälde, auf denen all diese Elemente vereint sind.

Robert Dale ist der Künstler der dort dargestellten Personen. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus den Gemälden Romantic Couple und Couple arguing. Jedoch ist die Anspielung auf Roy Lichtenstein eindeutig.

Damit sind wir auch schon am Ende des Vorspanns angelangt und haben eine Zeitreise von Adam und Eva im Paradies bis Mitte der 60er Jahre zurückgelegt. Zu guter Letzt werden unsere vier "Desperate Housewives" gezeigt, die für die heutigen modernen Frauen stehen. Immer wieder handelte es sich um Probleme der Frauen, die zeitlos sind. Die Bilder, auch wenn sie manipuliert wurden, geben einen schönen Einblick in all die Kleinigkeiten, die eine Hausfrau verzweifeln lassen.

Catherine Bühnsack - myFanbase