Bewertung

Review: #4.09 Der Tunnel

Die Rettung von Saul steht auch in dieser Episode an vorderster Stelle. Heimlich, still und leise setzt sich parallel dazu aber auch das große Puzzle immer mehr zusammen, das sich seit Beginn der Staffel durch kleine Teile abzeichnete, sodass der Drang zum Weiterschauen eine neue Ebene erhalten hat.

"I can't tell you, what I don't know."

Dank Aasar Khan ist Carrie nun Dennis Boyd auf der Spur und versucht in Erfahrung zu bringen, was er weiß. Überraschenderweise ist Dennis aber unglaublich hartnäckig und mimt den Unschuldigen mit einiger Überzeugung. Es ist wirklich beeindruckend, wie konsequent Dennis dabei bleibt, überhaupt keine Ahnung zu haben, worum es geht, und er jedes Indiz einfach abtut. Er ist ja alles andere als ein trainierter Agent, der mit solchen Spionagesituationen umzugehen wüsste. Deshalb ist es auch ein Stück weit unglaubwürdig, dass er dem Druck so lange standhalten kann und alle Tricks, die Carrie und Martha anwenden, ohne den kleinsten Wackler übersteht. Und Carries Befragung war wirklich sehr überzeugend, weil sie enormen Druck ausgeübt hatte, sodass einem schon das Herz in die Hose rutschen müsste. Und dass es sich nur um eine Inszenierung handelte, mag dem Zuschauer schnell klar geworden sein, doch dass auch Dennis das durchschaut, kann ich mir kaum vorstellen. Dass Dennis am Ende der Episode dann deutlich wird, welche Konsequenzen seine beschaffenen Informationen insgesamt ergeben, ist er dann sofort kommunikativ. Man fragt sich, was er sich vorher dabei dachte, denn natürlich war das kein Spielchen, welches er da getrieben hat. All seine Aktionen haben der Gegenseite enorm geholfen. Dass ausgerechnet eine eher banale Information sich als die wichtigste herausstellt, passt dann ins Bild und überrascht ihn selbst. Allerdings ist sein halbes Geständnis natürlich viel zu spät gekommen.

"14 years of war and this is what it's come to. Asking a child to blow you to kingdom come and for what, for fucking what?"

Saul ist wieder in Haqqanis Gewalt und dient also doch als Verhandlungsmasse. Er soll nun gegen fünf wichtige Gefangene ausgetauscht werden. Das Problem dabei ist, dass Saul jeglicher Lebensmut verloren gegangen ist. Er will nicht mehr, erst recht nicht, wenn er im Gegenzug fünf gefährliche Terroristen auf freien Fuß lässt. Insbesondere die Hintergehung von Carrie schmerzte ihn sehr. Carrie hat aber wirklich nur das Wohl von Saul im Sinne und gibt alles, um ihn lebend wieder bei sich zu haben. In diesem Zusammenhang fand ich den Anruf von Mira übrigens wirklich überflüssig. Es mag in Ordnung sein, dass man deutlich macht, dass sie auch noch existiert und sich Sorgen macht und Carrie darum bittet, Saul nicht aufzugeben, die Funktion an dieser Stelle ist aber zu spät, denn Carrie hat genau diese Einstellung bereits. Das Telefonat hätte wenn dann in der Episode davor vorkommen müssen. Hier war es eher fehl am Platz. Aber so lange kann man sich damit gar nicht aufhalten, denn der Austausch nimmt nun einen großen Teil der Episode ein. Da sind zunächst die von Skepsis geprägten Verhandlungen, die unter der ständigen Frage stehen, wer hier wen in den Hinterhalt locken will. Und in dem gleichen Stile wird dann auch der Austausch umgesetzt, der sehr spannend und durch Sauls Verhalten und den Jungen auch hochdramatisch umgesetzt wurde. Zudem war die Diskussion zwischen Carrie und Saul richtig gut, weil sie wie so oft das moralische Dilemma darstellt, welches die Serie immer wieder aufgreift, dieses Mal aber durch Saul, dem man dies in der Form nicht zugetraut hätte. Ausgerechnet Carrie wiederum, der man einen solchen Kollateralschaden wiederum eher abnehmen würde, kann Saul aber noch überzeugen und so geht die Situation weiter. In jeder Sekunde erwartete man, dass irgendetwas passieren wird, und als dann doch alles glatt ging, war man kurz geneigt, sich zu fragen, warum man so lange damit verbracht hatte, aber die Antwort kam natürlich sofort.

"What the fucking fuck?"

Es war alles nur eine Ablenkung, denn Haqqanis eigentlicher Plan war es, die amerikanische Botschaft zu stürmen und wohl an bestimmte Dokumente heran zu kommen. Man hatte gerade wieder durchatmen wollen, da kamen die Attacken und einem stockte der Atem. Lockhard schickt richtigerweise alles zu Hilfe, was man vor Ort hat, und das genau sollte passieren. Haqqani nutzt Carries Geheimgang und verschafft sich Zugang zur Botschaft. Und dann ist die Episode zu Ende. Cliffhanger werden ja gerne bewusst gesetzt, aber Spannung und Diskussionen zu kreieren, aber das hier ist wirklich nur fies. Es gibt nichts zu diskutieren. Endlich ist klar, welchen Plan Haqqani hat. Der Angriff läuft, doch man muss eine Woche warten, bis man mehr erfährt. Hier kann man nur jeden beglückwünschen, der direkt weiter gucken kann, denn hier warten zu müssen, ist richtig fies.

Fazit

Diese Episode ist ein perfektes Zeichen dafür, dass wir uns kurz vor dem Höhepunkt der Staffel befinden. Spannend wird hier das taktische Vorgeplänkel inszeniert, welches in einem Cliffhanger gipfelt, der ein sofortiges Weiterschauen der Serie, wenn man nur irgendeine Möglichkeit dazu hat, unumgänglich macht.

Emil Groth – myFanbase

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