Bewertung

Review: #1.03 137 Sekunden

Foto: Courtney B. Vance, FlashForward - Copyright: 2009 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved./Ron Tom
Courtney B. Vance, FlashForward
© 2009 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved./Ron Tom

Wenn ich mir einer Tatsache über die US-Serie "FlashForward" von vornherein sicher war, dann der, dass sie nicht so multikulturell wie die Buchvorlage des kanadischen Autors Robert Sawyer sein würde, in der die wichtigsten Protagonisten aus Kanada, Japan, Griechenland, Deutschland und der Schweiz kommen und die Handlung auch in diesen Ländern spielt. Die US-Amerikaner sind nicht unbedingt dafür bekannt, andere Nationen gerne in den Mittelpunkt zu rücken. Ich habe mich jedoch, teilweise zumindest, geirrt. Auch die Serie "FlashForward" blickt über die Grenzen der USA hinaus, nur leider deutlich klischeehafter als das im Roman geschieht.

Der deutsche Informant, der Mark und Janis in dieser dritten Episode nach München lockt, ist ein alter Nazi. Natürlich. Was denn auch sonst. Die Amerikaner sind noch immer ein gutes Stück davon entfernt, mit Deutschland etwas anderes als die nationalsozialistische Vergangenheit zu verbinden, und graben daher, wann immer in Zusammenhang mit Good Old Germany Spannung und Gefahr erzeugt werden soll, irgendwo einen Nazi aus. Ich frage mich, wie das in etwa 30 Jahren aussehen wird, wenn von den damaligen Schergen keiner mehr übrig sein dürfte. Vielleicht Nazis, die eingefroren wurden und wieder aufgetaut werden?

Das andere Land, in das die Handlung führt, ist Somalia. Dort gab es Anfang 1991 scheinbar schon einmal einen - regional begrenzten - Blackout. Während sich 2009 nach dem globalen Blackout alle Menschen fragen, ob so etwas noch einmal passieren könnte, und daher Flugzeuge und wahrscheinlich auch andere Transportmittel, die menschlicher Kontrolle bedürfen, meiden, erkennt das FBI, das sie auch in die andere Richtung blicken müssen. Wann und wo gab es schon früher Blackouts? Wenn dieses Phänomen tatsächlich bewusst von Menschen verursacht wurde, ist es durchaus logisch, dass die Verantwortlichen ihre Technik zuvor schon mehrmals erprobt haben. Dazu eignet sich ein Land wie Somalia mit schwacher Wirtschaft und schlechter Infrastruktur natürlich bestens. So richtig viele Regierungen dieser Welt dürfte es nicht kratzen, wenn irgendwo in Afrika ein paar Bauern für 137 Sekunden ohnmächtig werden. Dieser große Turm, den der somalische Junge 1991 entdeckt hat, erscheint mir als Bild für die Zuschauer zu diesem frühen Zeitpunkt der Serie jedoch zu offensiv. Die Zuschauer haben damit erstmals einen Informationsvorsprung vor den ermittelnden Hauptprotagonisten.

Der Wahrheitsgehalt einiger Flashforwards steht in dieser Folge auf dem Prüfstand. Aaron lässt die Überreste, die im Grab seiner Tochter Tracy liegen, untersuchen. Als sich bestätigt, dass die Überreste von Tracy stammen, scheint klar, dass Aarons Flashforward, in dem er mit seiner lebenden Tochter in einem Zelt in Afghanistan war, eine Täuschung sein muss, doch eine Freundin hat mich in diesem Zusammenhang auf eine nachvollziehbare Theorie gebracht. Dass die Überreste im Grab tatsächlich von Tracy stammen, heißt nicht, dass sie tot ist. Sie könnte Gliedmaßen, z.B. ihre Beine, verloren haben, und auf Grundlage dieser gefundenen Überreste für tot erklärt worden sein. In Aarons Flashforward liegt sie unter einer Decke und wir sehen kaum mehr als ihr Gesicht. Schon möglich, dass ihr Gliedmaßen fehlen.

Demetris angebliche Ermordung am 15. März 2010 wird ebenfalls in Zweifel gezogen, da seine Verlobte Zoey gesehen hat, wie beide am 29. April heiraten. Hier besteht natürlich zum einen die Möglichkeit, dass Zoey lügt. Der Gedanke, dass einige der vermeintlich Guten ein falsches Spiel treiben, dürfte in einer Mysteryserie kaum abwegig sein. Zum anderen ist denkbar, dass Zoey an diesem Tag einen anderen Mann heiratet und den Bräutigam im Flashforward nur nicht erkennen konnte, da er noch zu weit weg stand. Das wäre allerdings mal wieder ein sehr unglücklicher Zufall.

Mysterien-Schnipsel

  • Die Frau, die Demetri über seine angebliche Ermordung informiert, gibt sich sehr geheimnisvoll, was vielleicht damit zusammenhängen könnte, dass sie für Leute arbeitet, die keine allzu großen Fans Amerikas sind, und aus einem Land stammt, das keine so guten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten hat. Sie könnte natürlich auch lügen, was ich aber irgendwie nicht glaube.
  • Wo steckt Nicole, die Babysitterin? Offenbar hat sie sich in ihrem Flashforward auch nicht gerade bei einem gemütlichen Waldspaziergang gesehen.
  • Handelt es sich um eine optische Täuschung, oder sah der Rauch, der aus dem geheimnisvollen Turm aufstieg, wie ein Vogel aus? Warum sind zeitgleich mit den Blackouts die Krähen tot vom Himmel gefallen? Krähen gehören zur gleichen Familie wie die Raben, zu denen mir unter anderem die Legende einfällt, dass der englischen Monarchie ein katastrophales Ende droht, wenn die auf dem Tower of London lebenden Raben diesen verlassen.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "FlashForward" ansehen:


Vorherige Review:
#1.02 Blackout (2)
Alle ReviewsNächste Review:
#1.04 Der schwarze Schwan

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "FlashForward" über die Folge #1.03 137 Sekunden diskutieren.