Bewertung
Lasse Hallström

Schiffsmeldungen

Quoyle: "Es gibt noch so vieles, das ich nicht weiß. Wenn eine verknotete Schnur Stürme entfesseln kann, [...] dann kann auch ein gebrochener Mann geheilt werden."

Foto: Copyright: Concorde Home Entertainment
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Inhalt

Quoyle. Versager vom Dienst, lernt eines Tages die extrovertierte Petal kennen, die ihn gleich ins Bett zerrt und schwanger wird. Heraus kommt dabei die kleine Bunny (ja, das ist wirklich ihr Name). Trotz der Tatsache, dass sie Kind und Mann zu Hause hat, bringt sie des öfteren ihre neuen Liebhaber mit nach Hause. Eines Tages nehmen sich Quoyles Eltern das Leben. Genau da verlässt Petal Quoyle und nimmt Bunny gleich mit. Sie wird in einen Autounfall verwickelt, bei dem Petal und ihr Freund sterben.

Glücklicherweise aber war Bunny nicht in dem Auto, denn sie wurde kurz vorher von ihrer Mutter für 6000 Dollar verkauft! Als Quoyle sie wieder gefunden hat, kommt seine Tante zu ihm und die drei fahren nach einiger Zeit nach Neufundland, wo die Vorfahren der Quoyles gelebt haben. An diesem Ort muss Quoyle lernen, Abschied zu nehmen. Erleichtert wird ihm diese Arbeit durch Wavey, in die er sich verliebt. Sie hat einen behinderten Sohn und Bunny ist die Erste, die je mit ihm gespielt hat. Quoyle beginnt, bei der örtlichen Zeitung zu arbeiten, dem Blatt "The Gammy Bird". Unglücklicherweise muss er dort zunächst über Autounfälle berichten und erfährt auch noch ein schreckliches Geheimnis über seine Familie...

Kritik

Der Film ist von Anfang an interessant in Bezug auf die Charakterentwicklung von Quoyle. Man merkt sofort, dass er in seiner Kindheit nie richtig geliebt und sogar von seinem Vater für einen Versager gehalten wurde. Das Schöne ist aber, wie man als Zuschauer selbst miterlebt, wie aus diesem total introvertierten, schüchternen und unsichtbaren Jungen und später Mann eine Person mit Hoffnung wird.

Trotz all seiner schweren Erlebnisse – seiner Kindheit und dass seine Frau, die er denkt, zu lieben, stirbt und die seine geliebte Tochter vorher an eine illegale Kinderhandelsorganisation verkaufte – ist er bereit, ein neues Leben auf Neufundland zu beginnen. Seine - im wahrsten Sinne des Wortes - Rettung ist Wavey, die selbst ihren Mann verloren und einen Sohn hat. Die beiden finden zueinander und Quoyle ist glücklich, denn sie ist der zweite Mensch nach Petal, der ihn wahrgenommen hat.

Die Bilder, die tatsächlich in Neufundland aufgenommen wurden, sind phänomenal. Ich war selbst noch nie dort, aber der Film zeigt einem die Gewohnheiten recht gut. Natürlich merken echte Neufundländer, dass der Film einiges verdreht, aber es ist ja schließlich Hollywood. Die Story selbst plätschert allerdings nur so dahin und so wirklich viel scheint nicht zu passieren. Was das Problem von "Schiffsmeldungen" ist? Dass sehr viele Genres vorhanden sind und alle ein bisschen verwendet werden. Vorwiegend wird natürlich das Dramatische in den Vordergrund gebracht, aber es gibt ebenso einige mystische Teile, durch die der Film als Ganzes sehr undurchsichtig wird. Viele Geschichten werden einfach so hineingebracht und es erscheint einem wirklich so, dass man unbedingt noch Stoff brauchte, um den Film auf eine Länge zu bekommen. Dadurch wirkt alles recht überladen. Jedoch sind die einzelnen Storys trotzdem total interessant und traurig. Vor allem, herauszufinden, warum Agnis die Asche ihres Bruders das Klo hinunterspült, ist sehr dramatisch.

Das einzige, was mich wirklich die ganze Zeit über gestört hat, ist die Geschichte mit dem "zweiten Auge", welche einem auch allzu deutlich versucht wird, klar gemacht zu werden. Trotzdem ist das eine Mystery-Sache und passt meiner Meinung nach nicht wirklich dort hinein. Natürlich war es ein Mittel, um die Wahrheit über das Haus und die Quoyles zu zeigen, dennoch hätte man das vielleicht auch anders lösen können.

Zur Liebesgeschichte zwischen Quoyle und Wavey: diese ist wirklich süß. Sie lernen sich kennen, aber die beiden scheint zunächst nichts zu verbinden, bis sie sich und ihre Geschichten näher kennen lernen. Die Leistung, die Kevin Spacey und Julianne Moore hier vollbracht haben, ist großartig. Und obwohl der Charakter von Judi Dench einem anfangs einfach nicht ans Herz wachsen will, ändert sich das schlagartig, als sie mal richtige Emotionen zeigt. Von Jason Behr bekommt man übrigens leider nicht allzu viel zu sehen, aber man erfährt trotzdem, warum Dennis seinen Vater nicht leiden kann.

Noch eine Sache, die total positiv auffällt: die Musik. Das Hauptthema ist einfach wunderschön und ich habe mir tatsächlich den gesamten Abspann angesehen, nur um diese Musik zu hören. Im Film selbst wird aber fast nie von diesem Thema abgewichen, es werden also immer dieselben Melodien benutzt. Trotzdem hat Christopher Young hier eine grandiose Arbeit geleistet und uns mit der Musik die Lebensweise der Neufundländer näher gebracht.

DVD

Auf der DVD sind neben dem Hauptfilm noch ein paar Extras vorhanden. Neben Darstellerbio und -filmografien sind das:

  • Deutscher und US-Trailer
  • Interviews mit den Stars
  • Audiokommentar von Regisseur Lasse Hallström
  • Behind-The-Scenes-Aufnahmen
  • Produktionsnotizen
  • ein Featurette
  • eine Bildergalerie
  • Trailer für andere Filme

Das Featurette führt den Zuschauer hinter die Kulissen und verrät dabei einige interessante Sachen. So wurde zum Beispiel Bunny von drei Schauspielerinnen gespielt, denn es wurde ein Drillingspärchen eingesetzt, um die Drehzeit der einzelnen Schauspielerinnen zu verkürzen. Im Film selbst sieht man den Unterschied überhaupt nicht. Das Menü der DVD ist mit dem wundervollen musikalischen Hauptthema bestückt und bietet nach dem Einlegen immer eine kleine Videosequenz des mystischen Hauses.

Fazit

Ein sehr seichter Film ohne Actionszenen. Am Box-Office konnte er die Leute zwar nicht vom Sessel hauen, aber man sollte sich den Film schon mal angesehen haben, denn die Charakterentwicklung und die Leistungen der Schauspieler sind einfach fantastisch.

Elsa Claus - myFanbase
15.04.2007

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