Bewertung

Review: #10.20 Soloauftritt

In dieser Episode dürfen wir mit Cristina mitfiebern, ob sie denn nun den Harper Avery Award erhält, oder nicht. Dadurch kommt sehr viel Schwung in die Geschichte, da man Cristinas unterschwellige Nervosität spürt. Bei den anderen Storys fehlt dieses Fingerspitzengefühl der Autoren leider, da sie zu sehr mit der Tür ins Haus fallen.

And the award goes to...

Von der ersten Sekunde an werden wir darauf vorbereitet, dass schon so kurz nach der Nominierung der große Tag gekommen ist und Cristina die Chance hat, den Award zu gewinnen. In diesem Teil der Geschichte hat man sehr deutlich gemerkt, dass Cristina nicht ganz so taff ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Denn obwohl sie in #10.19 I'm Winning zu Owen sagte, dass sie recht siegessicher ist, will sie die Stunden vor der Bekanntgabe nicht allein verbringen und braucht jemanden, der ihr das Herzklopfen nimmt. Dass die Wahl dabei auf Meredith fällt und ihre vor kurzem noch so zerbrechliche Freundschaft nun wieder fest im Sattel sitzt, passt ebenfalls sehr gut ins Bild. Noch viel schöner fand ich aber, dass Cristina sich ganz ihrem Job hingibt und sich lieber in eine OP stürzt, statt den Abend allein in einer Bar zu verbringen, da dies einfach viel mehr zu ihrem Charakter passt.

Die zunächst noch unterdrückten Ängste, ob sie den Preis nun wirklich mit nach Hause nimmt, überrumpeln Cristina, als sie allein in Boston ist. Auch hier geben uns die Autoren einen schönen freundschaftlichen Moment zwischen Cristina und Meredith, als Meredith mit Owen trotz Cristinas Einwänden zur Verleihung erscheint. Dass dies bitter nötig ist, zeigt sich in dem Moment, als der Award an einen anderen Arzt geht. Ich muss zugeben, dass ich mir schwerlich hatte vorstellen können, dass Cristina den Preis bekommt. Nicht, weil ich ihn ihr nicht gegönnt hätte, sondern weil es zu einfach gewesen wäre. Dass die Autoren sich dazu entschieden haben, Cristina diese Auszeichnung erst in Aussicht zu stellen und dann vor der Nase wegzuschnappen, ist wohl eine Vorbereitung auf die letzten Episoden mit Sandra Oh, die uns langsam an ihren Ausstieg heranführen. Es ist zwar schade, dass man Cristina nun auf diese Weise vor den Kopf stößt, ist aber sicherlich für ihr Ego, das in dieser Staffel schon reichlich Nahrung bekam, eher heilsam.

Disagreement

Nachdem Jackson und April bisher eine reibungslose Ehe geführt haben, stoßen sie (nach dem kurzen Exkurs mit Catherine) nun auf große Schwierigkeiten. Es ist völlig schlüssig, dass die zwei irgendwann aneinander geraten mussten, da sie schließlich recht verschiedene Lebensauffassungen haben. Doch die Art und Weise, wie man diesen Streit vom Zaun bricht, wirkt auf mich sehr forciert und so, als wollte man nun unbedingt Drama auftischen, da das Paar schon viel zu lange glücklich ist.

Ich weiß leider nicht, wie die beiden zu einem Konsens kommen sollen, da Jackson scheinbar nicht die Spur von Respekt für den Glauben seiner Frau hat. Ich kann zwar nachvollziehen, dass Aprils Ansichten nicht sonderlich modern sind, aber da er wusste, worauf er sich einlässt und wie viel April ihr Glaube bedeutet, finde ich es affig, Jackson nun als Trampel hinzustellen, der sich plötzlich über Aprils Weltanschauung amüsiert. Genauso unklug ist Aprils Einstellung und das Mitleid, dass sie Jackson wegen seiner fehlenden religiösen Ansichten ausspricht.

Als wäre die Situation zwischen den beiden nun nicht schon angespannt genug, setzt man wieder einmal darauf, April duckmäusern zu lassen. Statt die Sache mit Jackson auszudiskutieren, verlässt sie die Wohnung. Genau diese Einstellung hat mir schon früher nicht gefallen, da April es einfach nicht schafft, für ihre Ideale einzutreten. Denn auch wenn nicht jeder gläubig ist, hat sie alles Recht der Welt dazu, sollte aber auch dazu stehen und beweisen, dass das kein Handicap ist.

Where to go?

Ebenso unentspannt geht es bei Meredith und Derek zu. Zu Beginn der Staffel dachte man noch, dass sie ihr Familienleben ganz gut auf die Reihe bekommen, doch da keiner der beiden beruflich einen Schritt kürzer treten möchte, bewegen sich die beiden langsam aber sicher auf eine Krise zu. Genau wie bei April und Jackson müsste hier jemand eine große Wandlung hinlegen, damit das gemeinsame Leben auf Dauer weiterhin funktioniert. Ich denke allerdings nicht, dass Meredith sich dazu bereiterklärt, weniger zu arbeiten, und Derek scheint zur Zeit auch Anderes im Kopf zu haben. Die beiden könnten sich einen Full-Time-Babysitter sicherlich leisten, aber wozu hat man bitte Kinder, wenn man sich lieber der Arbeit widmet? Es muss beiden von vornherein klar gewesen sein, dass sie ihr Leben an die veränderten Umstände anpassen müssen und man merkt ja auch, wie sehr es sie belastet, dass sie so wenig Zeit mit Zola und Baby Bailey verbringen können. Doch woher man eine Wunderlösung zaubern will, ist mir erstmal noch ein Rätsel.

Die Geschichte mit Callie und Arizona fand ich in dieser Episode wenig ansprechend, da das Rumgedruckse, wer denn nun ihr Baby austragen soll, nicht sonderlich sinnvoll war. Arizona hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und bereits selbst zugegeben, dass sie kein so glücklicher Mensch mehr ist, wie sie es vor dem Flugzeugabsturz war. Warum verschwendet man in dieser Episode also Zeit damit, eine Münze zu werfen? Auch hier stehen die Autoren vor einer größeren Baustelle, da Callie und Arizona dringend eine Energiespritze brauchen.

Das Gleiche gilt für Alex und Jo. Zwar finde ich die Entwicklungen zwischen ihnen sehr interessant, aber die Autoren lassen sich einfach zu viel Zeit. Besonders rund um Jo gibt es sehr viele offene Fragen und nach der neuen Krankenhauspolitik wartet man nun eigentlich darauf, dass bei den beiden die Hochzeitsglocken läuten. Auch ob Alex nun tatsächlich Vollzeit in der privaten Praxis anfängt, will man erfahren. Die zwei mussten in letzter Zeit aber der großen Story rund um Cristina sehr viel Platz lassen und ich hoffe, dass man sich nun wieder etwas mehr auf sie konzentrieren wird, nachdem man Jo und die anderen Assistenzärzte in dieser Episode nur von einem Patienten zum nächsten geschickt hat.

Fazit

Mit Cristinas Handlung und den spannenden Aussichten bei Alex und Jo gibt diese Episode ein recht gutes Bild ab. Die eher seichten bis sinnlosen Storys der anderen Charaktere sind jedoch etwas anstrengend, wodurch man den Eindruck erhält, dass die Autoren sie nur als Lückenfüller einsetzen.

Marie Florschütz - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#10.19 Der Harper Avery Award
Alle ReviewsNächste Review:
#10.21 Sinneswandel

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #10.20 Soloauftritt diskutieren.