Bewertung

Review: #5.07 Die Woche danach

Foto: Makenzie Vega, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Makenzie Vega, Good Wife
© Paramount Pictures

Die nächste Runde steht an im Duell Lockhart/Gardner gegen Florrick/Agos und die frisch gebackenen Kanzleiinhaber bekommen dabei Hilfe von einem alten Bekannten. Eine zufällige Begegnung im Rahmen eines Falles konfrontiert Will mit Alicias möglichen, wahren Beweggrund, während die Computerspionage im Hause Florrick eine interessante Wendung parat hält.

"You know you're running a firm here not a children's game.”

Zu meiner großen Freude gibt Clarke Hayden sein Comeback bei "Good Wife". Der Charakter war schon in Staffel vier eine interessante und große Bereicherung. Auch wenn seine Einstellung zu Lockhart/Gardner seinerzeit lange unklar blieb, entpuppte er sich letztendlich durch seine Begeisterung für Recht und Gesetz als Sympathisant der Kanzlei. Gut gefiel mir auch schon damals seine tolle Dynamik im Zusammenspiel mit Cary, die auch in dieser Folge bereits wieder aufblitzen konnte. Dieser Zugang im Team von Florrick/Agos kam wirklich überraschend und wird sicher noch für einige gute Momente im weiteren Staffelverlauf sorgen. Die Freude ist aber offenbar nicht auf jedermanns Seite, denn der Blick von David Lee bei Clarkes Zeugenaussage im Adoptionsfall sprach Bände und war einfach nur göttlich. Zumal es genau diese Stellungnahme war, die einen weiteren Rückschlag, auch in finanzieller Hinsicht, für Alicia und Co verhinderte. Eine gewisse Parallelität der Ereignisse lag auch in einer Äußerung von David Lee, der Clarke nämlich, wie bereits Alicia in #5.05 Hitting the Fan, als "Judas" bezeichnete. Zuvor hatte sich bereits ein weiterer Schlagabtausch der beiden Kanzleien abgespielt, bei dem sich vor allem die als Zeugin geladene Alicia im Diskurs mit Diane von einer neuen Seite zeigen konnte. Schon die Begrüßung der beiden fiel mit "Miss Florrick", "Miss Lockhart" ziemlich unterkühlt, förmlich und distanziert aus. Dass die Fronten nach den jüngsten Vorfällen weiter verhärtet sind, wundert aber natürlich nicht. Dennoch schien sich Alicia in ihrer neuen Rolle wohl zu fühlen. Ihr Strahlen wirkte natürlich statt aufgesetzt und sie konnte die Situation, dass die ehemaligen Kollegen nun auf sie angewiesen waren, sichtlich genießen und nutzte dies effizient zu ihrem Vorteil. Da musste selbst Diane nach einem großartigen Wortwechsel ("You know sometimes I look at you and I wonder if you've changed or if you are always this way." – "I had some of the best teachers in the world. I couldn't help but change.") zunächst kapitulieren. Und aus Alicias Worten spricht die Wahrheit, sie hat in der Tat viel gelernt in ihrer Zeit bei Lockhart/Gardner und sie hat lange dafür gebraucht, über ihren Schatten zu springen und das Erlernte für sich zu nutzen. Dass Florrick/Agos durch den Verrat von Anthony am Ende erneut im Duell unterlegen waren, tut Alicias durchaus positiver Entwicklung aber keinen Abbruch. Auch wenn diese kleinen Spielchen der beiden Parteien insgesamt sehr interessant und auch amüsant zu verfolgen sind, sollten sich Alicia und Cary in den kommenden Folgen aber auch auf Clarkes Worte besinnen, mit denen er nicht unrecht hat. Es geht hier um eine Firma und kein Kinderspiel. Die Geldprobleme sind tatsächlich vorhanden und stellen eine mehr als reale Bedrohung der Selbständigkeit dar. Jetzt heißt es, sich auf die eigenen Fähigkeiten zu besinnen und Klienten zu vertreten, die für Einnahmen sorgen. Mitunter muss man sich nämlich schon auch fragen, was genau eigentlich die ganzen Leute in Alicias Wohnung den lieben langen Tag so tun.

"What happened?" – "I have no idea."

