Bewertung

Review: #3.08 Entrada

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Anna Torv, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Seit dem Cliffhanger der zweiten Staffel dürften alle Zuschauer schon auf die Folge gespannt gewesen sein, in der Olivia es endlich gelingen wird, wieder in die Welt zurückzugelangen, in die sie hingehört. Mit #3.08 Entrada ist diese Folge gekommen, die wirklich Einiges zu bewältigen hatte. Einerseits musste sie auf Olivias zunächst aussichtslose Situation in der Parallelwelt eingehen, nachdem sie von Walternate erneut gefangen genommen wurde, andererseits musste sie auch Bolivias brenzlige Lage in unserer Welt thematisieren, deren falsches Spiel aufgeflogen ist. Das alles in eine 45-minütige Episode zu quetschen, verspricht zwar Hochspannung, aber leider auch, dass einige Aspekte auf der Strecke bleiben werden.

Over There

Müsste man sich entscheiden, welche der beiden Handlungen packender waren, dann wären es wohl die Geschehnisse im Paralleluniversum und somit die ganze Geschichte rund um Olivias erneute Gefangennahme samt deren anschließender Flucht. Ein Grund dafür ist zweifelsohne Anna Torvs beeindruckendes, wirklich großartiges Schauspiel, das vor allem in ihren Szenen mit Lance Reddick alias Alt-Broyles zur Geltung kam. Hätte ich vor zwei Jahren geschrieben, dass Anna Torv neben einem Schauspieler wie Lance Reddick wirklich überzeugend heraussticht, hätte man mich wahrscheinlich als hoffnungslosen "Brown Betty"-Kiffer abgestempelt. Schon oft konnte Torv in dieser Staffel ihr Talent unter Beweis stellen, doch ihre Darstellung als völlig verzweifelte Olivia, die am Ende ihrer Kräfte ist und in einer isolierten Einzelzelle nur darauf wartet, einen grausamen Tod zu sterben, war schon preisverdächtig. Wie bereits erwähnt, war vor allem die Szene zwischen Olivia und Alt-Broyles, in der erstere verzweifelt versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen, an Intensität kaum mehr zu überbieten. Es war natürlich wenig überraschend, dass sich Alt-Broyles letztendlich trotz seiner Zweifel ("My world is dying because of what your side is doing to us.") dazu bereit erklärt, Olivia zu helfen. Ebenso wenig überraschend war dann auch, dass Alt-Broyles mit dem Tod bezahlen muss, wobei es dann wiederum doch überraschend war, auf was für eine grausame Art und Weise Broyles den Tod fand. Denn der entstellte und völlig verkrüppelte Leichnam Alt-Broyles war wirklich ein schockierender Anblick und auch teilweise recht traurig, schließlich hatte man gerade erst in der Folge zuvor #3.07 Entführt einen tieferen Einblick in Alt-Broyles Privatleben erhalten, sodass dessen Tod einem schon nahe ging.

Over Here

Auf unserer Seite hingegen wurde zunächst einmal der spannende Cliffhanger aus der letzten Episode aufgelöst, als Peter erfahren hat, dass "seine" Olivia in Wirklichkeit in der Parallelwelt gefangen gehalten wird und er es die ganze Zeit mit ihrem alternativen Pendant zu tun hatte. Schon lange hatte ich mir vorgestellt, was wohl passieren wird, wenn Peter die Wahrheit herausfindet. Schließlich hat sich zwischen ihm und Bolivia in der Zwischenzeit eine ernsthafte Beziehung entwickelt, in der Peter so glücklich war, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Wie würde er also mit diesem niederschmetternden, ja gar vernichtendem Vertrauensbruch umgehen? Wer sich auf wirklich herzzerreißende Szenen gefreut hat, der wird enttäuscht gewesen sein. Denn Peters Reaktion war eher ernüchternd und bot so gar kein Highlight. Doch ganz so abwegig war Peters recht emotionsloses Verhalten eigentlich nicht, denn die Anfangsszene, in der Bolivia Peter mit einem Serum vollständig bewegungsunfähig macht, könnte man diesbezüglich gut als Metapher sehen. Als Schockzustand, da Peter gar nicht so recht weiß, wie er damit umgehen soll und als Schutzmechanismus, um eventuell nicht völlig die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Wahrscheinlich hatte Peter selbst innerhalb dieser Episode einfach keine Zeit, wirklich über seine Gefühle nachzudenken, sodass es ihn die Möglichkeit gab, völlig rational zu handeln, auch wenn sein Handeln dann eben ein wenig unverständlich rüberkam. Auch seine kalte und abweisende Art gegenüber Bolivia, als diese in Handschellen abgeführt wird und sie ihm gesteht, wirkliche Gefühle für Peter entwickelt zu haben scheint, bedeutet keinesfalls, dass ihr falsches Spiel an Peter vollkommen vorbeigegangen ist. Doch die wirklichen Auswirkungen werden wohl erst in den nächsten Episoden deutlich.

