Bewertung

Review: #4.13 Das Tal der Hoffnung

Man stelle sich den Entstehungsprozess einer TV-Episode vor.

Autor #1: "Leute, wir sollten unsere Storylines konsequent entwickeln und XY sterben lassen. Wenn wir dem Publikum nicht zeigen, dass die Charaktere in unserer Show tatsächlich sterben können und sie fünf Mal wieder zum Leben erwecken, ist die Spannung weg."

Autor #2: "Dito! Spannung ist das A und O. Und natürlich logische Charakterentwicklungen. Also keine irrwitzigen out-of-character Szenen, sondern unerwartete Wendungen, die die Zuschauer auch nachvollziehen können."

Autor #3: "Richtig, wir müssen die Zuschauer überraschen!"

Autor #1: "Wie wär's also, wenn wir...?"

Anders bei "Heroes":

Autor #1: "Hey, lasst uns Hiro wieder in einen hirnlosen Kohlkopf verwandeln und ihn eine Viertelstunde lang Müll labern! Was sagt ihr?"

Autor #2: "Perfekt, schließlich hatten wir das noch nie! Und wenn wir schon dabei sind: Wieso machen wir Claire nicht zu einer wandelnden Nervensäge und lassen sie auf Samuel los?"

Autor #3: "Brillant. Und wir sollten Nathans Beerdigung einfach zusammenhanglos in die letzten zehn Minuten dieser Folge quetschen!"

Autor #1: "Quatsch, in die letzten fünf Minuten... !"

Was draus wurde? #4.13 Das Tal der Hoffnung.

"I always thought freedom was just another word for 'nothing left to lose'."

Und wieder eine weitere Bruchlandung für "Heroes". Irgendwo zwischen Lydias Pfannkuchen und Hiros fünfzehnter "Star Wars"-Referenz ging bei mir die Geduld zu Ende. Was sollte diese Episode eigentlich? 42 Minuten blanker Unsinn, mit nur wenig gutem Material, das ist #4.13. Der Karneval ist nur noch ein Schatten seiner selbst, genauso wie der Großteil der Charakere, die einem mittlerweile den letzten Nerv rauben.

Als Nervensäge landet diesmal natürlich Hiro unangefochten auf Platz 1, allerdings dicht gefolgt von Claire. Mit ihrer Art, ständig alles besser wissen zu müssen, macht sie nicht nur Samuel das Leben schwer, sondern vor allem uns Zuschauer. Sie ist sooo klug, sooo erwachsen und einfach sooo selbstgefällig. Man wünschte, Doyle würde ihr mit seiner Fähigkeit für alle Ewigkeit die Lippen versiegeln. Was ist los? Sie wirft mit sinnentleerten Sartre-Zitaten um sich. Sie warnt Doyle vor einem Mann, den sie seit nicht mal 12 Stunden kennt. Sie macht Samuel gegenüber einen Riesenaufstand und weiß nicht mal, um was es geht. Dabei entlockt sie Samuel aka Robert Knepper zudem noch eine ungewohnt schwache Performance, als dieser vor Claires Augen scheinbar Gewissensbisse bekommt und wegen dem Mord an Joseph zu weinen beginnt. Gewollt unglaubwürdig oder hatte Knepper einfach einen schlechten Tag?

Die Möglichkeit, das öde Geschehen auf dem Karneval mithilfe eines Flashbacks ein bisschen interessanter zu gestalten, schlägt leider fehl. Obwohl die Hintergrundgeschichte um Vanessa sehr interessant klingt, bleibt das Flashback mit Samuel und Joseph doch leider sehr kurz und wenig aufschlussreich. Vor allem die wichtige Frage um Josephs Fähigkeit, die schon seit eigenen Episoden im Raum steht, wurde nicht geklärt. Weiterhin wirkte das einzelne Flashback völlig deplatziert und hätte mit weiteren Rückblicken ausgebaut werden sollen.

Doch noch viel deplatzierter ist das Ende: Wie aus dem Nichts stehen wir plötzlich bei Nathans Beerdigung, die ohne jede Andeutung, ohne jeden Zusammenhang noch in diese Folge hineingepresst werden musste. Mit ganz viel Zeitlupe, Singsang und Pathos wird Nathan Petrelli in einer all-American Beisetzung zu seiner letzten Ruhestätte geführt – und das in derselben Episode, in der Hiro seinen ersten Offizier Sancho Panza sucht und den Untergang der Zylonen predigt. Es mangelt hier komplett an Sensitivität, an einem guten Händchen dafür, wie eine Episode auszusehen hat, damit gewisse Szenen ihre Wirkung entfalten können und ein geschlossenes Ganzes ergeben.

"She's different. Like me." – "Not different. Special."

Aus dem Nichts taucht diesmal auch Emma auf, die sich in den letzten drei Episoden rar gemacht hatte – und sie ist bei weitem das Beste an dieser Folge. Nachdem sie von der Medizinfakultät abgewiesen wird, erscheint plötzlich Samuel an ihrer Tür. Wie schon zuvor bei Claire erwischt er auch Emma in einem Moment des Scheiterns und nutzt diesen, um Emma um einen Gefallen zu bitten. Hier läuft Knepper wieder zu seiner gewohnten Form auf und ist unwahrscheinlich charismatisch. Problemlos nimmt man ihm den gutmütigen, netten Samuel ab, was vor allem dadurch verstärkt wird, dass er mit Emma per Gebärdensprache kommuniziert. Nettes Detail.

Es ist also Emma, die Samuel gebraucht hat, damit er Ian finden kann. Dank Ian kann Samuels Plan, eine autonome Gemeinde zu gründen, in die Tat umgesetzt werden und zum ersten Mal seit langem gibt es in "Heroes" einen Moment, in dem die Charaktere ausnahmsweise mal nicht sich und ihre Fähigkeiten verfluchen, sondern ihre Gabe als etwas Positives sehen und damit auch Positives erreichen. Emmas Fähigkeit hat nicht nur zerstörerisches Potential, sondern erlaubt es ihr auch, Leute gezielt herbeirufen, und Samuels Gabe bringt nicht nur Verwüstung und Tod, sondern auch Wasser als Lebensquelle. Doch weiterhin bleibt die Frage: Was macht Samuels Plan denn so gefährlich?

"Good Citizen. I am a humble knight from the Starship Enterprise."

Eine Analyse der verbleibenden Storyline – Hiro, Ando und ein Haufen Unsinn – wird es an dieser Stelle aus Prinzip nicht geben. Was soll man auch darüber schreiben? Dass dies die mit Abstand hirnrissigste Storyline ALLER ZEITEN war, dürfte jeder selbst festgestellt haben. Man kann sich nur immer wieder fragen: Womit hat Masi Oka das verdient?

Mit #4.13 Das Tal der Hoffnung bleibt "Heroes" leider weiterhin ein Schatten seiner selbst. Szenen, die einem teilweise die Haare zu Berge stehen lassen und Dialoge, die ein Fünftklässler besser schreiben könnte, machen die Folge allenfalls erträglich – außer natürlich, wenn Hiro auf den Plan tritt. Da kann auch das emotionale Ende nichts mehr dran ändern, das so schlecht zum Rest der Episode passt wie Hayden Panettiere zu Wladimir Klitschko. Damit setzt sich der Negativtrend von "Heroes" leider ungebremst fort.

Maria Gruber - myFanbase

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