Ein weiteres Wiedersehen sorgte bei mir für Freude, denn Alicias Bruder Owen bekommen wir leider auch viel zu selten zu sehen. Zufällig trifft er auf Will und erfährt durch diesen erstmals von Alicias eigener Kanzlei. Zunächst hielt ich es gar nicht für so unwahrscheinlich, dass Alicia in all der Hektik, in der die Abspaltung von statten ging, noch keine Gelegenheit hatte, ihren Bruder darüber einzuweihen. Allerdings wusste doch auch ihre Mutter schon länger von den Plänen und ich bin doch ein wenig überrascht, dass Owen nicht spätestens von Veronica davon erfahren hatte. In dem Zusammenhang war ich auch wegen der Zeitangaben etwas verwundert. Während die letzte Folge noch 5.06 The Next Day hieß und am Folgetag des Eklats spielte, nahm ich aufgrund des Episodentitels #5.07 The Next Week an, es sei inzwischen lediglich eine weitere Woche vergangen. Will äußerte gegenüber Owen jedoch, dass Alicia die Kanzlei bereits vor drei Wochen verlassen hätte. Das passt nun weder zum Titel noch zu den zeitlichen Abläufen der Handlungen innerhalb der Episode. Ein Fehler der Autoren? Wie auch immer, Owen sorgt mit seiner speziellen Art, immer frei von der Leber weg, stets für interessante und durchaus auch komische Momente. Die Unterredung mit Will war hier aber eher von der ernsteren Sorte. Owens überraschtes "What happened?" konnte Will nur mit "I have no idea. beantworten. Dabei offenbarte Will, dass er nach außen zwar den toughen Kerl mimt, er sich in seinem Inneren aber durchaus mit der Frage beschäftigt, was Alicia zu ihrem Entschluss getrieben haben mag, was ihn offensichtlich wirklich kalt erwischt haben muss. Ehrlich gesagt tut mir Will hier schon ein wenig Leid. Wir als Zuschauer wussten doch immer, dass Alicia bei ihren Gefühlen stets zwischen Peter und ihm schwankte, aber Will selbst bekam von ihr bis zuletzt immer nur widersprüchliche Signale und konnte Alicias Bruch mit der Kanzlei spätestens mit dem Finale von Staffel vier rückblickend nur als Entscheidung gegen ihn interpretieren. Owen schien es da aber ganz ähnlich wie mir gegangen zu sein, da er Will gegenüber äußert, dass er Alicias Entscheidung nur als Grund für noch bestehende Gefühle zu ihm deuten kann. Da Owen schon lange von ihren Gefühlen weiß, kann er im Gegensatz zu Will einfach eins und eins zusammenzählen. Diese Vertrautheit mit Will überraschte mich aber auch insofern, dass Owen noch in Folge #4.21 A More Perfect Union ein Fürsprecher von Peter war.

Einen deutlich leichteren Ton hatte dagegen Owens Unterhaltung mit Alicia. Auf Owens "You are in like warrior pincess mode." kann eine sichtlich gelöste und amüsierte Alicia mit einem "I’m kickin' butt." antworten. Eine schöne vertraute Szene, die mit diesen wenigen Worten eine zuvor noch etwas verstört wirkende Alicia, ob der unerwarteten Begegnung von Owen mit Will, entspannen konnte. Da wurde noch einmal deutlich sichtbar, dass auch Alicia mit diesem Thema noch nicht abgeschlossen hat und ihre Priorität zuletzt lediglich auf ihrer beruflichen Zukunft lag, für die ihr Privat- und Gefühlsleben zurückstehen musste. Dass zwischen ihr und Will nach wie vor ein Knistern und Spannung in der Luft liegt, verdeutlichte im weiteren Verlauf auch das kurze Aufeinandertreffen der beiden in den Räumen von Lockhart/Gardner. Ein intensiver Moment, der lediglich von Blicken lebte und sowohl von Julianna Margulies als auch Josh Charles glaubhaft perfekt gespielt wurde. In dieser Beziehung ist garantiert noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Das gilt wohl auch für den von Will betreuten Fall eines des Mordes angeklagten Studenten, dem Sohn eines Ex-Klienten von Alicia. Nach wie vor sitzt dieser nämlich in Haft. Der Fall selbst aber sorgte mit dem Onkel, der sich als Transsexueller herausstellte und dem plötzlichen Auftauchen eines unbekannten Halbbruders für einige abenteuerliche und soapige Wendungen. Auch der von Kalinda als DNA-Beweis sichergestellte Kaugummi, erschien mir zu einfach und offensichtlich eingesetzt.

