Bewertung

Review: #5.17 Sag einfach nein

Mit der Ex-Partnern weiterhin befreundet zu sein, funktioniert nicht. Zu viele alte Gefühle, zu viele Emotionen, die aufgewirbelt werden, wenn der eine Partner neue Lieben findet und der andere zuschauen muss. So eine sehr gängige Beziehungsweisheit.

Ein sauberer Bruch?

Robin Scherbatsky und Barney Stinson schienen bisher die Antithese zu dieser Weisheit zu sein. Eine freundschaftliche Trennung, bei der beide eingesehen hatten, dass sie sich gegenseitig den Lebensgeist aussaugen und sich nicht guttun. Eine Freundschaft, die ganz normal weiterlief – so als hätte es keine Beziehung und demzufolge auch keine Trennung gegeben. Zwei Ex-Partner, die entweder - wie Barney - sofort angefangen haben, en masse zu daten oder - wie Robin - zumindest nicht gerade zu trauern schienen. Robins relativ seltene Versuche, Barney daran zu erinnern, dass die Liaison noch nicht allzu lange her sei, wirkten da mehr wie Ausdruck einer halbherzigen Etiquette, weniger wie eine Form, Verletztheit zu zeigen.

Nicht alles, was Gold ist, glänzt

Doch nicht alles, was Gold ist, glänzt. Die aktuelle "How I Met Your Mother"-Episode zeigt eindrücklich, dass Robin das Beziehungsende noch nicht verarbeitet hat. Barneys Auslassungen über seine Bettgeschichten führen nur dazu, dass verletzte Gefühle in ihr stimuliert werden. Als alle von Barneys Objekt der Begierde, Anita, erzählen, rückt Robin schließlich mit der Sprache heraus. Anita ist nicht von sich aus auf die Idee gekommen, sich Barney zu widmen – vielmehr hat Robin sie als kleine Rache auf Barney angesetzt. Als Robin dies erzählt, wird Lily und Marshall erst das Ausmaß von Robins Trauer bewusst. In der Rückblende sieht man vergangene Szenen, in denen Robins Unbehagen über Barneys Dating-Geschichten sichtbar wird - nur, dass es damals von den Freunden fehlgedeutet wurde. Nach und nach hört man von Robins Schießsessions, ihren Heulattacken und Trinknächten.

Robins niedergeschlagene Reaktion auf die Nachricht von Barneys Vorbereitungen für ein Superdate mit Anita macht noch einmal deutlich, wie es emotional um sie bestellt ist. Als die Freunde Barney auf seine defizitäre Sensibilität hinweisen, sucht er Robin auf und sie hält mit ihrer Verbitterung nicht hinter dem Berg – besonders verletzt ist sie von der Tatsache, dass Barney für eine Bettgeschichte die Mühen eines aufwändigen Superdates nicht scheut, für sie selbst aber dergestaltige Anstrengungen nie unternommen habe.

Was zunächst nach Überreaktion klingt und eigentlich eine unangenehme Episode erwarten lässt, tut der Serie in Wahrheit gut. Gerade in den letzten Folgen machte Robin den Eindruck einer zynischen Nervensäge. Ihre verletzten Gefühle und ihre Trauer verleihen ihr eine Charaktertiefe und eine menschliche Komponente, die man gerade in letzter Zeit stark an ihr vermisst hat.

Mehr als nur ein Womanizer

Barney bleibt von Robins Empfindlichkeit nicht unberührt und er bietet ihr an, sein unsensibles Verhalten wiedergutzumachen. Robin nimmt ihm das Versprechen ab, Anita abzusagen und sie nicht zu daten.

Obwohl Anita alle Kniffe und Raffinessen aus ihrem Repertoire auspackt, bleibt Barney standhaft. Er hat seiner ehemaligen Liebe Robin ein Versprechen gegeben und hält dies ein. Allerdings wäre Barney nicht Barney, wenn es ihm keine Qualen bereiten würde, einer schönen Frau abzusagen. Um sich selbst vor falschen Schritten zu schützen, springt er sogar in einen Fluss.

Gekonnt werden hier zwei Charakterzüge Barneys widerspruchslos vereint. Auf der einen Seite ein Barney, der zu echten Emotionen fähig ist, Robin sogar sein Superdate überlässt und dem es wichtig ist, ein Versprechen einzuhalten, das er einem wichtigen Menschen gegeben hat. Auf der anderen Seite aber auch ein Teil von ihm, der eben doch ein Casanova ist und deswegen gegen weibliche Verführung machtlos ist – allerdings nur fast. In einem knappen Kampf gewinnt der fürsorgliche Freund Barney gegen den rein triebgesteuerten Womanizer Barney.

Wie bei Robin auch war diese Wende für die Rolle des Barney lebensnotwendig, denn gerade in den letzten Wochen ist er immer mehr zu einem eindimensionalen Running Gag ohne jede Tiefe verkommen. Die aktuelle Episode war ein erster Schritt, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Die kleinen Dinge

Darüber hinaus glänzt die Folge viel mit den kleinen Dingen. Teds Musicaleinlage kommt spontan, überraschend und entfaltet daher einen unerwarteten Charme. Marshalls Stimmenimitation, mit der er für Robin ganz gegen ihren Willen ein Date mit Don ausmacht, zeigt mal wieder seine liebenswerte Tollpatschigkeit. Robins Einleitungsphrase "but... um" im Interview mit Anita war eine im Sinne der Serienkontinuität erfreuliche Reminiszenz an die Episode #5.13 Jenkins.

Negativ fallen lediglich einige wenige Aspekte auf. Cobie Smulders wirkt als weinende Robin nicht sonderlich überzeugend. Auch Jennifer Lopez' Darstellungskunst im Zusammenspiel mit Neil Patrick Harris wirkt eher marionettenhaft. Zudem hatten Dialogniveau und Sprachwitz schon einmal bessere Zeiten gesehen in der Serie.

Insgesamt aber eine angenehme Episode, die vermisste Charakterfacetten von Figuren wieder aufzeigt und mit dem einen oder anderen kleinen Moment glänzen kann.

Eva T. - myFanbase

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