Bewertung

Review: #12.11 Szenen einer Ehe

Foto: Jessica Capshaw, Grey's Anatomy - Copyright: 2017 ABC Studios; ABC/Mitchell Haaseth
Jessica Capshaw, Grey's Anatomy
© 2017 ABC Studios; ABC/Mitchell Haaseth

Nach einer Cristina/Owen Folge in Staffel 10 und einer Calzona-Folge in Staffel 11 folgt nun das Japril- Äquivalent, was an sich eine sehr nette Idee und Tradition ist. Durch den allzu großen Cast gehen einfach immer wieder Figuren unter und so kann gezielt der Fokus auf Charaktere, Beziehungen und Entwicklungen gelegt werden, die sonst unter dem Radar bleiben. Allerdings hätte ich auf „Japril-The Movie“, wie die Episode bewerben wurde, eher verzichtet. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Paar April und Jackson mir über die Jahre immer wieder gehörig auf den Senkel gegangen ist. Erst in der letzten Staffel, als die beiden ihren Sohn Samuel verloren, hatten die beiden zum ersten Mal eine wirklich herzerwärmende, emotionale Storyline, in der sie überzeugen und berühren konnten, doch mittlerweile haben die beiden bei mir langsam wieder ein Nervlevel erreicht.

Im Grunde genommen haben die beiden seit dem Zeitpunkt, als sie zusammenfanden, zwei zentrale Probleme. Zunächst der Konflikt Glaube vs. Wissenschaft: April ist eine sehr gläubige Christin, welche vor OPs und Mahlzeiten betet und in dem Glauben ihren Halt und ihr Vertrauen findet, während Jackson dem Glauben nichts abgewinnen kann und die Dinge von einer kühl-rationalen Seite aus sieht. Aus diesem massiven Unterschied zwischen den Figuren hat man leider nie etwas gemacht - es gab keine Diskussionen, keine Patientenfälle, die den Konflikt zwischen den beiden hervorgerufen hätte, keine wirkliche Auseinandersetzung. April haderte immer wieder mit ihrem Glauben - sei es wegen ihrer Jungfräulichkeit oder Samuel -, Jackson hat sich dem Glauben meistens verweigert oder ist, wie diese Episode zeigt, April zuliebe Kompromisse eingegangen, wie zum Beispiel eine Priesterin für ihre Trauung.

Und damit folgt auch schon Problem 2: Aprils Egozentrik. Seit Beginn der Beziehung hat April immer wieder egoistisch und nur für sich selbst gehandelt und dabei unbewusst auf Jacksons Gefühlen herumgetrampelt. Jackson selbst hat sich oft unterwürfig und geduldig gezeigt und April rasch verziehen, nur selten ist ihm der Geduldsfaden geplatzt. So hat er sich schlussendlich auch gegen Stephanie und für April entschieden, obwohl sie ihn immer wieder verletzt hat und seinen eigenen Problemen kaum Beachtung geschenkt hat. Dies wurde auch leider wieder deutlich bei dem Verlust von Samuel, als Jackson sich April zuliebe zusammenriss und seinen eigenen Schmerz überspielte. April hingegen ist für ihre eigene Heilung nach Jordanien gereist und hat Jackson einsam und verzweifelt zurückgelassen. Wie in dieser Folge deutlich wird, hat April nicht mal wirklich realisiert, dass Jackson ebenfalls gelitten hat, so sehr war sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, während Jackson einfach mehr und mehr Opfer für sie eingegangen ist. Dass sie Jackson jetzt noch vorwirft, die Ehe wegzuwerfen, ist damit einfach nur die Eisspitze des Ganzen und macht April verdammt unsympathisch. Ich kann es durchaus verstehen, dass Jackson sich nicht mehr verletzen lassen und aus diesem, wie er selbst sagt, Gefängnis auszubrechen möchte - dass er sich scheiden lassen möchte, ist für ihn ein notwendiger, rettender Schritt. Mein Mitleid für April hält sich daher eher in Grenzen; ich mag April eigentlich - doch ihr Verhalten gegenüber Jackson ist schlichtweg schrecklich und lässt sie immer wieder etliche Sympathiepunkte kosten.

