Bewertung

Review: #3.11 Die Sonnenfinsternis (2)

Foto: Zachary Quinto & Kristen Bell, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Zachary Quinto & Kristen Bell, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Ach du lieber Himmel. Da glaubt man, die Serie hätte sich wieder einigermaßen gefangen und dann kommt so ein Zweiteiler wie dieser und macht alles zunichte. In bester DKDNWS*-Manier führt #3.11 Die Sonnenfinsternis (2) das fort, was in #3.10 Die Sonnenfinsternis (1) schon schief gegangen ist und lässt uns Zuschauer fassungslos und mit dem dringenden Bedürfnis, die Serienmacher anschreien zu wollen, zurück. Was hat man sich bloß bei diesem Zweiteiler gedacht? Oder besser gefragt: Hat man sich überhaupt was dabei gedacht?

"I needed to know I can be a hero without my powers."

Grundgütiger. Peter ist also auf einem Selbstfindungstrip und sucht sich eine halsbrecherische Mission im haitianischen Dschungel dafür aus, um sich selbst beweisen zu können, dass er Rambo-Qualitäten hat. Das ist nicht nur absurd, sondern schlichtweg dumm. Dazu kommt, dass man sich beim besten Willen nicht erklären kann, wie a) Peter versuchen wollte, alleine eine Horde bewaffneter Soldaten länger als 15 Sekunden aufzuhalten und b) woher ein Krankenpfleger weiß, wie man mit einem Maschinengewehr umgeht.

Nathan bekommt derweil die Gelegenheit, in einem Monolog seinen Seelenzustand darzulegen und dieser soll uns Zuschauern nun anscheinend ausreichen, um zu akzeptieren, dass Nathan doch für Papa Petrelli kämpfen will. Leider reicht das aber nicht. Nathan sieht zwei verängstigte Schwestern und überdenkt dann plötzlich seine Entscheidung? DKDNWS! Wie so oft schafft die Show es nicht, uns verständlich zu machen, wieso Charaktere so handeln, wie sie handeln. Stattdessen werden die Charaktere gebogen und gedreht bis zum Gehtnichtmehr und wir bleiben verdutzt zurück.

"Poor Gabriel. You just wanted to be special. Look at you now. You're nobody."

Das Wort "verdutzt" reicht gar nicht mehr, wenn man sich die Storyline rund um Sylar, Elle, Noah und Claire ansieht. Man sieht Sylar und Elle knutschend auf dem Boden und ist einfach nur entgeistert. Wie kann das sein, wo wir doch in der letzten Folge gesehen haben, wie Noah die zwei ins Visier genommen hat? Und vor allem: Was soll uns das sagen? Ist Hornbrille etwa ein Spanner? Hat er brav abgewartet, während Sylar und Elle ein Schäferstündchen hatten? Ist er einfach nur inkompetent? Jeglicher Versuch, diese Situation sinnvoll zu erklären, scheitert, da sie einfach komplett unlogisch ist.

Während Sylar und Elle romantische Worte wechseln, stürmt Noah schließlich mit seinem Maschinengewehr ins Haus – super Auftritt von Jack Coleman. Seinen von Rache getriebenen Charakter verkörpert er fabelhaft und vor allem die Kampfszene zwischen ihm und Sylar, die darin endet, dass er Sylar die Kehle mit einem Teppichmesser aufschlitzt, ist großartig. Coleman/Hornbrille ist einer der wenigen Lichtblicke dieser Episode, genauso wie Quinto/Sylar, allerdings nur bis zu dem Augenblick, in dem wir erfahren, dass die letzten zehn Episoden eigentlich ein einziger Witz waren: Sylar ist nämlich kein Petrelli.

Das kann doch nicht wahr sein!

Fast eine halbe Staffel lang mussten wir damit ringen, mit dem neuen und braven Sylar Moon zurechtzukommen und nun kommt man daher und sagt uns, dass Arthur und Angela gar nicht Sylars Eltern sind? WAS? Es war schon ein harter Brocken gewesen, zu akzeptieren, dass Sylar ein Petrelli ist, aber das? Das ist noch schlimmer. Zehn Folgen werden damit in die Tonne getreten, man drückt quasi Sylars Resetbutton und wirft den Zuschauer schon wieder ins kalte Wasser. Es ist nur so, dass wir das langsam satt haben. So funktioniert das einfach nicht. Man kann nicht einfach einen der ursprünglich coolsten Charaktere der Serie nehmen und ihn immer und immer wieder auf den Kopf stellen, denn langsam bleibt nichts mehr von ihm übrig.

