Bewertung

Review: #14.21 Schadensbegrenzung

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Der Fall des Harper Avery geht weiter. Diese Figur, die bereits von Anfang an Teil der Serie war und über die Jahre immer wieder erwähnt und thematisiert wurde, hat in dieser Staffel gehörig auf den Deckel bekommen – zu recht. Nach seinem ruhmlosen Ableben[/url zu Beginn dieser Staffel, das weder sein Enkel noch irgendjemand sonst betrauert hatte, hat der Missbrauchsskandal sein Bild noch weiter demoliert; etwas, was man als Zuschauer durchaus als gerecht und fair empfindet, doch, wie Jackson es formuliert, stehen hierbei Jobs auf den Spiel. Die Harper-Avery-Stiftung betreut mehrere Krankenhäuser, durch diesen Missbrauchsskandal stehen hunderte von Existenzen auf dem Spiel. Harper Avery mag ein richtiger Arsch gewesen sein, doch was Catherine Avery aus seinem Ruf und seinem Einfluss gemacht hat, das ist bewunderns- und schützenswert.

Interessanterweise wird in dieser Storyline den Opfern nicht wirklich viel Aufmerksamkeit gewidmet und das, was wir hören, macht betroffen und wie im Fall von Meredith ziemlich wütend. Ihre Aktion, die Harper-Avery-Awards zurückzugeben, hat mich stark an den Echo-Skandal erinnert, der momentan durch die Medien kursiert und auch mehrere Künstler dazu gebracht hat, ihre Echos zurückzugeben - ein deutlicheres Zeichen gegen die Averys geht wohl nicht. Ihr Verhalten ist durchaus verständlich, denn Merediths Leben wurde mehr als einmal vom Einfluss des Harper-Avery-Awards bestimmt: Ihre Mutter, die ihre ganze Karriere nach dem Gewinnen von Harper-Avery-Awards ausgerichtet hat, ihre Freundschaft mit Cristina, die durch ihre Konkurrenz immer wieder ihre Probleme hatte und zuletzt Marie Cerone, eine Frau, die sie selbst Tante genannt hat und die, ausgelöst durch ihren Missbrauch und Ellis' Verrat, Meredith aus ihrem Leben verstoßen hat. Ihre Frustration äußert sich auch dabei in der vermutlich wichtigsten Aussage dieser Folge, nämlich, dass sie ab und zu selbst nun die Missbrauchsopfer für diese Situation verantwortlich macht. Merediths Worte demonstrieren dabei deutlich, wie leicht es ist, die Opfer für den Fall großer Männer verantwortlich zu machen und wie wichtig es ist, daher diesen Opfern eine Plattform zu liefern, um ihre Schicksale kundzutun und Gerechtigkeit zu erhalten.

Dabei ist ihr Konflikt mit Jackson wohl der interessanteste Aspekt dieser Folge, der zu großartigen Szenen führt. Die beiden konnten sich stets mit dem anderen identifizieren, sind sie doch als Kinder großer Ärzte mit viel Druck auf ihren Schultern aufgewachsen. So gefällt mir diese Zusammenarbeit der beiden hier ziemlich gut – zwar ausgelöst von einem PR-Stunt, doch führt sie zu der Erkenntnis, dass es ihre Mütter waren, die beide geprägt haben, ihre Mütter, die sie zu den Menschen gemacht haben, die sie heute sind. Und dank dieser Zusammenarbeit bekommt Jackson die Idee, wie er die Stiftung rettet und gleichzeitig den Wünschen der Opfer nachkommt. Somit wird der etwas flapsige Vorschlag zu Beginn der Folge aufgenommen, indem die Harper-Avery-Stiftung aufgelöst und durch die Catherine-Fox-Stiftung ersetzt wird. Hier gefallen mir gleichzeitig mehrere Aspekte: Auch wenn Catherine ihre Macken hat und nicht eine der wirklich beliebtesten Figuren der Serie ist, so ist sie schließlich für den Großteil des Erfolgs der Stiftung verantwortlich; es ist nur gerecht, dass nicht länger Harper Avery, der diesem Erfolg nur noch geschadet hat, sondern sie diese repräsentiert. Dazu unterstreicht es die Idee zu Beginn dieser Staffel, dass manche Dinge zerstört werden müssen, um von Grund auf neugebaut werden zu können, damit sie wieder funktionieren. Dadurch schließt sich hier ein Kreis, was mir immer sehr gefällt.