"My sister, stop it!“

Ein dritter Handlungsfaden entspinnt sich um die Spionage-Attacke auf die Computer im Florrick-Apartment. Die von Alicia und Cary geäußerte Vermutung, es könne sich nur um eine Aktion von David Lee handeln, liegt zwar im ersten Moment nahe, aber beim zweiten Hinsehen ist es dann doch nicht die Art von Manöver, die im Wissen von Diane und Will stattfinden würde. Zumal deren Ansprüche einfach andere sind und sie derzeit im Vergleich mit den Newcomern von Florrick/Agos & Associates sowieso die bessere Ausgangsposition in Sachen Namen und Klienten haben. Dennoch war es aber sehr amüsant mit anzusehen, wie das Duo Cary und Clarke ein ziemlich amateurhaftes, fingiertes Gespräch führten, um den vermeintlichen Lauscher in Form von Lockhart/Gardner auf die falsche Fährte zu locken. Insbesondere Clark schoss hier den Vogel ab, wie er da fast hilflos und schuljungenartig die vorgeschrieben Texte ablas, während Cary ihm nur noch verzweifelte Blicke zuwarf. Aber spätestens als dann auch noch Grace Computer befallen wurde, war zumindest uns Zuschauern klar, dass hier ein ganz anderes Thema aufgeworfen wird. In dieser Situation wusste vor allem Zach zu überzeugen, der die Sache, ohne seine Mutter zu informieren, einfach selbst in die Hand nahm und damit so etwas wie die Rolle des Mannes im Haus respektive der Wohnung übernahm. Auch wenn das vielleicht ein wenig naiv von ihm war, weil ja zunächst nicht abzusehen war, was hinter dieser Computer-Spionage stand, rechne ich es Zach auf jeden Fall positiv an, wie er zum Einen nicht nur der gestressten Alicia ein weiteres Thema vom Leib hielt, sondern zum Anderen auch in die Rolle des großen Bruders und damit Beschützers von Grace schlüpfte. Ich hatte zwischendurch eigentlich eher mit einer Verbindung zu dem NSA-Handlungsbogen aus #5.02 The Bit Bucket gerechnet, als mit einem Mitschüler, der es auf Geld und Grace abgesehen hatte. Rückblickend macht das natürlich durchaus Sinn, gerade vor dem Hintergrund der bereits eingeführten Geschichte der Top 10 der hübschesten Politikertöchter. Die Konfrontation von Zack mit dem Mitschüler fand ich dann nur konsequent aus seiner Sicht und imponierte mir auch ein wenig, weil er Grace derart heroisch verteidigte. Dennoch könnte dieser tätliche Angriff auch noch ein Nachspiel für ihn haben. Unterdessen hat er sich aber den Respekt und die Dankbarkeit von Grace mehr als verdient. Dass Alicia gegenüber David Lee am Ende der Folge dann noch eine Warnung wegen der angeblichen Spionage ausspricht, sorgt allenfalls für Verwunderung bei ihm, sollte aber wohl keine weiteren Konsequenzen haben.

Fazit

Auch #5.07 The Next Day kann über weite Strecken erneut überzeugen. Die Rückkehr von Clarke Hayden freut mich sehr und stärkt zugleich die Position von Florrick/Agos. Durch Owen und seinen Äußerungen zu Alicias Gefühlen für Will, bekommt die Konkurrenz der Kanzleien eine zusätzliche Brisanz, die für weitere spannende Aufeinandertreffen der Widersacher sorgen wird. Punkten kann auch die Geschichte um die vermeintliche Computerspionage, die zu einer überraschenden Auflösung führt und meine Sympathien für Zach steigen lässt. Mit den zu übertriebenen und dadurch unglaubwürdigen Wendungen im Fall um den Studenten hat die Folge aber auch einen Schwachpunkt. Zudem würde ich mir wünschen, dass man die persönlichen Nicklichkeiten zwischen den rivalisierenden Anwälten zukünftig etwas zurückfährt und sich mehr auf den beruflichen Wettbewerb konzentriert. Bei Florrick/Agos ist bislang einfach zu wenig von einer Arbeit mit Klienten zu spüren, da muss langsam mal etwas passieren.

Jan H. – myfanbase

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