Wer ist die Mutter?

Foto:

Die vierte und fünfte Staffel konnten nicht mit einer ernsten Liebesbeziehung für Ted aufwarten und die sechste Staffel brachte uns Zoey, was in der Tat noch schlimmer als "nichts" ist. Nachdem in der Serie angedeutet wurde, dass Ted der Frau seiner Träume auf der in dieser Staffel immer wieder ausschnittsweise gezeigten Hochzeit begegnen würde, hatten viele Fans die Hoffnung gehegt, dass es zum Staffelende im Mai soweit sein würde. Aber weit gefehlt, denn wenn man Carter Bays glauben darf, ist selbst in der nächsten Staffel nicht mit der Mutter zu rechnen.

Die Zukunft?

Foto: Cobie Smulders & Josh Radnor, How I Met Your Mother - Copyright: 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.
Cobie Smulders & Josh Radnor, How I Met Your Mother
© 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.

Gerade seitdem die Serie kürzlich um zwei Staffeln verlängert wurde, verfestigt sich immer mehr der Eindruck, als wolle man das Auftauchen der Mutter mit aller Kraft hinauszögern und bis dahin die Episoden mit Füllmaterial hinter sich bringen. Einen Vorgeschmack auf das, was uns droht, hat die Folge #6.20 The Exploding Meatball Sub geboten, in der es ein dummes Fleischkloß-Baguette mitsamt unsinnig-unwitzigem Rahmenplot tatsächlich geschafft hat, sich in den Mittelpunkt zu katapultieren. Wer weiß, was als nächstes kommt. Vielleicht setzt man ja Barney demnächst an ein Pult und lässt ihn 30 Minuten schweigend in die Kamera starren? Oder wir begleiten Lily in Echtzeit bei ihrem Gang zum Frauenarzt? Vielleicht auch ein kleiner sexueller Uferwechsel für Ted?

Das Problem bei Network-Serien ist, dass der Hammer oft nicht dann fällt, wenn eine Geschichte auserzählt ist – vielmehr diktieren die Quoten Wohl und Wehe, Anfang und Ende einer Show. Sollten die Zahlen gut sein, könnte auch noch eine neunte oder zehnte Staffel "How I Met Your Mother" bestellt werden, was uns mit der Aussicht auf drei oder vier Jahre Muttersuche zurückließe. Die Serie hat ihren Zenit erreicht, die Episoden rund um Marshalls Vater stellten nur ein letztes Aufbäumen vor dem unvermeidlichen Ende dar.

Es gibt nur so und so viele fehlgegangene Romanzen, von denen man erzählen kann, ohne dass es langweilig wird. Bis jetzt haben die Autoren auch keinen Weg gefunden, diese These zu widerlegen. Andere Bereiche oder Momente, von denen die Show zehren könnte, gibt es kaum. Manchen Charakteren fehlt eine echte Einbettung (Robins Verwandtschaft hat man bis heute noch nicht gesehen) in ein ausgedehnteres Sozialumfeld und dass es mit einigen Ausnahmen kaum wiederkehrende Nebencharaktere gibt, spricht Bände. Sobald irgendwo Verwandtschaft auftaucht, wird sie nicht als natürliches Umfeld des Charakters integriert, sondern in komplett überzogene Handlungsbögen eingespannt, Barneys Vater kann ein Lied davon singen. Außerdem ist die Serie in dem, was sie zeigt, anders als z.B. "Friends" damals, ihrer Zeit nicht unbedingt voraus – es fehlt die Lust und Hingabe, mit politisch-gesellschaftlichen Fragen zu experimentieren oder wenigstens auf andere Weise neues Terrain zu erkunden.

Fazit

"How I Met Your Mother" war in der ersten Staffel absolut phantastisch, in der zweiten Staffel toll und in der dritten, sowie der vierten Staffel sehr solide. Seitdem wirkt die Serie oft schlicht und ergreifend anstrengend. Die sechste Staffel hat sich im Vergleich zur fünften Staffel sicherlich aufgerappelt, was angesichts der Tatsache, dass Letztere ein Gesellenstück in puncto miserabler Sitcom-Qualität abgeliefert hat, nicht viel heißen muss.

Die erste Staffel mit Robin, die zweite Staffel mit Robin bzw. Victoria, die dritte Staffel mit Stella und als Abschluss die vierte Staffel mit Stella/Robin/Victoria/neuer Frau als Mutter unter Einbringung einer interessanten Wendung – das hätte der Serie ein weit würdigeres Ende bereitet und liebgewonnene Charaktere, wie Robin, davor bewahrt, von den Autoren ruiniert zu werden. Als "Everwood" einst nach vier Staffeln den Vorhang endgültig fallen ließ, reagierten die Fans mit Bestürzen, schließlich hieß es, einer geliebten Sendung Adieu zu winken. Im Rückblick kann man diesen Abschied aber nur begrüßen, denn die Serie trat ab, als sie noch wirklich gut war. So kann man alle Charaktere und Episoden in guter Erinnerung bewahren. Man soll immer dann gehen, wenn es am schönsten ist. "How I Met Your Mother" scheint diesen perfekten Zeitpunkt leider verpasst zu haben.

Eva T. - myFanbase