Bewertung

Review: #5.04 Das Wohl der Allgemeinheit

"Heroes Reborn" hat seine neue Tagline gefunden. In Anlehnung an das in Staffel 1 so prominente Motto "Save the cheerleader, save the world" versucht #5.04 Das Wohl der Allgemeinheit mit dem ganz klar daran angelehnten "Forget the past, save the future", der Serie die nötige Starthilfe zu geben, um endlich in Fahrt zu kommen. Und tatsächlich funktioniert das streckenweise ganz gut bei dieser Episode, die an vielen Fronten für mehr Klarheit sorgt. Das Publikum bekommt nun eine bessere Ahnung davon, wohin "Heroes Reborn" gehen und inwiefern es seine Charaktere dazu in Position bringen will.

"How do we find our true purpose? Is it something we're born with, written into our genetic code? Or is it something we must learn over time?"

So ganz von seiner Vergangenheit kommt die Serie aber nicht los. Neben der Anspielung an Staffel 1 liefert sie auch gleich wieder einen typisch pathetischen Mohinder-Monolog und erinnert auch in so manch anderer Szene an das Originalformat. Das kann dann funktionieren, wenn die Parallelen dafür genutzt werden, um die Story voranzutreiben – wie etwa mit der neuen Tagline –, kann aber auch ungute Erinnerungen an schlechte Erfahrungen wecken, wie bei der weltumspannenden Aurora, bei der viele Fans sicherlich unweigerlich an die katastrophale Sonnenfinsternis-Doppelfolge aus Staffel 3 denken mussten.

Unser bislang einziger Protagonist aus der Mutterserie, Noah Bennet, wird derweil leider ein wenig zum Nebenspieler degradiert. Wurde er im Auftakt noch recht geschickt für die Einführung ins Geschehen benutzt, um alte Zuschauer zurückzuholen, wird er jetzt immer mehr zu einem platten Werkzeug, um die Story voranzutreiben. Der "Ich kann mich nicht mehr erinnern"-Trick ist ein beliebter Erzählkniff, um ein Informationsvakuum zu erzeugen, doch er wirkt irgendwie ausgelutscht und alt. Das liegt vielleicht auch daran, dass Noah und Quentin als Team noch nicht so richtig funktionieren, und es einfach völlig unglaublich ist, dass die beiden mal eben ins Renautas-Hauptquartier spazieren und bis in die geheime Zentrale vordringen (DKDNWS* würde ich sagen!). Doch zumindest funktioniert hier Taylor Kravids Einbindung gut, die von den Lügen ihrer Mutter genug hat und somit zu einer unverhofften Verbündeten Noahs und Quentins wird.

"I need you to find me that child and I need you to kill it."

Was der Episode und der generellen Storyline auch gut tut, ist die Konkretisierung von Erica Kravids Ziel und den Machenschaften von Renautas: Man will sämtliche Evos auf der Welt aufspüren und einsperren, um deren Fähigkeiten zu kanalisieren und somit, laut Erica, die Menschheit zu retten. Ein hehres Ziel mit fragwürdigen Methoden erreichen zu wollen, ist nicht neu, aber es bietet Konfliktpotential und ein bisschen Komplexität, was die Serie dringend nötig hat. Erica ist bisweilen eine recht interessante Antagonistin, die dank ihres Scharfsinns überzeugend wirkt, aber – genauso wie alle anderen Charaktere – noch dringend ausgearbeitet werden sollte. Doch die Bedrohung durch sie und Renautas wirkt real, damit können wir etwas anfangen und das ist schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung. Auch Molly Walkers Selbstmord funktioniert an dieser Stelle, da er helfen wird, die Story voranzutreiben und zudem die Möglichkeiten von E.P.I.C. nun wieder begrenzt.

Doch Renautas ist dank E.P.I.C. bereits auf der Spur von Malina, deren Mission und Fähigkeiten endlich konkretisiert werden. Sie kann Dinge zum Leben erwecken und ist damit natürlich von unschätzbarem Wert. Leider sorgt ihre Storyline auch für das wahrscheinlich schlechteste CGI seit "Birdemic" (die Szene mit dem Baumstamm... puuuuh) und führt noch einen Nebencharakter in Form von Farrah ein. Ähnlich wie bei Noah und Quentin ist auch die Dynamik zwischen Malina und Farrah noch nicht wirklich überzeugend, aber vielleicht ändert sich das ja noch.

"Never underestimate the power of social media."