Sarah Drew wurde in einem Interview zu dieser Folge gefragt, ob es irgendwelche neue Enthüllungen über die Vergangenheit von Jackson und April gegeben hätte. Sie antwortete mit Nein, da sie sich selbst alles in ihrer Fantasie zusammengereimt hätte, was man erfahren würde - und ich muss leider zugeben, dass sie Recht hat. Jeder mit etwas Kreativität und Wissen über die beiden Charaktere hätte diese Folge schreiben können. Sie ist im Grunde genommen nur Fanservice und liefert nur wenig neue Informationen über die beiden, was einfach nur langweilig und uninspiriert ist. So hat Jackson im Cliffhanger des Winterfinales April ebenfalls seine Liebe gestanden, nur um bald während ihrer Therapie feststellen zu müssen, dass April ihre Fehler immer noch nicht einsehen kann. Desweiteren hat April Jackson damals gefragt, ob er sie nach Jordanien begleitet und er wollte eigentlich mitgehen, hat aber den Flug verpasst. Damit wirkt Jacksons Verhalten kleinlicher und kindischer, da er dadurch eigentlich selbst Schuld an der räumlichen Trennung zwischen ihm und April war. Ich für meinen Teil fasse das im Grunde genommen nur als Rechtfertigung der Autoren für Aprils Verhalten auf, sodass man sie nicht gänzlich verurteilt. Einen gemeinsamen Trip nach Jordanien hätte ich mir ehrlich gesagt für die beiden gewünscht und glaube fest, dass sie so ihre Probleme gelöst hätten. Die Scheidung hingegen war ja leider zu erwarten und ist damit eine große Enttäuschung - kriegen es die Autoren nicht einmal hin, eine Ehe zu kreieren, die Probleme und Krisen übersteht und nicht im Tod eines Partners oder einer Scheidung endet? Das ist einfach nur schade und schränkt die Entwicklung der Figuren massiv ein und stellt dazu die Gesamtserie in Frage.

Die letzte neue Information lieferte der Cliffhanger: April ist wieder schwanger! Das ist etwas, womit ich nie gerechnet hätte, was die Folge damit qualitativ nach oben pusht. Hieraus ergeben sich nämlich allerlei Möglichkeiten für die weiteren Episoden - wie wird April mit ihrer zweiten Schwangerschaft umgehen? Inwieweit wird die Trauer um Samuel eine Rolle spielen? Was bedeutet das für die Trennung von Jackson? Werden die beiden wieder zusammenfinden? Hier wird deutlich Potenzial aufgezeigt, das mich wieder zuversichtlicher auf die weiteren Entwicklungen zwischen den beiden stimmt.

Kurze Eindrücke

  • Ich hätte so viel lieber mehr von den Anfängen von April und Jackson gesehen! Mehr von ihrem Kennenlernen, mehr von ihrer Zeit im Mercy West, mehr von ihren Anfängen im Seattle Grace! Die Szene, in der April an Reed erinnert wird, hat mir daher sehr gut gefallen.
  • Der Gastauftritt von Robert Baker war so ziemlich der unnötigste in der kompletten Seriengeschichte - er hatte nicht mal zwei Sekunden Screentime. Hier hat man auch Potenzial ungenutzt gelassen.
  • Sarah Drew ist und bleibt eine tolle Schauspielerin, aber auch Jesse Williams hatte tolle Momente in dieser Folge. Die Szene, in der April katatonisch in Samuels Schlafzimmer sitzt und Jackson sie auf ein weiteres Kind anspricht, war herausragend gespielt.
  • Merediths Worte "I'm only dancing it out when something bad happened" fand ich zum Schießen! Ich habe sie und viele andere Figuren in dieser Episode sehr oft vermisst, aber die Tanzparty war meine liebste Szene dieser Episode.
  • Den Patientenfall hätte man auch weglassen können, da bestimmt niemand auf die miese Falle der Autoren hineingefallen ist, dass Jackson seine Patientin heiraten würde. Schön waren hier aber abermals die Erwähnung von Mark und die Einbindung von Ben. Ach, das Plastics Posse!
  • Obwohl man April kurz in Jordanien zeigt, sieht man dabei leider nichts von Nathan. Ich mag die Freundschaft der beiden sehr und hätte mir eine Szene der beiden wirklich gewünscht.
  • Und zum Abschluss: Hand hoch, wer nicht auch immer gleichzeitig die Tür mit der Fernbedienung öffnen will! Ich mach das ständig!

Fazit

Ich habe mich während der Folge durchaus unterhalten gefühlt, doch am Ende lieferte sie einfach kaum neue Informationen und bot zu wenig neue Einblicke auf die Beziehung von Jackson und April. Insbesondere letztere verliert wieder Sympathiepunkte und verhält sich ihrem nun Ex-Ehemann erneut schrecklich und egoistisch gegenüber. Der Cliffhanger macht jedoch deutlich Lust auf mehr und hat genügend Potenzial für eine großartige Storyline für die beiden, in der, wie ich vermute, schlussendlich eine Wiedervereinigung der beiden stattfinden wird.

Lux H. - myFanbase

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