Bewertung

Review: #1.03 Fernab der Zivilisation

Nachdem #1.01 Serenity und #1.02 Schmutzige Geschäfte zwei Episoden waren, die beide eine Art Einführungscharakter hatten, ist #1.03 Fernab der Zivilisation die erste "Firefly"-Folge, die uns ein Gefühl vermittelt, wie die Serie wöchentlich aussehen wird. Man hat dabei einen Weg gewählt, der klarmacht, dass es zwar eine Art abgeschlossene Geschichte pro Woche geben wird, diese immer nur Mittel zum Zweck ist, um tiefer ins Innenleben der Serenity zu blicken.

We're all running from something, I suppose.

Die Serenity stößt auf ein verlassenes Siedlerraumschiff, und Mal nutzt die Gelegenheit, um die Hinterlassenschaften an Board zu nehmen. Dabei wird schnell klar, dass die Siedler sicher nicht freiwillig und wohlbehalten das Schiff verlassen haben, denn die Maschinen sind völlig funktionstüchtig, und alle lebenswichtigen Vorräte wurden zurückgelassen. Und wirklich, die Crew der Serenity stößt auf die bestialisch verstümmelten Leichen der Siedler und einen völlig verstörten Überlebenden. Mal ahnt sofort, wer für den Angriff verantwortlich ist, lässt aber seine Crew zunächst im Ungewissen darüber. Erst nach und nach erklärt er, dass das Schiff von Reavers überfallen wurde. Dieses erste Drittel der Episode wurde besonders atmosphärisch inszeniert. Nachdem man noch einen unbeschwerten Einstieg hatte, bei der die gesamte Crew der Serenity sich die Zeit mit einem Ballspiel zerstreut und dabei auf ihre unnachahmliche locker-flockige Art herumalbert, wird man unmittelbar danach in eine gespannte, leicht beklemmende Stimmung versetzt, als Mal und Zoë in ihren Raumanzügen das Siedlerraumschiff durchsuchen. Auf ihren Höhepunkt getrieben wird die Anspannung beim Zuschauer, als Mal und Zoë, zusammen mit River, die von ihren inneren Stimmen und Vorahnungen angetrieben auf das Schiff gelangt ist, die Leichen zusammen geknäult unter der Decke finden.

No Mercy

Mal zeigt sich hier wieder von seiner besonders grüblerischen und hartherzigen Art. Er zeigt keinerlei Mitgefühl oder Interesse am Schicksal der Menschen, die auf dem Schiff zu Tode gekommen sind. Er äußert gegenüber dem Überlebenden, dass ihm am besten mit einer Kugel im Kopf geholfen wäre, und er widerspricht Shepherd Book vehement, als dieser versucht, die menschliche Seite der Reavers zu erläutern. Und gerade als sowohl seine Crew als auch der Zuschauer glauben, er zeige doch ein wenig Gefühl, indem er Book gestattet, den Leichen die letzte Ehre zu erweisen, findet man heraus, dass das auch nur ein Ablenkungsmanöver für seine Crew ist. Denn Mal weiß, dass die Reavers eine Falle auf den von ihnen überfallenen Schiffen für eventuelle Rettungsmaßnahmen hinterlassen, und dass die Serenity nicht einfach so wieder ablegen kann. Zum Glück ist Kaylee in der Lage diese Falle zu umgehen. Im Gegensatz zu Mals verschlossener Art steht der Eindruck, den man von ihm gewinnt, als er später von einem Offizier der Allianz verhört wird, denn die Serenity wird von einem Kontrollstützpunkt aufgegriffen. Man beginnt, die Besatzung zu durchleuchten, und man begibt sich auf die Suche nach den Geschwistern Tam, die zur Fahndung ausgeschrieben sind und von denen bekannt ist, dass sie auf einem Schiff der Firefly-Klasse unterwegs sind.

You have a tendency to inspire that quality in people, sergeant.

