Bewertung

Review: #2.03 Der Heckenschütze

Foto: Anika Noni Rose, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Anika Noni Rose, Good Wife
© Paramount Pictures

Die Folge #2.03 Der Heckenschütze lässt den Zuschauer mehr Einblick in Alicias Privatleben nehmen, welches voller emotionaler und interessanter Momente ist. Ausgelöst wird dabei vieles durch ihren homosexuellen Bruder Owen, der Peter öffentlich Homophobie unterstellt, eine Aussage, die nun Peters Werbekampagne schädigt. Eli Gold hat somit alle Hände voll zu tun und Alicia sieht bei der Gelegenheit ihren Bruder nach langer Zeit wieder. Doch auch die Heckenschützen-Situation aus dem Fall der Woche enthält Interessantes, ebenso die weiterhin komplexe Situation seit der Fusionierung innerhalb der Kanzlei Lockart/Gardner.

Einen guten Eindruck hinterließen in dieser Episode auch Kalinda und Blake. Gefiel mir zum Staffelauftakt die Gegenüberstellung der Beiden noch nicht so sehr, so änderte sich das nun. Erst dachte ich, dass man im "Neckt-sich-liebt-sich"-Schema die beiden vorhersehbar und klischeehaft zusammenführen wird, doch nun scheint da doch mehr in Sachen einer Richtung Handlung mehr zu laufen. Die in Kalindas Auto gezeigten Fotos, auf denen abgebildet ist, dass Blake und Will sich bereits vom Basketballspielen kennen, macht die Situation zudem noch einmal rätselhafter. Da scheint etwas im Verborgenen zu liegen und ich bin gespannt, wohin das führen wird. Es ist eine der Stärken der Serie, dass man die Charaktere recht schwer einschätzen kann, was sie umso interessanter erscheinen lässt. Es wird sich noch zeigen, ob Blake mehr als lediglich der clevere Ermittler und Sunnyboy ist. Genauso ist es fraglich, ob er es mag, dass ihm Kalinda so sehr hinterher spioniert. Das wage ich nämlich zu bezweifeln. Schmunzeln ließen mich zudem mehrere Aussagen Kalindas über Blake. Beispielsweise als diese ihm gegenüber neckischer Weise meint, er solle nicht zu viel Geld ausgeben und sich immer mit Kondomen schützen, nachdem sie ihn beim heimlichen Besuch freizügiger Frauen erwischte. Ebenso amüsant war auch, als Kalinda Derrick derb anlügt und behauptet, sie arbeite ganz toll mit Blake zusammen. Da musste ich doch Grinsen, da man als Zuschauer die Zwei nur auf der konkurrierenden und misstrauischen Ebene (derzeit noch?) erlebt.

Schade ist, dass man in dieser Folge noch nicht erfährt, was Kalinda bezüglich der Verbindung von Will und Derrick herausfinden konnte. Weiterhin ist auch Derrick als Person rätselhaft in Szene gesetzt, der in dieser Folge auf gerissene Weise eine hohe Vergleichssumme erzielt. Zwar spürt man insbesondere bei Diane ihm gegenüber noch die Skepsis. Doch am Ende scheint sie auch von seiner Risikobereitschaft und seinem Geschick beeindruckt zu sein. Die Szene zuvor, in der sie Will und Derrick so skeptisch gegenüber steht, hat mich erneut sehr neugierig werden lassen. Alle Zweifel werden keinesfalls bei Diane schon verflogen sein, trotz Mr. Bonds erfolgreiche Vorgehensweise.

Die Story um Wyatt Stevens, der den Namen seines Vaters bezüglich der Heckenschützen-Misere wieder reinwaschen lassen möchte, hätte aber durchaus einen Tick mehr Tempo vertragen. Und trotz dieses kleinen Kritikpunkts, ist es doch eine interessante Angelegenheit. Von Beginn an scheint das Anliegen schwierig, was vor allem auch daran liegt, dass die Staatsanwaltschaft rund um Glenn Childs schlampig arbeitete. Dies kommt aber erst im Laufe der Folge mehr und mehr ans Licht, während zuvor Wyatts Vater bezüglich des Motivs, wirklich nicht gut dasteht. Wyatt kann einem wirklich leid tun, da er beide Elternteile auf so krasse Art und Weise verloren hatte. Der Verlauf des Falles macht zudem deutlich, wie gut die Zusammenarbeit bei Lockart/Gardner seit der Fusionierung mittlerweile klappt. Da nun mehrere Profis am Werk sind, ist trotz der skeptischen internen Lage, die Lösung schnell gefunden. Es ist beeindruckend, wie die Truppe die Zusammenhänge schnell feststellt. Letztendlich hilft alles zwar doch nicht, so richtig Licht in den Fall zu bringen, da die Staatsanwaltschaft viel Chaos verursacht, aber am Ende springt Wyatt wenigstens ein lukrativer Vergleich heraus. Zwar kann so der Ruf seines Vaters nicht wieder ganz hergestellt werden und damit das eigentliche Ziel nicht erreicht werden, dennoch zahlt sich der steinige Weg für Mr. Stevens am Ende aus.

