Quo vadis "How I Met Your Mother"? - Review Staffel 4

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Übersetzt heißt die Überschrift dieser Staffelreview soviel wie: Wohin gehst du, "How I Met Your Mother"? Die dritte Staffel endete mit einem riesigen Knall: Ted will heiraten, Barney scheint Gefühle für Robin zu hegen und Lily und Marshall? Die beiden sind Ende der dritten Staffel eher der Ruhepol der Freunde.

Wie es dann weiterging, konnten die Zuschauer in Deutschland im Winter 2009/2010 erfahren. Jetzt, nachdem die vierte Staffel ausgestrahlt wurde, ist es an der Zeit, die Vorgänge in den Episoden #4.01 Kennen wir uns? bis #4.24 Der Absprung näher zu beleuchten.

"She's on her way, Ted. And she's getting here as fast as she can."

Foto: Sarah Chalke & Josh Radnor, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Sarah Chalke & Josh Radnor, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

War Ted am Anfang der vierten Staffel noch verlobt, änderte sich sein Beziehungsstatus im weiteren Verlauf relativ schnell zu "Single". Sarah Chalke, bekannt als Elliot aus der TV-Serie "Scrubs - Die Anfänger", war für ein paar Folgen die Auserwählte, die Ted fast zum Traualtar führte. Bis heute ist mir nicht sonderlich klar, warum unbedingt eine Hochzeit folgen sollte, denn immerhin war doch eigentlich klar, dass Ted nicht mit Stella enden würde. Denn mal ehrlich: Stella als Mutter? Irgendwie wurde die Story dafür am Anfang der Beziehung nicht genug gehypt. Ich glaube, wenn die Mutter vorgestellt wird (auf die wir nun schon vier Jahre warten), dann in einem bombastischen Rahmen und nicht nebenbei als Bekanntschaft. Immerhin ist sie der eigentliche Mittelpunkt der Serie.

Nun gut, abgesehen davon, dass Stella nicht die Mutter ist, waren Ted und die Ärztin ein süßes Paar. Zwar wirkte vieles ein wenig überhastet, jedoch bescherte uns diese Beziehung auch eine neue, erwachsenere Seite von Ted: Er war bereit, Verantwortung zu übernehmen, kümmerte sich sogar um ein Kind und wollte für die Aussicht auf eine Familie New York den Rücken kehren. Umso trauriger (wenn auch vorausschaubar) war es, dass Ted vor dem Altar sitzen gelassen wurde.

Nach dem Debakel mit Stella war es Teds berufliche Zukunft, die als zweite größere Storyline für den Hauptcharakter diente. Und so spielte Ted in Staffel vier eine kleine Runde "Berufspoker", in dessen Verlauf er mehrere Jobs ausprobierte. Am Ende landet er bei einer Stelle als Lehrkraft. Das passt gut. Wer mit soviel Begeisterung seinem Beruf nachgeht, der kann durchaus ein guter Lehrer werden. Man darf gespannt sein, wie sich Ted als "Professor Mosby" in Staffel fünf anstellen wird.

"Put a baby in me, Marshall!"

Foto: Jason Segel & Alyson Hannigan, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Jason Segel & Alyson Hannigan, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Marshall und Lily sind, wie schon am Ende von Staffel drei, der Ruhepol der Gang. Im Nachhinein muss man wirklich nachdenken, was die beiden für große, wichtige Storylines in der vierten Staffel hatten. Viel fällt einem leider nicht ein, was darauf hindeutet, dass die Figuren ein wenig zur Stagnation gezwungen wurden. Die einzigen großen Entscheidungen, die Lily und Marshall zusammen fällen mussten, waren a.) wann sie bereit für ein Kind sein könnten und b.) ob sie den Schritt wagen sollten, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Die Baby-Situation war zwar für einige Lacher gut (Lily als "Baby" ist einfach sehenswert), aber im Hinblick auf einen Zeitraum von 24 Folgen kann einem schon das Wort "mager" in den Sinn kommen. Ansonsten beschäftigten sich beide nur mit verschiedenen Alltagsfragen und Problemchen, wirkten aber den Rest der Zeit eher arbeitslos. Schade, denn eigentlich bietet das Paar genug Spielraum für gute Stories.

Mutig und sehr gut gelungen fand ich übrigens Alyson Hannigans Ausscheiden aufgrund ihrer Schwangerschaft. Solche Einfälle sind es, die HIMYM einzigartig machen: Lily verschwindet nach einem geschmacklosen Witz von Barney für geraume Zeit. Die Erklärung für ihr Fehlen war so bizarr, dass diese Lösung wohl nicht jedem Zuschauer geschmeckt haben mag. Ich fand sie aufgrund ihrer Banalität einfach genial.

"In a weird way, we both think you're kind of perfect for each other."

