Bewertung

Review: #3.03 Kompromisse

Foto: Lisa Edelstein, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Lisa Edelstein, Good Wife
© Paramount Pictures

Langsam beschleicht mich ein ungutes Gefühl, nicht dass "Good Wife" mich nicht ordentlich unterhält und auf einer gewissen Ebene immer noch ordentlich Spaß macht, aber momentan fehlt der Serie für meine Begriffe der zusätzliche Pepp. All die Elemente, die besonders die 2. Staffel so weit über das Mittelmaß der meisten anderen Programme angehoben hat, vermisse ich momentan noch. Mir fehlt bisher außerdem noch ein Gefühl, was man in dieser Staffel inhaltlich zu bieten hat. Bis auf die Frage, wo genau Alicia und Will gerade in ihrer Beziehung stehen, passiert nämlich nicht wirklich viel. Und nachdem man bis dato so meisterhaft unzählige Handlungsstränge nutzte, um das Tempo hoch zu halten, fühlt sich die momentane inhaltliche Leere doch etwas fad an.

Hoffentlich geht den Kings, nachdem die großen Handlungsstränge wie Peters Kampagne, das Auffliegen von Kalindas Affäre und Alicias Emanzipation bis zu einem gewissen Punkt abgeschlossen wurden, nicht schon nach zwei Staffeln die Puste aus. Ich könnte solch eine ruhige Phase ja getrost vertragen, wenn man wieder einmal starke und emotional berührende Fälle in den Mittelpunkt rücken würde, ich erinnere da nur an grandiose Episoden wie #1.17 Ein schmaler Grat und #2.05 VIP-Behandlung, die fast ausschließlich von ihren berührenden Fällen getragen wurden. Aber momentan spielt man zwar etwas mit den Feinheiten des Justizsystems, hier eben mit einer Mediation, aber weder dieser Fall noch der rund um den Lebensmittelskandal stechen in irgendeiner Form hervor und berühren den Zuschauer. Das kann man besser und für meine Begriffe sollte man sich schnell wieder auf diese Stärke berufen.

Klar macht es immer noch Spaß, Eli Gold im Krisenbewältigungsmodus anzuschauen und besonders seine Schlagabtausche mit Diane waren klasse, der Gegensatz zwischen Elis Sicht als Öffentlichkeitsmanager und Dianes als Anwältin war durchaus interessant, aber wirklich von Substanz war auch diese Geschichte nicht. Zumal die Videoaufnahmen der kotzenden Kinder schon reichlich übertrieben wirkten. Auch Alicias kleines Eifersuchtsdrama, inszeniert für Wills Ex-Freundin und aktuelle gegnerische Anwältin Celeste Serrano, war sicher nett anzusehen. Aber der Einstand von Celeste, der wohl nur inszeniert wurde um sie am Ende in die Kanzlei zu integrieren, war für meine Begriffe wenig aufregend. Lisa Edelstein kommt gerade von ihrer mehrjährigen Hauptrolle in "Dr. House" und hat gleich im Anschluss einen Part in "Good Wife" ergattert, gut für sie, aber auf mich konnte sie noch nicht den Eindruck beispielsweise einer Martha Plimpton als Patti Nyholm machen. Da sollte wirklich noch mehr kommen, um sie in den Kanon der großartigen "Good Wife"-Gaststars aufzunehmen.

Gott sei dank konnte diese Episode wieder einmal Owen aufweisen, der wie immer jede seiner Szenen aufwertet und die Geschwisterchemie zwischen den Florricks war schön wie eh und je. Dabei lernen wir auch Owens neuen Freund kennen und bekommen wieder einmal Jackie zu sehen, deren kurzer Auftritt allerdings mehr wie eine obligatorische Pflichtaufgabe Mary Beth Peil gegenüber wirkte. Owen weiß nun also, warum die Ehe von Alicia und Peter gescheitert ist, und Alicia erfährt, dass Zach dies auch weiß. Warum Alicia ihrem Bruder gegenüber so verschlossen ist, ist mir aber nicht ganz klar, schließlich fehlt ihr momentan ein wirklicher Vertrauter, wem sonst sollte sie denn nun ihr Herz ausschütten? Und was halten wir davon, dass sie in Bezug auf Will den Gedanken an Liebe weit von sich weißt. Wer sollte sich hier mehr auf ein gebrochenes Herz vorbereiten: Alicia, Will oder der Zuschauer?

Ein richtiges Highlight hatte die Folge aber dennoch zu bieten, das kurze Gespräch zwischen Kalinda und Cary, in dem der diese wegen ihrer Methoden zur Rede stellt, war ein absoluter Lichtblick. Leider war dies nur ein losgelöster Moment, der mit keinem anderen Aspekt dieser Episode im Zusammenhang stand und der wohl nur auf lange Sicht eine Bedeutung haben wird.

Alles in allem war #3.03 Get a Room eine Episode, die einen für 42 Minuten oberflächlich unterhalten konnte, die aber keinerlei Substanz unter dieser Oberfläche vorzuweisen hat. Da erwarte ich von "Good Wife" einfach mehr und hoffe, dass man diese Tiefe bald wieder einmal liefert.

Cindy Scholz - myFanbase

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