Bewertung

Review: #4.10 Dies ist keine Übung

Natürlich hält sich die Episode nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern knüpft gleich actionreich an das Ende der letzten Episode an. Der zweite Teil der Episode bereitet dann in erster Linie das Ende der Staffel vor.

"Give it to me and no one else dies!"

Schnell wird klar, was Haqqanis Absicht ist. Er will die Liste haben, auf der steht, wer alles im amerikanischen Auftrag die Taliban ausspioniert. Diese würde allerdings das gesamte System der CIA ins Wanken und zahlreiche Leute in Todesgefahr bringen. Insofern ist auch in der Botschaft das oberste Ziel die Verteidigung der Liste. Lockhart bekommt sie in die Hand und bringt sie in den Schutzraum, doch Haqqani ist clever genug und schießt nicht einfach alle Mitarbeiter über den Haufen sondern nutzt einige als Druckmittel. Martha Boyd erweist sich dabei als enorm widerstandsfähig, aber sie wirkt eh immer sehr streng und resolut. Anders dagegen verhält sich Lockhart, der dann doch aufgibt und lieber die Liste aufgibt, als weitere Menschenleben zu opfern. Typischerweise ist das genau dann der Fall, als mit Fara ein wichtiger Charakter an der Opferreihe ist. So funktioniert Fernsehen eben, dabei waren die anderen beiden Menschen ja nicht minder rettenswert, aber für den Zuschauer ist es natürlich spannender, mit jemanden zu bangen, zu dem man Bezug hat. Und Fara ist da ein wirklich perfekt gewählter Charakter, weil man ihr als moralische Instanz einfach wünschte, dass sie am Leben bleibt. Dass Quinn leider zu spät eingreift und Haqqani sein "Versprechen" nicht hält, sondern lieber die, in seinen Augen, Verräterin kaltblütig tötet, ist konsequent, aber so ziemlich das bitterste, was man den Zuschauern antun konnte.

"You could have said something nice, just once. It would have meant so much."

Von allen Charakteren ist Fara derjenige, dem ich ein Ableben am wenigsten gewünscht habe. Ich glaube, dass mir jeder andere Charakter in der Serie lieber gewesen wäre. Insbesondere Lockhart hätte in dieser Szene doch ein besseres Opfer abgegeben, aber die Serie ist ja kein Wunschkonzert für die Zuschauer. Und letztlich ist Faras Tod nicht funktionslos. Es ist zwar irgendwie ganz schön gemein von Max gewesen, dass er Carrie ihr Verhalten Fara gegenüber vorwirft, aber im Endeffekt hat er recht. Fara hat sich in Islamabad hervorragend entwickelt und sehr viel richtig gemacht, aber Carrie war undankbar und viel zu fordernd, weil sie ihr gar nicht gestattete, an der Aufgabe zu wachsen. Insofern war es schön, wie man dann gezeigt hat, dass Carrie Faras Vater über den Tod informiert und sie sehr darunter leidet. Wenn dieses Erlebnis für Carrie noch mehr Effekte hat, dann kann ich mit Faras Tod leben. Das wird aber erst noch zu zeigen sein. Im Moment bin ich doch vor allem traurig und schockiert, dass man Fara solch ein Ende geschrieben hat, weil sie die Story bereicherte.

"I'm not the one who keeps insisting the enemy is our friend."

Nur eine kleine Szene, aber sicherlich noch wichtig, war das Gespräch zwischen Tasneem und Aasar, der den Amerikanern zu Hilfe kommen wollte, allerdings von Tasneem um Aufschub gebeten wird, damit Haqqani sein Ziel erreichen kann. Aasar ist und bleibt eine spannende Figur, weil er eben zwischen den Stühlen steht. Er will das beste für sein Land und glaubt dies, gemeinsam mit den Amerikanern erreichen zu können, macht sich damit aber nicht nur Freunde. Hier erkennt auch er nun die Zusammenhänge und lässt einfach geschehen, was geschehen muss. Ich bin gespannt, welche Rolle er in den verbleibenden Episoden noch spielen wird, weil Carrie sicherlich noch mal mit ihm in Kontakt treten wird.

"Give me your belt."

Dennis Boyd quasi am Ende seines Lebens angekommen. Er kann sich ausmalen, welche Konsequenzen seine Taten nun haben werden. Er ist verantwortlich für zahlreiche Tote und für den Niedergang des gesamten Einsatzes. Er sieht in seinem Ableben die einzige richtige Handlung, die ihm noch bleibt. So könne er Martha und seinen Sohn vor vielen unangenehmen Situationen schützen. Ich bin mir ja nicht ganz sicher, inwieweit das wirklich richtig sei. Ich finde es eher feige, nicht zu seinen Taten zu stehen und eventuell bei der Aufklärung der Ereignisse zu helfen. Interessant ist es daher, dass Dennis es doch nicht schafft, sich zu erhängen. Er hat also nicht den Mumm, sich selbst zu töten, was man ja auch als Schwäche auslegen müsste. So kann man also eigentlich nur sagen, dass Dennis wirklich am Ende ist. Eigentlich will er sich der Verantwortung entziehen, aber den finalen Schritt bekommt er auch nicht gebacken. Oder war auch das nur ein Spiel und er wollte Marthas Gürtel haben, um alles ihr anzuhängen? Das halte ich für weit hergeholt, aber der Serie ist auch das zuzutrauen.

"You're the one who got me here, you're the one who said all this was important."

Und wie geht es nun weiter mit der Staffel? Eigentlich sollten alle ihre Sachen packen und die Niederlage hinnehmen. Doch Quinn hat dazu überhaupt keine Lust. Er will noch retten, was zu retten ist, und begibt sich dazu lieber auf eigene Faust in Gefahr, als einfach wieder nach Hause zu gehen. Quinn ist es also dieses Mal, der nur das Ziel im Blick hat und alle Umstände außen vor lässt. Carrie hingegen ist die Vernünftige, die aufgibt, obwohl es nicht ihr Naturell ist. Quinns Alleingang gibt ihr aber auch noch die Möglichkeit, sich eine Sonderposition zu verschaffen. Sie bekommt fünf Tage, um Quinn entweder zu retten, zu unterstützen oder was immer passieren mag. Jetzt sind also Carrie und Quinn noch da und der Rest eigentlich auf dem Weg nach Hause. Aber wer weiß, was da in der nächsten Episode noch passieren wird. Wird der Konvoi erneut attackiert? Reißt auch Saul aus, um Carrie zu helfen? Das eher ruhige, vorbereitende Ende der Episode lässt es zumindest mal zu, durchzuschnaufen und sich auf die letzten beiden Episoden zu freuen.

Fazit

Die Episode konnte halten, was der Cliffhanger der letzten Episoden versprochen hatte. Viel Action, viel Spannung, viel Dramatik, viele Tote und man steht nun mit dem Rücken zur Wand. Was will man mehr. Auf diese Episode wurde lange hingearbeitet und man hat sich die volle Punktzahl redlich verdient.

Emil Groth – myFanbase

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