Bewertung

Review: #5.10 Die Brücke zur Zukunft

Je weiter "Heroes Reborn" dem Finale entgegen schreitet, desto unspektakulärer wird es und ich denke, wir sind uns einig, dass das keine gute Korrelation ist. #5.10 11:53 to Odessa ist während des Großteils seiner Laufzeit schlicht und ergreifend langweilig, wenn stellenweise nicht sogar gänzlich zum Augenrollen. Als so genanntes Herbstfinale, also als letzte Episode vor der mehrwöchigen Winterausstrahlungspause in den USA, scheitert diese Folge komplett an ihrer Aufgabe, den Zuschauer auf die Fortsetzung neugierig zu machen. Stattdessen greift die Serie die uninteressantesten Storylines auf und rückt sie in den Vordergrund, während der Hauptplot rund um die Rettung der Menschheit mal wieder in nebulöser Vagheit verschwindet.

"What about the prophecy and this doomsday event that you don't want me to stop?"

Seit nunmehr zehn Episoden wird von diesem einen apokalyptischen Naturevent geredet, das die Menschheit vernichten wird, und von Erica Kravids Plan, der gestoppt worden muss – und jetzt, endlich, nach zehn Episoden, bekommen wir zumindest ansatzweise eine Idee davon, von was da überhaupt genau die Rede ist. So richtig ausgeklügelt oder bedrohlich wirkt die ganze Angelegenheit aber irgendwie nicht. Wir rekapitulieren: Die Umkehrung der Pole wird die Menschheit ausrotten, sollten Malina und Tommy nichts dagegen tun. WAS genau sie tun sollen, ist bisher allerdings unklar. Erica Kravid will ausgewählte Teile der Menschheit retten bzw. sich ihr einiges Nest herrichten, indem sie Vorräte über 7000 Jahre in die Zukunft transportiert und zwar mit Hiros Hilfe, der eine Raum-Zeit-Brücke hergestellt hat (Wann? Wie?). Nun funktioniert diese Brücke aber nicht mehr (Wieso eigentlich genau? Weil Hiro aus dem PC-Spiel entfloh?), weshalb Tommy mit dem Transportieren weitermachen soll. Währenddessen soll Malina eliminiert werden, damit das H.E.L.E. auch wirklich stattfindet und die Menschheit ausgerottet wird, während Erica und Konsorten sich 7957 Jahre in der Zukunft in Sicherheit wiegen.

Der Plan mag komplex klingen, doch so, wie er uns präsentiert wird, mangelt es leider völlig an Zusammenhängen und damit auch an einer tatsächlichen Bedrohung. Seit zehn Folgen dümpelt die Storyline vor sich hin und als Zuschauer hat man mittlerweile einfach keine Lust mehr auf Ericas vage Aussagen à la "This is how you can save mankind" oder "This is why I need you". Vor allem ist Ericas Intention völlig schwammig: Ja, sie hat ab und an mal ein paar Wissenschaftler zitiert und hält sich für eine Innovatorin, die die Menschheit vorwärts bringen wird. Noah hat recht, wenn er Malina zu erklären versucht "I think she likes humanity more than human beings." Doch was Erica sich von ihrem Plan erhofft, wird nie so wirklich klar. Und mittlerweile wurde alles so zu Tode geredet, dass jegliche Spannung sich in Luft aufgelöst hat.

"What was she like? My mother?" – "Tough... but thoughtful. She always rooted for the underdog. Stubborn. Not sure if she learned that from me or she just was."

Während Tommy in Ericas Fänge geraten ist, machen sich Noah und Malina, wie erwartet, auf die Suche nach ihm. Schade ist, dass wirklich zentrale Gespräche – wie zum Beispiel, dass Malina anscheinend zwischen der vorherigen und jetzigen Episode erfahren hat, dass Tommy ihr Bruder ist – einfach nicht gezeigt werden. Szenen, die wichtige Zusammenhänge zwischen einzelnen Momenten herstellen würden, werden einfach außen vor gelassen und damit kann keine Linie entstehen oder eine Entwicklung der Charaktere in Gang gesetzt werden. Denn wir bekommen diese zentralen Momente nie zu sehen.

