Bewertung

Review: #5.12 Das Ende ist nah

Meine Güte, was ist das denn? Eine Folge vor dem Finale der Staffel – das, wie mittlerweile bekannt geworden ist, auch das Finale der Serie sein wird – ist "Heroes Reborn" einfach nur noch ein heillos chaotisches, völlig überladenes, langweiliges Durcheinander, bei dem die einfachsten Grundsätze serieller Erzählung nicht mehr eingehalten werden. Storytwists werden auf geradezu lächerliche Art und Weise erzwungen, Charaktere treffen völlig wahllose Entscheidungen ohne jegliche Logik und das Wort "Logik" sollte man am besten gar nicht mehr gebrauchen, denn da ist bei dieser Folge wirklich komplette Fehlanzeige.

Kurzum: "Heroes Reborn" ist ein einziges Fiasko.

"You are and always have been the greatest thing that's ever happened to me. That's the truth."

Der Episodentitel #5.12 Company Woman ist dem eingefleischten "Heroes"-Fan natürlich sofort ein Begriff. Er spielt an auf die fantastische Folge #1.17 Company Man von Bryan Fuller, die als eine der besten "Heroes"-Episoden in die Geschichte der Serie einging und für den Charakter des Noah Bennet wegweisend war. Doch diese Anspielung zeigt nur, wie meilenweit "Heroes Reborn" davon entfernt ist, auch nur ansatzweise eine Folge zu produzieren, die ähnlich gut wie jene der Originalserie ist. Es ist ein müder Vergleich zwischen #1.17 und #5.12, genauso wie zwischen einem Noah Bennet und einer Erica Kravid, da letztere keinerlei Substanz besitzt und dieser Umstand auch nicht mal eben so mit ein paar Rückblicken geändert werden kann.

Der Versuch, Erica jetzt – eine Folge vor dem Finale! – möglichst menschlich und komplex wirken zu lassen, muss quasi fehlschlagen. Zum einen war die Charakterzeichnung Ericas bis zu diesem Zeitpunkt heillos eindimensional: Erica fällt ganz einfach in die Kategorie "größenwahnsinniger Bösewicht, der unter einem vermeintlich guten Vorwand Milliarden von Menschen sterben lässt". Nicht mehr, nicht weniger. Zum anderen ist es einfach nur absurd, dass man nun dem Zuschauer Sympathie und Mitleid für diese Figur abzuringen versucht, indem man Erica zu einem Opfer sexuellem Missbrauchs macht. Das Flashback ist so kurz und so oberflächlich, dass es allerhöchstens an der Oberfläche dessen kratzt, wie Erica wohl zu ihrer Tochter Taylor oder Evos stehen mag. Sympathie kann man nicht erzwingen, man muss sie verdienen und für Erica ist dies einfach schon lange zu spät. So kann auch die Mutter-Tochter-Konfrontation nur ein müdes Gähnen entlocken, denn emotional oder interessant ist das alles wirklich gar nicht.

"There's no going back to your sister." – "That's not my sister."

Genauso wie die Erica/Taylor-Konfrontation im Nichts verpufft, gibt es auch zwei andere, vermeintlich große zwischenmenschliche Momente, die jedoch aufgrund der mangelhaften Charakterzeichnung und der quasi nicht-existenten Ausarbeitung der Beziehungen der Charaktere untereinander keinerlei Wirkung entfalten können. Zum einen handelt es sich dabei um Quentin und seinem Verrat an seiner Schwester Phoebe. Quasi aus dem Nichts entscheidet sich Quentin dazu, Phoebe zurückzulassen und Luke und Malina zu helfen – warum weiß aber niemand. Zum anderen treffen Luke und Joanne aufeinander, doch dieses Treffen wird so beiläufig abgehandelt, dass man fast schon laut auflachen muss ob des verdutzten Gesichtsausdrucks Lukes, als dieser seine Ex-Frau zu einem Häufchen Asche verpulvert. Bedenkt man, wie viel Zeit anfangs für Luke, Joanne und Dennis verwendet wurde und wie hier mal eben in einem Nebensatz (!) diese Beziehung zu Ende gebracht wird ("This is not how we avenge our son." – "Maybe not, but this is all I've got." WAS?!), kann man nur den Kopf schütteln.

Aber, always look on the bright side: Joanne ist ENDLICH weg! Yay!

Das dritte Non-Event dieser Episode ist die krampfhafte Einbindung von Farah, Carlos, Micah und José in die Storyline. Alle vier Charaktere bringen es zusammen auf ungefähr so viele Eigenschaften wie ein Knäckebrot und sind somit nicht nur völlig uninteressant, sie sind einfach komplett überflüssig. Sie werden zu Erzählkniffen reduziert: Micah sorgt mit seiner Fähigkeit dafür, dass Malinas Nachricht in einer Dauerschleife gesendet wird, damit Tommy seine Schwester finden kann. Farah kann in einer letzten heldenhaften Szene Malina retten. Carlos kann Farah retten. José steht einfach rum. Aber diese ganzen Storytwists sind so gekünstelt zusammengestöpselt, dass sämtliche Natürlichkeit des Erzählflusses vollkommen verloren geht und man nur noch mit den Augen rollen kann.

Apropos Augenrollen: Aus irgendeinem Grund gräbt man dann auch noch Ren aus, der es trotz landesweitem Ausnahmezustand mit einem öffentlichen Bus zu Renautas geschafft hat, auf wundersame Weise Zugang zum Renautas-Gebäude erhält und sich dort natürlich ausgerechnet mit Emily Duval unterhält. Warum sie in den Aufzug steigen, um Tommy zu finden, erschließt sich niemandem (halloooo, Tommy ist der "Master of Time and Space", den wollt ihr einfach so finden?!), genausowenig, wieso Hachiro Otomo das Renautas-Gebäude genauso aufgebaut hat wie sein Computerspiel (welch Zufall!) oder warum diese komplette Storyline überhaupt existiert.

Tommy teleportiert derweil zahlreiche Menschen für Erica in die Zukunft, bis er sich ganz urplötzlich umentscheidet, und dann doch keine Lust mehr darauf hat (?!). Warum auch immer Tommy plötzlich Gewissensbisse bekommt, zumindest kommt ihm die Idee, sich nach seiner Mutter umzusehen und kann diese in Sicherheit bringen. Er zeigt ihr die Zukunft und bittet sie um Rat, doch der einzige Rat, den sie geben kann, ist und bleibt derselbe: "When the time comes, you'll know what to do." Sehr hilfreich. Doch wenigstens ist dies eine der wenigen Szenen, die sinnhaft erscheint, da hier endlich mal ein tatsächlicher dialogischer Austausch stattfindet und nicht nur wahllose Worte zur Einleitung des nächsten Plotsegments heruntergebetet werden.

"No matter how many times I come here, it always looks like this, which means the prophecy was wrong."

Es müsste jetzt wirklich ein Wunder geschehen, damit "Heroes Reborn" es schafft, dieses völlig wahllose, verschachtelte, frustrierende und spannungslose Chaos von einem Plot halbwegs anständig zu Ende zu bringen. Kein Charakter besitzt Substanz, keine Storyline besitzt Richtung oder Logik, keiner weiß, wohin es geht oder was los ist, es laufen einfach nur Charaktere von A nach B und finden irgendwelche sinnlosen Sachen heraus. Ach ja, und Matt Parkman findet sein Ende bei einem Autounfall. Super spannend.

Kurzum: "Heroes Reborn" ist ein einziges Fiasko. Und das Finale wird da allerhöchstens Schadensbegrenzung betreiben können.

Maria Gruber - myFanbase

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