Sylar 2.0 killt letztlich Elle. Warum, ist nicht ganz klar. Vielleicht, weil er sich von ihr verraten fühlte. Vielleicht, weil er einfach mal wieder Lust aufs Skalpieren hatte. Fest steht jedenfalls, dass es zwar gut ist, dass die Show sich getraut hat, endlich mal wieder eine wichtige Figur umzubringen, es aber mindestens fünf andere Charaktere gibt, deren Tod ich vorgezogen hätte. So aber müssen wir uns leider von Elle verabschieden. RIP. Wir hoffen, dass wir dich noch in vielen Flashbacks sehen werden, Elle.

"You keep talkin' Doc, but all I hear is blah blah blah..."

Von Elle zu Flint: Dieser hat mit Abstand die beste Dialogzeile der Episode und eine der witzigsten Szenen mit Mohinder, der ihm doch tatsächlich das Mikroskop über den Schädel zieht. Während Mohinder für diese Aktion gleich mal ein paar Pluspunkte kassieren kann, sorgt er in der folgenden Szene gleich wieder für ein kollektives Neeeeeiiiiiiiiinnnnn! als er bei Maya klingelt. Zum Glück aber ist in dem Moment die Eklipse vorbei, Mohinder kriegt wieder Ausschlag und wir bekommen von Maya nicht mehr zu hören als vier Worte, von denen keines eine schreiende, weinende oder verlängerte Form der Worte "Alejandro" oder "No" ist.

Neben Mohinder/Maya haben wir in dieser Folge vor allem wieder ganz viel Matt/Daphne und leider sind die Dialoge diesmal genauso flach wie in der vorherigen Folge. Auch der Konflikt zwischen Daphne und ihrem Vater wirkt einfach nicht, da es an Tiefe fehlt. Wir können zwar erahnen, dass Daphne ihren Vater einst mit einem gebrochenen Herzen zurück gelassen hat, aber mehr nicht. So kann man als Zuschauer nur wenig Emotion in diese Storyline investieren, genauso wie bei der um den Haitianer und Samedi. Es sind alles gute Ideen, aber sie wurden leider auf ganzer Linie schlecht umgesetzt.

"Best. Day. Ever."

Ganz amüsant, aber auch nicht mehr, ist die Sequenz im Comicladen, wo Seth Green und Breckin Meyer den besten Tag ihres Lebens haben und einen witzigen Cameoauftritt hinlegen. Hiro erkennt derweil, dass ihm als Erwachsener einige schreckliche Dinge widerfahren sind und sperrt sich ins Klo. Oh Mann. Seths eher platte Ansprache über Heldentum ist es dann schließlich, die Hiro dazu bringt, wieder herauszukommen und da entdeckt Breckin das, was einem als Zuschauer schon von vornherein klar war, nur leider keinem der Charaktere: nämlich, dass die Fähigkeiten nach der Eklipse zurückkehren.

Breckin entdeckt auch, dass Hiro anscheinend mit Claire in die Zukunft reisen wird und bevor sie es sich versehen, teleportiert sich Hiro auch gleich davon. Er sorgt dann für eine äußerst witzige Szene, als er im Bennet-Haus auftaucht, Sylar und Elle wegteleportiert und schließlich sich selbst und Claire 16 Jahre in die Vergangenheit befördert. Können wir in der nächsten Folge womöglich wieder viele Flashbacks erwarten? Hoffentlich!

Hoffnung ist überhaupt das Einzige, was einem als "Heroes"-Fan nach dieser Folge bleibt. #3.11 Die Sonnenfinsternis (2) ist ein geballtes Paket sämtlicher Fehler, die man in der dritten Staffel begangen hat: Die Motivation der Charaktere ist unklar, die Storylines besitzen keine Tiefe, es gibt zu viele Logikfehler und am Ende steht man eigentlich fast genauso schlau da wie am Anfang. Die Autoren müssen endlich wieder damit anfangen, mehr Herzblut in diese Serie zu stecken und sie nicht so lieblos zu behandeln. Denn wenn das so weitergeht, ist "Heroes" bald völlig am Boden.

* Das kann doch nicht wahr sein

Maria Gruber - myFanbase

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