Bewertung

Review: #1.02 Schmutzige Geschäfte

Episode #1.02 Schmutzige Geschäfte wird von vielen "Firefly"-Fans als die schlechteste der gesamten Serie bezeichnet, was sicher viel mit der Entstehungs- und Hintergrundgeschichte dieser Folge zu tun hat. Wie ich schon in meiner letzten Review zu #1.01 Serenity erklärt habe, ist diese Episode eine Art Schnellschusswerk der beiden federführenden Autoren Joss Whedon und Tim Minear. Sie waren gezwungen innerhalb kürzester Zeit eine Alternative für den Piloten abzuliefern, und sie haben sich entschieden diesen nicht komplett zu ersetzen, sondern zeitlich und inhaltlich danach anzusetzen. So blieb wenigstens den Fans der ursprüngliche Pilot erhalten. Diese Episode steht jetzt aber vor der Aufgabe, einen allein stehenden Einstieg für die Serie zu bieten, aber auch nicht alles noch einmal neu zu erzählen.

"I live on the edge!"

Die Folge beginnt mit Mal, Zoë und Jayne in einer Bar, in der sie innerhalb kürzester Zeit in eine Schlägerei geraten, die Mal mehr oder weniger provoziert hat. Es ist der große Tag der Vereinigung der Allianz, der Jahrestag der endgültigen Niederlage der Unabhängigkeitskämpfer, der Browncoats. Und Mal, im langen braunen Mantel wie immer, lebt seinen Frust über diesen Tag über diese kleine, harmlose Kneipenschlägerei aus. Danach kehrt die Crew der Serenity wieder zum alltäglichen Geschäft zurück und trifft sich mit einem neuen Auftraggeber. Und diesem Mann, Adelei Niska, eilt sein Ruf bereits voraus. Und dieser ist nicht übertrieben, Niska stellt sich als psychotischer Disput heraus, der geradezu darauf wartet, dass die ihm Untergebenen einen Fehler begehen und er sie so sadistisch bestrafen kann. Zoë und Mal sind gleich bei ihrem ersten Treffen mit Niska Zeugen, wie der einen Verwandten seiner Ehefrau tötet. Es ist also klar, dass mit Niska nicht zu spaßen ist.

Aber das Geschäft mit Niska verspricht gutes Geld, und so macht man sich von Seiten der Serenity daran einen Zugüberfall zu begehen. In bester Gaunerfilmmanier gelingt dies auch, allerdings nicht ganz so glatt wie es sich Mal vorgestellt hatte. Er bleibt zusammen mit Zoë im Zug zurück und wird danach vom Sheriff festgehalten, da der Diebstahl mittlerweile bemerkt wurde. Dabei erfahren sie, dass die gestohlenen Waren die bitter benötigten Medikamente für die Bewohner dieses Planeten waren. Und das weder die Allianz noch Niska sich einen Deut dafür interessieren, was aus den Menschen hier wird.

"Because it's the right thing to do."

Und Mal beschließt in Folge dessen ganz heldenhaft, die Medikamente zurückzugeben, und Niska den bereits gezahlten Vorschuss zurückzuerstatten. Das Niska nicht der Gegner ist, der sich auf einen solchen Deal einlässt ist dabei allen klar, sowohl Mal, als seiner Crew als auch dem Zuschauer. Und somit bekommt der Sender Fox das, was er vorher verlangte, einen heldenhaften Protagonisten. Von vielen Fans wird genau das kritisiert, dass Mals Verhalten und seine Art in dieser Episode nicht seinem Charakter entsprechen, aber ich kann mich dieser Kritik nicht anschließen. Natürlich sieht man von der Gespaltenheit seines Charakters hier recht wenig, und er wirkt wie ein moralischer Mann, der immer das richtige tut. Und natürlich ist Mal keiner, der seine eigenen Interessen dem Wohle anderer opfert. Für ihn steht immer die Sicherheit seiner Crew an erster Stelle, und er wird noch öfter beweisen, dass er dafür auch bereit ist das Leben Unschuldiger zu opfern. Aber trotzdem passt es zu ihm, dass er in dieser Situation nicht einfach wegschaut und den Profit einstreicht. Und die Art und Weise, wie er Niska seine Botschaft übermittelt, in dem er dessen Handlanger ohne mit der Wimper zu zucken vom Triebwerk der Serenity zerstückeln lässt, stellt doch das Gleichgewicht bei seinem Charakter wieder her.

Den Autoren ist hier ein guter Mittelweg gelungen, zwischen ihren eigenen Anforderungen und Vorstellungen, und den Forderungen des auftraggebenden Senders. Man lässt die Charaktere, und speziell Captain Reynolds, ein klein weniger netter und normaler wirken, als sonst, verbiegt sie aber nicht, so dass es im gesamten Kontext schlüssig bleibt.

"Two by two, hands of blue."

Auch River bleibt weiterhin mysteriös. Die Vorgeschichte der Geschwister Tam wird hier weitestgehend in den Dialogen noch einmal zusammengefasst, damit der neue Zuschauer auch im Bilde ist. Es kommt dabei zwar zu einigen unnötigen Wiederholungen, aber so kann auch der weniger aufmerksame Zuschauer noch einmal rekapitulieren, wie River und Simon auf die Serenity gekommen sind. Am interessantesten sind aber Rivers zusammenhangslosen Monologe, die bisher noch überhaupt keinen Sinn ergeben, aber durch die Einführung zweier Allianzbeamten am Ende der Episode, die blaue Handschuhe tragen und auf der Suche nach ihr sind, bekommt man eine Ahnung, dass hinter ihrem Gestammel doch ein bedrohlicher Kern Wahrheit steckt.

Fazit

Dem allgemeinen Vorurteil, dass es sich bei dieser Episode um die schlechteste der Serie handelt kann und will ich mich nicht anschließen. Zum einen würde ich den Titel für keine Folge von "Firefly" vergeben, denn in ihrer kurzen Laufzeit konnte man ein gleichbleibend hohes Niveau immer aufrechterhalten. Und zum anderen kommt man mit #1.02 Schmutzige Geschäfte zwar nicht ganz an die Perfektion vom Piloten heran, aber man hat doch eine sehr unterhaltsame Dreiviertelstunde abgeliefert. Die Handlung ist rasant und actionreich, die Charaktere werden zwar etwas oberflächlicher behandelt, aber sind nichtsdestotrotz schlüssig, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Vielleicht sind die Sprüche nicht ganz so bissig wie an anderer Stelle, deswegen sind sie aber immer noch sehr, sehr witzig. Und das man hier alles andere als zimperlich ist wurde spätestens bei Mals Aktion mit dem Triebwerk deutlich. Und wer sagt eigentlich, dass es etwas Schlechtes ist, die Zuschauer mit gut gemachter Action und Unterhaltung zu ködern, um dann später so richtig in die Vollen zu greifen, wenn es um tiefgründige Charakterstudien geht?

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Firefly - Der Aufbruch der Serenity" ansehen:


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