Foto: Josh Radnor, Cobie Smulders & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Josh Radnor, Cobie Smulders & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Als man mir die Möglichkeit servierte, dass Barney und Robin vielleicht miteinander anbändeln könnten, fand ich die Idee wirklich nicht schlecht. Ted und Robin waren für mich gänzlich abgehakt, immerhin weiß der Zuschauer ja schon lange, dass die beiden sowieso nicht zusammen enden. Im Gegensatz dazu waren Barney und Robin ein gänzlich neues Kapitel, ein frischer Wind und auch ein Wagnis. Denn die beiden funktionieren nicht wie das typische "Klischee"-Paar.

War Barneys Schmachten in Staffel vier zwar durchaus sehenswert und gut umgesetzt (Barney war trotzdem Barney, der Charakter wurde nicht maßgeblich geändert), hatten die Autoren anscheinend vergessen, dass es auch noch einen weiblichen Part in dieser Beziehung gibt. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass die Autoren in Bezug auf Robin fast jedes Mal "geblitztdingst" (wer "Men in Black" gesehen hat, wird wissen, was ich meine) wurden, anders lässt sich diese vorherrschende Ignoranz nicht erklären. Dass man den Fokus nicht komplett auf Barney und Robin legen sollte, ist logisch, immerhin tragen die Geschichten um das komplette Quintett die Serie. Aber ein wenig wurmt es mich dann doch, dass man so im Unklaren darüber gelassen wurde, wie Robin zu Barney steht (mal abgesehen der Szene in Folge #4.05 Unerwünschte Gäste, in der Robin enttäuscht abhaut, als sie erfährt, dass Barney eine Frau in seinem Zimmer hat). Barney war, wie gesagt, keinesfalls das Problem, bei ihm haben die Autoren gute Arbeit geleistet. Es gab öfter mal Andeutungen und zusätzlich wurden die Gefühle auch offen thematisiert. Aber Robin? Na ja, ich habe mir mehr als eine winzige Szene erhofft.

"It's Barney! I mean, it's Barney. But it's Barney."

Foto: Neil Patrick Harris & Cobie Smulders, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Neil Patrick Harris & Cobie Smulders, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Erst am Ende der Staffel scheint den Autoren dann doch noch eingefallen zu sein, dass es nötig sein könnte, Robins Gefühle näher zu thematisieren. Reichlich spät. Und zu diesem Zeitpunkt war es für mich schon fast zu spät: Ich war mit der Handhabung unzufrieden. So viel Potential, das gut genutzt werden konnte, und die Autoren machen so etwas daraus? Robins Gefühle werden in der allerletzten Folge dargelegt, obwohl man zusätzliche 22 bzw. 23 Folgen dazu Zeit gehabt hätte? Minimalistisch? Ja. Gut? Nein!

Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Es mussten nach der Szene in #4.05 mehr als 360 Minuten der Serie vergehen und es wurde kein Wort über ihre Gefühle verloren. Und aus dem Nichts folgen dann ein Kuss sowie das Zugeständnis, dass Robin ebenfalls sehr viel empfindet? Ist der Charakter da etwa einer "Torschlusspanik" der Autoren zum Opfer gefallen?

Füttern oder Verhungern?

Betrachtet man andere Serien, wird gezeigt, wie man es richtig macht, wie man Beziehungen glaubwürdig und gut aufbaut. Es kann und es soll länger dauern, es darf den Zuschauer gerne mal in den Fingern jucken. Luke und Lorelai ("Gilmore Girls") brauchten mehrere Staffeln, um sich zu finden. Bones und Booth ("Bones - Die Knochenjägerin") fesseln von Anfang an den Zuschauer, obwohl man sich praktisch die Beine in den Bauch steht, bis man eine etwas handfestere Szene zu sehen bekommt. Gleiches passierte bei Mulder und Scully ("Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI"). Ungeachtet der Tatsache, dass diese drei Serien keine Comedys sind, zeigen diese jedoch, wie man ein Paar über längere Zeit aufbaut und die Fangemeinde mobilisiert, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen oder den Zuspruch der Fans erzwingen zu wollen. Denn mit einem gewissen Maß an Herz und Planung kommt der Zuspruch meist von ganz alleine. Aber man muss die Fans auch füttern. Barney hat uns gefüttert, aber Robin hat uns am langen Arm verhungern lassen. Spannung hin oder her, irgendwann muss auch mal einen Knochen hinschmeißen, damit der Zuschauer am Ball bleibt.

Haben "Bones" und Co. mit den Erwartungen der Fans über Jahre gespielt und dabei den roten Faden nicht aus dem Auge verloren, hat HIMYM den Zuschauer zwar auch eine gute Staffel warten lassen, jedoch ist diese Wartezeit nicht so gelungen, wie bei anderen Serien. Denn sollte dieses "Verhungern" Absicht gewesen sein, muss ich sagen, dass ich kein Fan davon bin: Ich habe mich nicht wirklich gut bedient gefühlt. Ich hatte Hunger.

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