Während man Peters Handeln und Verhalten also durchaus rechtfertigen kann, war es meiner Meinung nach doch ein wenig enttäuschend, wie die anderen Charaktere mit der wahren Identität von Bolivia umgegangen sind. Zwar gab es seitens Walter hin und wieder die Andeutungen, wie schrecklich er sich fühle, dass sie Olivia im anderen Universum gelassen haben ("I am afraid I have failed you and I'm sorry, and I have failed Olivia."), sowie von Broyles Äußerungen wie, er könne sich nicht vorstellen, wie eine Doppelagentin die Fringe Division infiltrieren konnte, doch insgesamt gesehen wurden die Auswirkungen von Bolivias Auffliegen auf die anderen Charaktere viel zu rudimentär und emotionslos abgehandelt. Da hätte es viel mehr Potential nach oben gegeben, aber wahrscheinlich war es eben einfach dramaturgisch nicht möglich, auch noch diesen Aspekt in die Folge zu quetschen.

Die Szenen rund um Bolivias Flucht vor dem FBI und dem Fringe-Team waren natürlich geradezu unverschämt spannend. Vor allem die Konfrontation am Bahnhof sorgte für impulsives Herzrasen. Ebenfalls sehr gelungen waren wieder die zahlreichen Wechsel zwischen den beiden Welten, die allesamt erneut richtig toll inszeniert wurden.

Home

Am Ende dieser Episode sind sowohl Olivia, als auch Bolivia wieder zu Hause. Während es Olivia gelungen ist, dank Alt-Broyles Hilfe in den Tank zu steigen und somit wieder auf ihre Seite zu wechseln, wurde Bolivia von Walternates Männern wieder zurück ins Paralleluniversum befördert und hinterließen in unserer Welt die schon erwähnte Leiche von Alt-Broyles als Äquivalent. Man kann sich jetzt darüber aufregen, dass Bolivias Flucht letztendlich doch zu problemlos verlief und es ein wenig merkwürdig wirkte, dass sie anscheinend kurze Zeit später bereits wieder ihre Arbeit in der Fringe Division angetreten ist. Doch hier darf man sicherlich erwarten, dass in Zukunft noch einiges kommen wird. Sehr emotional dagegen verlief die Szene zwischen Peter und Olivia im Krankenhaus, in der die überglückliche Olivia ihrem Partner klar machte, dass sie nur seinetwegen zurückgekommen ist und er daher der Grund sei, weshalb sie noch am Leben ist. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie hart es sie treffen wird, wenn sie erfährt, dass Peter auf Bolivias Spielchen reingefallen ist. Nun liegt es in der Hand der kommenden Episoden, sich so gut es geht auf Olivias psychische Verfassung zu konzentrieren. Denn die Ereignisse auf der anderen Seite werden sicherlich nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein, sodass man gespannt sein darf, was die Macher mit ihrer weiblichen Hauptfigur noch vor haben.

Entrada

Die Aufgabe dieser Folge war es, die Storylines "over here" und "over there" praktisch kollidieren zu lassen und zu einem spektakulären Abschluss zu bringen. Und das hat #3.08 Entrada mit Bravur gemeistert, denn bei dieser Folge handelt es sich wohl um eine der spannendsten, spektakulärsten und ereignisreichsten Folgen der "Fringe"-Geschichte. Sie löste die Storyline rund um die fliehende Olivia und die aufgeflogene Bolivia handwerklich toll inszeniert auf. Einzig die an manchen Stellen fehlende Tiefe verhindert eigentlich, dass #3.08 Entrada der bisherige Höhepunkt der Serie wird. Allerdings büßt die Episode dadurch nicht viel an Qualität ein, denn es ist die Aufgabe der kommenden Folgen, sich mit den emotionalen Auswirkungen zu befassen.

Und ja, es ist überraschend, dass "Fringe" bereits mit der achten Episode der dritten Staffel Olivia aus der Parallelwelt zurückkehren lässt. Zumindest ich hatte geglaubt, dass man damit noch ein wenig warten wird. Wer jedoch denkt, dass man nun wieder dem altbekannten Schema der Serie verfällt, wird sich wohl täuschen, denn die vergangenen Ereignisse lassen es gar nicht mehr zu, in den Status Quo zurückzuverfallen. Zwar war diese Folge das Ende einer interessanten Storyline bezüglich Olivias Aufenthalt in der Parallelwelt und Bolivas Infiltration, aber gleichzeitig auch der Anfang von neuen Geschichten. Und dieser Anfang wirft einige Fragen auf: Wird sich Olivia von ihrem Aufenthalt in der Parallelwelt erholen? Was geschieht, wenn sie herausfindet, dass Bolivia praktisch ihren Platz eingenommen hatte? Wird Bolivas falsches Spiel an Peter wirklich keine Spuren hinterlassen haben? Was bedeutet dies für die Beziehung zwischen ihm und Olivia? Und was hat es mit dem mysteriösen Teil von Walternates Waffe auf sich, den Bolivia erhalten hat? Hat Walternate nun alle Teile komplett, um seine Waffe fertig bauen zu können? Und wie steht es um Bolivia? Wird sie eventuell bereuen, was sie auf unserer Seite angerichtet hat?

"Fringe" ist für mich das bisherige Highlight der aktuellen Season und #3.08 Entrada zeigt auch, warum.

"Don’t shoot yourself, Dr. Bishop." "No gun for me." "Good idea."

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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