Bewertung

Review: #3.07 Entführt

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Anna Torv, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Episoden, die auf unserer Seite spielen und denen, deren Handlungsort das Paralleluniversum ist. Die Folgen auf unserer Seite beschäftigen sich zunächst nur mit einem vermeidlich unwichtigen Fall, ehe sich langsam aber sicher herausstellt, dass der Fall der Woche eine Verbindung zur Hauptmythologie der Serie bereithält. Die Episoden, die auf der anderen Seite platziert sind, setzen, abgesehen vom Staffelauftakt, auf zwei unterschiedliche Handlungsstränge. Einmal thematisieren sie Olivia Dunhams Aufenthalt in der Parallelwelt, auf der anderen Seite behandeln sie Fälle der Woche, die auch Fälle der Woche bleiben. #3.07 The Abducted bricht aus der Tradition nicht heraus, was keinesfalls schlecht ist, da die Mischung aus Fall der Woche und Mythologie immer sehr abwechslungsreich ist. Allerdings bleibt der große WTF-Effekt, den die Episoden "over here" bisher alle beinhalteten, bei den Folgen "over there" leider aus. Das nur mal als kleiner Kritikpunkt – Kritik auf höchstem Niveau natürlich. Denn auch mit dieser Folge lieferte das Team rund um "Fringe" eine tolle Episode ab.

"When we’re done here, do you want to join Charlie and me for a beer?" "No, thanks. I’m going home."

Die siebte Folge dieser bis jetzt nur so vor Spannung überschäumenden dritten Staffel hält zwei Storyelemente parat: Auf der einen Seite der Fall der Woche, der sich um den "Candyman" dreht, und auf der anderen Seite Olivia, die genau dorthin möchte: auf die andere Seite – auf ihre Seite. Zusammenfassend kann man auch einfach sagen, dass sich #3.07 The Abducted eben um "The Abducted" handelt – die Entführten.

Dass sie selbst eine Entführte ist, hat Olivia bereits am Ende der vergangenen Folge feststellen müssen. Nicht etwa durch eigenverantwortliches Nachforschen, sondern dank "Petervision". Dass ich Olivias Selbstinitiative an dieser Stelle ein wenig vermisst habe, hatte ich ja bereits in der letzten Review klargemacht. Doch das will der ganzen Qualität keinen allzu großen Schaden zufügen, schließlich ist Olivia spätestens jetzt auf sich allein gestellt, wenn es heißt, wieder zurück nach Hause zu gelangen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man in einer fremden Welt verweilt ohne wirkliche Vertrauenspersonen zu haben. Die einzige Person, der sie vertrauen kann, ist Henry, der Taxifahrer aus dem Staffelauftakt #3.01 Olivia, dessen Chemie mit Olivia zu Beginn der Staffel einen tollen Eindruck hinterlassen hatte. Auch deshalb war ich ein wenig enttäuscht von Henrys zweitem Auftritt, der schlichtweg ein wenig zu unspektakulär verlief und wirkliche Highlights diesmal missen ließ. Die Szenen zwischen Olivia und ihm waren keinesfalls schlecht, aber eben nicht so gut, wie man sich erhofft hatte – da war einfach viel mehr Luft nach oben.

Dennoch strotzte Olivias Fluchtversuch aus der Parallelwelt nur so vor Spannung, die auch die ganze Folge über präsent war, obwohl man schon absehen konnte, dass man Olivia nicht so einfach entkommen lassen werden würde. Der Spannung halber ließ man Olivia natürlich dennoch in den Tank steigen, die ganze Zeit wartend, dass ihr verzweifelter Versuch nach Hause zu kommen jäh unterbrochen wird. So war es dann eben nicht überraschend, dass Walternates Männer sie kurz vor Schluss noch aus dem Tank gezogen haben und Walternates Mimik (John Noble ist glaube ich der einzige Mann, der seine Mundwinkel so weit nach unten verziehen kann, ohne dabei auszusehen, als hätte er gerade in eine Limette gebissen) lässt nichts Gutes erahnen. Was wird jetzt aus Olivia? Schließlich sieht Walternate keinen Nutzen mehr in ihr. Und da sich Walternate nun im Klaren ist, dass Olivia weiß, wer sie ist und woher sie kommt, sieht es sehr düster aus. Doch selbst im düstersten Himmel soll ja bekanntermaßen noch ein Sternchen schimmern. Doch hat Olivia einen Hoffnungsschimmer? Dazu später mehr.