Was mich allerdings eher irritiert, ist die Contest-Storyline: Ist diese groß angekündigte Storyline, die einen Großteil der Figuren beschäftigt hat, nun wirklich vorbei? Das würde ich für ein ziemlich unbefriedigendes und unkreatives Ende halten. Die Reaktionen auf Jacksons Position als anonymer Spender führen dabei vor Augen, dass er es sich hier viel zu leicht gemacht hat: Zwar ist dadurch tatsächlich medizinische Innovation entstanden, doch hätte er gewonnen, hätte er schließlich sein eigenes Geld wieder bekommen. Das mutet tatsächlich merkwürdig an und dabei sind die einzelnen Reaktionen, insbesondere die von April, durchaus verständlich. Schön ist hierbei ebenfalls, wie sie Jackson gegenüber Maggie verteidigt, die durch diese Situation wieder neue Zweifel entwickelt – dadurch scheint Maggie endlich Jackson Vertrauen entgegenzubringen, was auch langsam an der Zeit war.

April nutzt allerdings nun ihre neuen Kapazitäten, um sich als Hochzeitsplanerin für Jo und Alex zu empfehlen. Alex hat in dieser Folge allerdings mit Geistern der Vergangenheit zu kämpfen – so kehrt nämlich zum einen Krankenschwester Olivia zurück. Ja, die Olivia, die mit George zusammen war und die ihm Syphilis verpasst hat, die sie wiederum von Alex hatte; die Olivia, mit der Alex später Izzie betrog. Olivia präsentiert sich allerdings von einer uncharmanten Seite und lästert viel über Alex – was ziemlich merkwürdig ist, da ich mich deutlich daran erinnere, dass die beiden sich am Ende doch gut verstanden haben. Doch Alex interessiert sich sowieso nicht wirklich für Olivia, denn er wurde mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Mutter das von ihm überwiesene Geld nie abgehoben hat. Das weckt in Alex alte Selbstzweifel, ob er ein guter Mensch sei und sich tatsächlich zum Guten gewandelt hat. Nach 14 Staffeln "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" kann man da getrost widersprechen, doch aus dieser Geschichte kann viel rausgeholt werden. Gerade, weil Jo und Alex hierbei abermals ein großartiges Paar abgeben und Jo Alex wunderbar beisteht.

Eine weitere Storyline, die mich immer mehr begeistert, ist die um Amelia und Owen, die einfach unglaublich viel Potenzial hat. Insbesondere bei Amelia sehe ich hier so viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, was sich bereits in Ansätzen in dieser Folge widergespiegelt hat: Amelia, die sich in Betty wiederfindet und ihr helfen will. Amelia, die Verantwortung übernimmt und Betty bei sich aufnehmen möchte. Amelia, die bereits zum Ende dieser Folge die Mutterrolle, vor der sie vor kurzem noch so große Angst hatte, wie selbstverständlich übernimmt und Betty sofort die wichtigsten Grundregeln darlegt. Auch Owen hat sich trotz einer gewissen awkardness mit Betty zu Beginn der Folge – immerhin ist sie die leibliche Mutter seines Pflegesohns Leo – dem Ganzen doch offen präsentiert und lässt Amelia und Betty wieder bei sich einziehen. So setzt sich hier eine ziemlich unkonventionelle Familie zusammen, die Lust auf mehr weckt und darüber hinaus das für mich schon totgesagte Paar Owen und Amelia wieder um einiges interessanter macht.

Bei Arizona hingegen scheint sich zurzeit alles im Kreis zu drehen. Die Beziehung mit Carina bleibt eine unsichere Bank, da diese kein Interesse an Sofias immer wieder auftretenden Problemen zu haben scheint. Zugegeben, Carina könnte durchaus recht mit der Aussage haben, dass Arizona Sofia zu sehr verhätschelt, doch ein bisschen mehr Verständnis könnte man sich ruhig wünschen. Immerhin kann sie ihre Erziehungsvorstellungen an Andrew ausleben, der auf Merediths Couch seinen Liebeskummer auskuriert und deren Kinder verschreckt.

Vik Roy mutiert derweil zum unausstehlichsten Anfänger aller Zeiten. Während er sich bereits in der Affäre mit April widerwärtig verhalten hat, verklagt er nach dem Gras-Fiasko der letzten Folge das Krankenhaus, da ihm schließlich die Haschkekse von einer Vorgesetzten, Arizona nämlich, ausgehändigt wurden und er somit keine Verantwortung für die Situation hätte. Dass Webber ausdrücklich gefragt hatte, ob denn jemand einen der Kekse gegessen hatte, verschweigt er dabei natürlich geflissentlich. Baileys Blick am Ende sagt hierzu eigentlich alles.

Fazit

Wir haben wirklich unglaublich tolle Momente diese Folge: Jo und Alex, die weiterhin ein großartiges Team bilden, Amelia, die auf eine große Entwicklung hinsteuert, Meredith, die für ihre Ideale kämpft, Jackson, der die Zukunft seines Erbes rettet. Zwar gibt es kleinere Enttäuschungen (die scheinbar ins nichts führende Contest- Storyline oder Arizonas Stagnieren), doch alles in allem bleibt ein sehr guter Eindruck, der Vorfreude auf die letzten Folgen dieser Staffel weckt.

Lux H. - myFanbase

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