Bewertung

Review: #6.14 Letzte Worte

Foto: How I Met Your Mother - Copyright: 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.
How I Met Your Mother
© 2010-2011 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.

In wohl noch keiner "How I Met Your Mother-Folge lagen Trauer, Verlust, aber auch Liebe, tiefe Freundschaft und Witz so nahe beeinander, wie in dieser.

Nachdem Marshall in der letzten Episode vom Tod seines Vaters erfuhr, fahren die Freunde gemeinsam nach Minnesota, um ihm bei der Trauerfeier seines Vaters, Marvin Eriksen, beizustehen.

Eine Rolle für jeden

Jeder, der schon einmal mitbekommen hat, wie ein enger Freund einen nahestehenden Menschen verloren hat, kennt das Gefühl, nicht genau zu wissen, wie man sich verhalten soll.

Marshalls Freunde versuchen sich nützlich zu machen, jeder auf seine Art und Weise.

Teds und Barneys Aktionen sind dabei zunächst einmal absolute Nervtöter und man ist in diesen Momenten nur zu gewillt, beiden die Arme zu knebeln und den Mund mit Klebeband zu versiegeln, um den armen Marshall vor ihrem Unsinn zu bewahren.

Gleichzeitig versteht man aber die Intention ihres Verhaltens – die drei Männer haben einen jungenhafter Humor. Statt pathetischer Worte versuchen sie mit diesem Humor, Marshall aufzubauen und für ein paar Sekunden aus seinen dunklen Stunden herauszureißen. Auch wenn die Mission vordergründig misslingt - der Wille zählt. Zumindest wollen wir das an dieser Stelle mal glauben.

Doch Lily und Robin sind ebenfalls nicht untätig. Ganz im Gegenteil, denn beide zeigen sich von ihrer besten Seite. Da Marshalls Mutter dringend etwas essen muss und ihren Schlaf bitter nötig hat, versucht sich Lily an einer Art “reverse psychology” – der umgekehrten Psychologie, indem sie das eine macht und dabei das Gegenteil erzielen will. In bester Sitcom-Manier bietet sie sich Marshalls Mutter als Prügelknabe an und die Mission gelingt. Marshalls Mutter bekommt etwas Ruhe, ein paar Krümel in den Magen und Lily ist glücklich. Eine perfekte Situation, würde es da nicht so einen traurigen Anlass geben.

Als wahre Heldin entpuppt sich aber Robin. Sie legt ein Aufmerksamkeitsvermögen und Feingefühl an den Tag, das man ihr nicht unbedingt zugetraut hätte und das deswegen umso mehr überrascht. Egal was am Tag der Trauerversammlung gebraucht wird - sie hat an alles gedacht. Als sie am Schluss sogar die DVD-Kopie von "Crocodile Dundee in Los Angeles“ vorzeigen kann, kann man als Zuschauer nur noch mit einem anerkennenden "Thumbs up" reagieren. So souverän hat man Robin schon lange nicht mehr gesehen - bitte mehr davon.

Die letzten Worte

Dafür zeigen uns die Autoren einen deutlich weniger souveränen Marshall. Kurz vor dem Tod seines Vaters hat er einen Anruf auf seine Mailbox bekommen, möchte die Nachricht aber nicht zu Ende hören, da es sehr nach einem versehentlich in der Jacken- oder Hosentasche ausgelösten Anruf aussieht. Besonders einleuchtend wirkt das Szenario allerdings nicht – als ob ein trauernder Sohn ernsthaft davon absehen würde, den letzten Telefonanruf seines verstorbenen Vaters zu Ende zu hören. Dieses Gerangel um die letzten Worte hat in dieser Episode seine guten, wie man sieht, aber auch seine weniger guten Momente.

Am Ende bekommt Marshall in einer leicht vorhersehbaren Wendung doch noch sein "I love you". Es kommt für den Zuschauer wenig überraschend, aber dennoch freut man sich mit Marshall, weil man nachfühlen kann, wie viel ihm diese Schlussworte bedeuten. Damit die Szene nicht in zu viel Pathos aufgeht, schieben die Autoren auch noch die Bitte des Vaters nach, nach der Fußpilzcreme zu suchen. So bleibt der Moment zwar immer noch liebenswürdig, bekommt aber einen leicht erfrischend-bizarren Anstrich verpasst, der zum Schmunzeln einlädt.

Einziger Wermutstropfen in diesen Schlussszenen ist Jason Segels Schauspielleistung, der beim Versuch, Marshalls Trauer und Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen, deutlich an seine schauspielerischen Grenzen stößt.

Man soll nie im Streit auseinandergehen...

Dennoch bewegt diese Folge und das Auge bleibt nicht trocken. "How I Met Your Mother" spielt in dieser Folge mal wieder eine seiner größten Stärken aus, die die Serie gerade in ihren Anfängen zu so einem Erfolg gemacht haben: Das lebensnahe Moment, das es gerade Menschen zwischen zwanzig und dreißig Jahren einfach macht, einen Bezug zum Geschehen aufzubauen und das Gefühlsleben der Figuren nachzuvollziehen - alles gepaart mit bestem Sitcom-Humor.

Wenn Ted, Robin und Lily am Schluss durch Marshalls Suche nach den letzten Worten seines Vaters bewegt ihre Väter anrufen und Barney sich schwört, doch noch seinen Vater zu finden, dann gibt es wohl kaum jemanden, der nicht die Gedanken schweifen lässt und kurz darüber nachdenkt, was die letzten Worte waren, mit denen er seine Lieben zuletzt verabschiedet hat.

Fazit

Man kann darüber streiten, ob tiefe Trauer in Sitcoms einen Raum haben sollte. Ich finde ja, den soll sie gerne bekommen, jedenfalls wenn das Thema mit so viel Liebenswürdigkeit, Menschlichkeit und doch augenzwinkerndem Humor aufbereitet wird, wie in dieser Folge. Trotz einiger Schauspielschwächen und kleiner Mängel hinsichtlich der logischen Nachvollziehbarkeit haben die Autoren von "How I Met Your Mother" hier eine kleine Meisterfolge abgeliefert, die ans Herz geht.

Eva T. - myFanbase

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