Zumindest fühlt sich Malina diesmal zum ersten Mal an wie eine tatsächliche Person, nicht nur wie ein Plotelement. In Verbindung mit Noah erinnert sie wirklich stark an Claire und das Gespräch im Auto zwischen Großvater und Enkelin ist rundum gelungen. Man sieht zumindest ansatzweise, dass Malina sich auch mal Gedanken über ihre Mutter gemacht hat und auch Angela findet in einem Nebensatz Erwähnung. Andererseits widerspricht sich die Serie hier ziemlich, wenn Malina sagt, dass Angela ihr erklärt habe, wieso Noah sie bei ihrer Geburt zurücklassen musste – denn noch in #5.06 Game Over wusste Malina gar nichts über den Jungen auf dem Photo, Tommy, den sie laut Farah finden müsse.

Als vollkommen obsolet erweist sich Luke, der wirklich GAR nichts zur Story beiträgt, außer dass er dem Publikum auf die Nerven geht. Am liebsten würde man sich neben Noah stellen und ihm ebenfalls ins Gesicht sagen: "Leave us alone!" Denn mal ehrlich: Erst bringt Luke reihenweise Evos um und dann verlangt er von Noah Mitleid und jammert herum, dass er ihn nicht mit auf den Roadtrip nimmt? Dieser Charakter ist so unfassbar schlecht geschrieben, dass man gar nicht mehr hinsehen kann.

"You know, I found... when one secret is revealed, the deeper ones, they come so much easier."

Apropos schlecht geschrieben: Zu allem Überfluss liefert "Heroes Reborn" auch noch das übliche "Sag-uns-wo-X-ist-oder-wir-töten-deinen-Freund-Y"-Szenario und das leider auf die unspannendste Art und Weise. Da Carlos und Farah wirklich eine sagenhaft schlechte Chemie haben, zündet diese Story überhaupt nicht. Wie haben Carlos und Farah ein einziges Mal zusammen gesehen, und das für ungefähr 45 Sekunden, und Farah gab ihm eine Ohrfeige, wieso also sollten wir hier irgendwie Interesse für diese "Liebesgeschichte" aufbringen?

Irgendwo gurkt dann noch Ren durch die Gegend, der sich auf die Suche nach Miko macht, und von einem von Hachiro Otomo geschickten Shogun die Nachricht erhält, er solle nach Odessa fahren. Leider ist dies alles jedoch völlig unspektakulär, vor allem da auch Ren seinen Esprit, durch den er in den ersten Folgen noch punkten konnte, völlig verloren zu haben scheint. Miko trifft in der fernen Zukunft derweil auf ihren Erschaffer und auf ihre Vorlage, die echte Miko. Und als ob dies nicht schon genug Storylines wären, brechen die HeroTruthers im Sunstone Manor ein, Matt Parkman erkundigt sich bei Micah Sanders, ob er auch wirklich in die Zukunft mitgenommen wird und Quentin hat jetzt doch Gewissensbisse, für Erica zu arbeiten. Doch so bruchstückhaft und unzusammenhängend wie uns all diese kleinen, größtenteils bedeutungslosen Erzählbrocken hingeworfen werden, tangiert das niemanden mehr.

"I'm running out of time and patience. "

Als Fazit bietet sich Matt Parkmans Aussage quasi als perfekter Metakommentar für diese Episode an: "I'm running out of time and patience." Auch der Zuschauer hat langsam weder die Zeit noch die Geduld, um sich dieses Non-Spektakel anzusehen. Die Serie versinkt in einem Wirrwarr aus spannungsarmen Storylines und ist – man kann es nicht anders sagen – wirklich langweilig geworden. Ein packendes Herbstfinale sieht definitiv anders aus, denn anstatt mit Spannung und Vorfreude auf die finalen drei Episoden zu warten, ist man nach dieser Folge eher dazu geneigt, sich darüber zu freuen, dass die Serie erstmal in die Pause geht.

Maria Gruber - myFanbase

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