Michael Haneke

Klavierspielerin, Die

Der Film spielt im Österreich der heutigen Zeit. Die Pianistin Prof. Erika Kohut, gespielt von Isabelle Huppert, ist am Wiener Konservatorium angestellt und gibt Unterricht. Sie ist alleinstehend und lebt mit ihrer Mutter in einer eigenartigen Hassliebe zusammen...

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Inhalt

Die beiden streiten und schlagen sich, schlafen jedoch danach wieder in einem gemeinsamen Bett. In ihrer Freizeit, unbeobachtet von der neugierigen Mutter, lebt sie ein ganz anderes Leben. Sie geht in Pornokinos und lebt ihre voyeuristischen Neigungen auf dunklen Parkplätzen aus. Erika ist sadistisch-masochistisch veranlagt und verliebt sich schließlich in einen ihrer Schüler, den junge Walter, gespielt von Benoît Magimel. Sie hofft, mit ihm ihre Neigungen ausleben zu können und verliert sich dabei völlig in ihren Spielen.

Kritik

In "Die Klavierspielerin" wird die Geschichte einer verzweifelten Frau dargestellt.

Erika führt nach außen hin ein sehr konservatives Leben. Niemand traut ihr diese Neigungen zu. Wie stark diese jedoch sind, wird bereits schon zu Anfang deutlich, als sie sich mit einer Rasierklinge im Intimbereich selbst Schmerzen zufügt. Bemüht, ihr zweites Leben von ihrer Mutter geheim zuhalten, gerät sie immer öfter in Konflikte mit ihr. Diese arten zeitweilig sogar in brutale Auseinandersetzungen aus.

Ihre sadistische Ader lässt sie auch an ihren Schülern aus, wenn auch meist nur psychisch. Sie ist sehr streng und wirkt zeitweise sehr unmenschlich. Ihre ganze Brutalität kommt zum Ausdruck, als sie eine ihrer Schülerinnen Scherben in die Jackentasche steckt und damit das Ende ihrer jungen Karriere bewirkt.

Als sie auf einer Party den jungen Pianisten Walter kennen lernt ist sie bemüht, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie versucht sogar seine Aufnahme am Konservatorium zu verhindern. Als ihr das nicht gelingt und Walter immer deutlicher werden lässt, was er für Erika empfindet, bleibt Erika zwar weiterhin abweisend, doch gehört dies zu ihrem Spiel. Sie möchte, das er die Regeln bestimmt und offenbart Walter in einem Brief die ganze Bandbreite ihrer sadistischen Wünsche und Vorstellungen. Der ist entsetzt und weigert sich, ihren Wünschen nachzukommen. Die Situation eskaliert und es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung in Erikas Wohnung, bei dem Walter ihre Mutter auf Erikas Wunsch in ein Zimmer sperrt. Der Geschlechtsakt an sich erfolgt sehr brutal. Dies soll die letzte Begegnung von Erika und Walter gewesen sein. Nach einem Konzert sticht Erika sich skrupellos ein Messer in die Brust...

Das Ende des Films ist unerwartet, doch für Erikas Situation nachvollziehbar. Sie wusste um ihre Situation sowie um die Reaktionen, die ihre Neigung bei Außenstehenden hervorruft. Als selbst Walter, der Mann, der sie liebt, wenig Verständnis zeigt, sieht sie schließlich keinen Ausweg mehr und setzt ihrem Leben ein Ende. Ihr Sterben wird nicht gezeigt, nachdem Erika sich das Messer in die Brust sticht, geht sie davon... Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie dies nicht überlebt hat.

Zeitweise etwas langatmig überzeugt der Film doch mit der hervorragenden Darstellung der Erika. Gezwungen, ihre Neigung zu verstecken, bleibt ihre Psyche nicht lange unbeeinflusst und treibt sie schließlich in den Selbstmord. Schockierend ist ihr Hang zur Selbstverletzung, teilweise sind die Szenen auch etwas zu direkt in Szene gesetzt. Vor allem die Szene, in der sie sich mit einer Rasierklinge selbst verletzt, ist eher Ekel erregend. Doch gehört dies zu Erikas Neigung und muss daher so unverhüllt dargestellt werden. Gewöhnungsbedürftig sind auch die Szenen mit Walter, in denen sie schockierend brutalen Geschlechtsverkehr allein nach ihren Regeln vollziehen.

Der Film wurde bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gleich drei Mal ausgezeichnet: Der "Große Preis der Jury" ging an Regisseur Michael Haneke, Isabelle Huppert und Benoît Magimel erhielten jeweils die Auszeichnung der besten Schauspielerin, beziehungsweise des besten Schauspielers.

Sandra G. - myFanbase
20.06.2004

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