Steinig kann der Weg durchaus bezeichnet werden, da Wyatt direkt gegen die Staatsanwaltschaft antritt. Hier sticht diesmal Wendy Scott-Carr insbesondere hervor, die ihn mit sanfteren Tönen geschickt einwickelt, und damit raffiniert- und gleichzeitig hinterhältig vorgeht. Auch Childs selbst ist durchaus ein harter Brocken, der richtig Bewegung in den Fall der Woche bringt. So dichtet er darüber hinaus einen Zusammenhang direkt zur Florricks-Wahlkampagne dazu. Ein Grund, weswegen man Alicia diesmal weniger mit dem Fall konfrontiert sieht, da sie sich zurück halten muss. Der kurze Moment indem Will ihr das offenbart, enthält zudem wieder diese besondere Anspannung zwischen den Beiden. Man spürt wieder, dass da was in der Luft ist. Genauer darauf eingegangen ist man aber seit dem Auftakt der Staffel nicht mehr. Aber sicher folgt da früher oder später noch mehr.

Ein sehr geschickter Zug der Autoren war es Alicia in dieser Folge am Rande des Geschehens rund um den Fall zu platzieren. Andernfalls wäre es wohl nicht gut möglich gewesen, so viele tollen Szenen mit ihrem Bruder Owen einzubringen. Man weiß über Alicias Vergangenheit, ihre Familie sowie ihr Innenleben bislang ziemlich wenig. Man ist auf die Gründe, weswegen Alicia sich häufig als stark zu behaupten versucht, noch nicht sehr eingegangen. Und genau in dieser Hinsicht bewegt Owen sehr viel. Genau deshalb war dies auch mein liebster Teil der Episode. Owen wirkt vom Fleck weg sympathisch und erst im Verlauf ändert sich das etwas. Man möchte ihm sofort glauben, dass Peter nicht viel von ihm hält und wohl auch mit seiner Homosexualität nicht so gut zu recht kommt. Es wird aber deutlich, dass Peter hier nicht der Sündenbock im Spiel ist, sondern Owen sich von sich aus gegenüber seiner Schwester Alicia zu sehr abkapselte. Humor mischt in der dieser Nebenstory auch mehrfach mit, da Eli sofort Feuer und Flamme ist, Peters Image zu retten. Homophobie als öffentliche Unterstellung ist natürlich nicht optimal. Dazu möchte Eli den Eindruck der Öffentlichkeit revidieren, dass Peter für die Palästinenser sei, welcher durch ein bei Peter gesichtetes Buch entstand. Hier sieht man wieder, wie leicht eine Fehlinterpretation erfolgen kann. Das scheint mir wirklich eine Herausforderung zu sein, wenn man immer genau aufpassen muss, was man in der Öffentlichkeit sagt oder mit sich herumträgt.

Die Situation während des Abendessens bei den Florricks ist dann teils wirklich amüsant. Insbesondere da Grace und auch Peters Mutter Jackie es Eli mit ihren pikanteren Fragen nicht so einfach machen. Das Hauptaugenmerk liegt aber ganz bei Alicia und Owen und Owens Verhalten, was die Nebenstory mehr in den emotionalen Bereich hebt. Nicht nur, dass man merkt dass Alicia sich immer wieder falschen Erwartungen gegenüber sieht. Zwischen Owen und Peter ergibt sich darüber hinaus eine intensive Konfrontationsszene, die Peter sogar ein paar Sympathiepunkte einbringt, während Owen im Gegenzug manche einige davon verliert. Peter scheint zu seinen eigenen Fehlern zu stehen und reibt Owen die unbequeme Wahrheit unter die Nase, dass der Alicia genauso wie er im Stich gelassen hat. Indirekt hat Peter so aber am Ende dazu beigetragen, dass sich wohl das Bruder-Schwester-Verhältnis von Owen und Alicia zukünftig wohl verbessern wird. Ich bin gespannt, ob wir ihn öfters mal zu sehen bekommen. Außerdem ob es Alicia wirklich gelingt, vermehrt ihren eigenen Weg zu gehen. Sie scheint mir aktuell doch stark zwischen den Stühlen zu stehen: Zum einen bezüglich Peter und Will, dann in Sachen Peters Wahlkampf, sowie innerhalb ihrer eigenen Familie. Dazu kommt die komplizierte Lage innerhalb der Kanzlei nach der Fusion. Es scheint so als würde Alicia zukünftig noch viel Stärke benötigen müssen, um ihren eigenen Weg zu finden und zu verfolgen. Jedenfalls will ich noch mehr von der sanfteren und offeneren Alicia sehen, da ihre Szenen mit Owen, in der wie diese Seite von ihr erleben können, einfach sehr angenehm sind.

Fazit

Mir gefällt es, wie man die verschiedenen Storylines in dieser Episode miteinander verwoben hat, da so das Gesamtbild sehr rund wirkt. Da fällt es kaum auf, dass die Heckenschützen-Rätselei etwas mehr Pepp benötigt hätte. Die Folge enthält aber viele charakterlich und emotional überzeugende Momente, vor allem da wir Alicias Bruder Owen zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, der nicht nur Eli beinahe in die Raserei treibt, sondern in schönen Szenen mit seiner Schwester deutlich macht, dass man gerne noch mehr über Alicias Innenleben und ihre Vergangenheit und Familie erfahren möchte.

Samuel W. - myFanbase

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