Ein besonderes Highlight der Episode ist das wunderbar zusammengeschnittene Verhör der einzelnen Crew-Mitglieder durch den Kommandanten der Allianz. Wir bekommen einen Einblick in die unverwechselbaren Charaktere aller, und die Übergänge die hier geschaffen wurden, sind auch besonders vielsagend. Es ist toll, zu sehen, wie gegensätzlich die Eheleute Zoë und Wash sind, wie stolz Kaylee über die Serenity spricht und wie würdevoll sich Shepherd Book und Inara im Interview schlagen. Diese Passage ist aber nur das Vorspiel für das Verhör von Captain Reynolds. Hierbei wird klar, dass Mal schon immer eine charismatische Führungsfigur war, und dass seine Crew loyal hinter ihm steht. Kommandant Harken bemerkt dies durchaus mit Bewunderung, beschuldigt aber trotzdem Mal, für den Überfall auf das Siedlungsschiff verantwortlich zu sein. Am Ende ist es aber Mal, der Harken das Leben rettet, indem er ihn vor dem Überlebenden, der begonnen hat, sich in einen Reaver zu verwandeln, rettet.

Die Stärke der Begebenheit, die in uns in dieser Folge erzählt wird, liegt in den moralischen Grauzonen. Denn weder wird Mal als der gute Held dargestellt, noch der Kommandant als der Böse, und selbst der psychopathische Angreifer reagiert nur mit der ihm einzig verbleibenden Möglichkeit nach dem Grauen, das er gesehen hat. Wir bekommen dabei ein Gefühl für die Extremsituationen, denen man ausgesetzt ist, wenn man sich als Mensch in der großen einsamen Weite des Weltalls bewegt.

They don't seem to be playing by any civilized rules that I know.

Große Probleme mit der Vorstellung dieser Weite, speziell dem Nichts, welches das eigentlich darstellt, hat Simon, der als Arzt in seinem bisherigen Leben natürlich auch noch nicht viel Berührungspunkte mit diesen Widrigkeiten hatte. Simon fürchtet sich davor, nur durch einen Raumanzug vor dem All geschützt zu sein. Er ist aber gezwungen, sich vor der Allianz an der Außenseite der Serenity zu verstecken. River hingegen empfindet diesen Moment als großes Glück und genießt das Gefühl der unendlichen Freiheit.

Vor diesem Moment war River besonders gequält worden, da sie neben den inneren Dämonen, die sie immer verfolgen, auch noch mit den Todesschreien der Siedler zu kämpfen hatte, die sie in ihrem Kopf hörte. Das Mysterium River baut sich immer weiter auf. Wer oder was ist sie? Hat sie spezielle Fähigkeiten, vielleicht sogar übernatürliche Natur oder hat sie diese Halluzinationen erst seit ihrem Aufenthalt in der Akademie? Was wurde mit ihr dort angerichtet, was hat man ihr angetan? Genau wie Simon steht man als Zuschauer vor einem großen Rätsel, und man hofft nur, dass man in der kurzen Laufzeit, die die Serie leider nur haben wird, Antworten auf diese Frage erhält.

He looked bigger, when you couldn't see him.

Ebenfalls ein großes Mysterium stellen die bestialischen Reavers dar. Und dabei wirkt neben den brutalen Methoden, die wir präsentiert bekommen, besonders die Tatsache, dass selbst der furchtlose Jayne panische Angst vor ihnen hat. Allerdings sorgt ein ängstlicher Jayne auch für herrliche Situationskomik, damit es auch in dieser düsteren Folge etwas zum Lachen gibt. Jayne entwickelt sich immer mehr zum herrlichen Charakter, der wohl für die besten Sprüche der Serie verantwortlich ist.

Fazit

Eine sehr ernste, düstere Folge, die zwar von einigen scherzhaften Momenten aufgelockert wird, aber hauptsächlich dem Näherbringen der Charaktere dient. Und das gelingt ihr ausgesprochen gut, denn man schafft eine dichte Atmosphäre, die einen in den Bann zieht.

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Firefly - Der Aufbruch der Serenity" ansehen:


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