Candyman

Zunächst einmal fokussieren wir uns noch auf den Fall der Woche, der sich um einen Kindesentführer, den "Candyman", dreht, dem Alt-Broyles den Kampf angesagt hat. Der Grund dafür ist, dass sein eigener Sohn bereits Opfer des Candyman wurde und dessen heile Kinderwelt somit zerstört wurde. Das ganze mag zwar etwas klischeehaft sein, war aber sehr nutzvoll, um uns den Charakter Alt-Broyles etwas näher zu bringen. Außerdem hatte man ihn und auch Broyles-1.0, noch nie als Familienmenschen erlebt (kleine Ausnahme: #2.06 Der Kosmonaut) und so verlieh man dem Charakter ein wenig mehr Tiefe. Ebenfalls sehr schön war auch, wie sich Olivia dem Fall angenommen hat. So überzeugten die Szenen zwischen ihr und Alt-Broyles' Sohn Chris, da ich Olivia gerne in Interaktion mit Kindern sehe. Sie als Versuchskind aus Jacksonville wird es wohl am besten wissen, wie es ist, in der Kindheit ein schlimmes Erlebnis durchzumachen. Daher war es auch nicht gerade verwunderlich, dass die Auflösung des Falles offenbar fast eine höhere Priorität für sie hatte als ihre Flucht. Dieses Engagement wird vor allem bei Alt-Broyles für ein schlechtes Gewissen gesorgt haben, schließlich weiß er als einer der wenigen die Wahrheit über Olivia. Und dass Olivia diese Wahrheit mittlerweile auch weiß, findet er selbst am Ende dieser Episode heraus. Doch statt dies Walternate mitzuteilen, lässt er sie laufen – somit hat Olivia wohl doch so etwas wie einen Freund in der anderen Welt, was jetzt, wo sie wieder gefangen genommen wurde, nur von Nutzen sein kann. Doch wie groß ist Alt-Broyles’ Einfluss? Kann er sie wirklich befreien? Möchte er sie eigentlich befreien? Oder ist doch die Angst zu groß, in die Schussbahn zu geraten ... denn Walternate scheint nicht gerade den Eindruck zu machen, dass er mit Leuten zimperlich umgeht, die ihn hintergehen. Dennoch ist Broyles wohl einer der angedeuteten Hoffnungsschimmer.

"I know this is going to sound crazy, but I just saw a woman disappear in front of my eyes. Her name was Olivia. She has a message for you: She's trapped in the other universe."

Ein viel größerer Hoffnungsschimmer ist jedoch Peter. Denn am Ende der Folge switchen wir wieder auf "unsere" Seite, wo Peter einen Anruf erhält. Einen Anruf einer Putzfrau, die ihm sagt, dass sie ihm eine Nachricht vermitteln soll. Von einer Frau namens Olivia, die behauptet, in einer anderen Welt gefangen gehalten zu werden. Denn Olivia hat es geschafft in ihrem kurzen Aufenthalt "over here" diese Nachricht zu hinterlassen, ehe sie wieder zurück auf die andere Seite "gezogen" wurde. Somit weiß Peter nun Bescheid, während Bolivias Fassade zusammengestürzt ist. Doch wird er dem Anruf einer Putzfrau Glauben schenken oder schafft es Bolivia, ihn wieder zu sabotieren? Will Peter eigentlich die Wahrheit wissen oder viel besser: Will er sie akzeptieren? "We get a lot of bad days. We've got to celebrate the good ones.", hatte Lee so schön in dieser Folge gesagt. Hoffen wir nur, dass Peter die schönen Tage genossen hatte, denn diese Folge hinterlässt so das Gefühl, dass die nächsten dieser Art weit, weit weg sind.

Manuel H. - myFanbase

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