Schon besser funktioniert das Duo Miko und Ren, wobei gerade Ren positiv überrascht. Er hat als Charakter weitaus mehr Substanz als Miko und rettet mit seiner überdreht-charismatischen Art recht gut über die sonst eher depressive Grundstimmung hinweg. Ren ist smart und einfallsreich und wird von einer felsenfesten Überzeugung getrieben, Miko bei ihrer Mission helfen zu müssen. Unser Katana Girl allerdings besitzt weiterhin in etwa so viele Charaktereigenschaften wie ein weißes Blatt Papier und Kiko Sukezanes Niedlichkeitsfaktor wird darüber nicht mehr lange hinwegtäuschen können.

Ebenfalls niedlich gestaltet sich die Beziehung zwischen Tommy und Emily, nicht zuletzt dank der tollen Chemie zwischen Robbie Kay und Gatlin Green. Auch diese Storyline profitiert davon, dass die Charaktermotivation klar ist und das Risiko real: Tommy will seine Mutter retten, muss dafür jedoch seine Freiheit aufs Spiel setzen. Die Behörden haben ihn aufgespürt. Ein bisschen fragwürdig ist allerdings, was die Behörden eigentlich mit den Evos machen. Bisher hörten wir nur davon, dass sie Evos dazu zwingen, sich zu registrieren. Was passiert darüber hinaus?

"Things change, Luke. You gotta keep changing with them."

Die offensichtlichsten Schwachstellen liegen schließlich in den zwei verbleibenden Storylines, nämlich bei Carlos und dem Collins-Killer-Duo. Joanne Collins ist so absurd böse, dass man einfach nur den Kopf schütteln muss. Dieser Charakter verdient überhaupt nicht die Bezeichung "Charakter", denn Joanne ist eigentlich nichts weiter als die wandelnde Bosheit. Welche Person sagt Worte wie "Woohoo, my God, that was a pretty shot!", "Did you see how his body crumbled when he realized he was dead?" gefolgt von "Luke, I asked you a question"? Wer verlässt seinen eigenen Ehemann mit solch einem hämischen Grinsen (mich hätte es ja nicht gewundert, wenn sie Luke auch noch erschossen hätte)? Also bitte, weg mit Joanne und auf Nimmerwiedersehen. Dann wird vielleicht auch Luke als Charakter mal interessant. Bislang ist das alles nur unfassbar schlecht erzähltes Ehedrama mit sinnlosem Splatter.

In ähnliche Lächerlichkeit driftet die Storyline um Carlos und seine Pseudo-Batcave mit Pseudo-Batmobile und Pseudo-Batsuit ab (das Heldenkostüm ist in etwa so schlecht wie der CGI-Baum). Großes DWDNWS erstmal, dass Carlos nur ein paar blaue Flecken von seinem Kampf mit Captain Dearing abbekommen hat. Man kann auch nicht wirklich nachvollziehen, wieso Carlos überhaupt zu El Vengador wird. Woher kommt sein Wunsch, in einem schlechten Superheldenkostüm durch die Stadt zu fahren und sich von fiesen Evos verprügeln zu lassen? Das Problem ist – wie leider bei den meisten Figuren in "Heroes Reborn" – die völlige Substanzlosigkeit von Carlos, über den wir bislang nicht viel mehr wissen, als dass er Kriegsveteran ist, gern trinkt und Autos repariert.

"Forget the past, save the future."

Diese Episode steckt letztlich irgendwo fest zwischen relativ unterhaltsamen Storylines – hier zu nennen vor allem die Geschehnisse im Renautas-Hauptquartier, bei Tommy und Malina –, die endlich eine klarere Richtung einschlagen, und völlig hanebüchenen Geschichten und Charakteren – hier vor allem Carlos, Luke und Joanne. Trotz weiterhin großer Schwachpunkte bezüglich Storyausarbeitung und Inszenierung fühlt sich die Episode aber unterhaltsamer als ihre Vorgänger an, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Fronten stellenweise eindeutiger und die Beweggründe einiger Charaktere verständlicher werden. Legen wir uns also auf grooooßzügige 7 von 9 Punkten fest. Am besten wäre es, wenn "Heroes Reborn" sich seine eigene Tagline zu Herzen nimmt: Es sollte vorwärts blicken, vorwärts in seine eigene Zukunft und anfangen daran zu arbeiten, diese spannend zu gestalten.

Maria Gruber - myFanbase

* Das kann doch nicht wahr sein!

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