Bewertung
Felix Van Groeningen

Broken Circle, The

"Well, they say that I'm too country the way I look and sound
They wanna make me over just a little more uptown
Say I need to change my image, now tell me what that means
Don't they know I've got country in my genes."

Foto: Copyright: Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG
© Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG

Inhalt

Bisweilen liegt in einer Liebesbeziehung zweier Menschen etwas ganz Besonderes, Einzigartiges, dessen Geheimnis sich für Außenstehende niemals gänzlich zu erschließen scheint. Schon als die unbefangene Tätowiererin Elise (Veerle Baetens) und der alternative Bluegrass-Musiker Didier (Johan Heldenbergh) sich zum ersten Mal begegnen, wissen beide instinktiv: Mehr als nur musikalische Leidenschaft verbindet sie. Liebe auf den ersten Blick ist es also und alles scheint perfekt für das junge Paar, als schon bald aus ihren getrennten Leben ein gemeinsames wird. Ein Haus auf dem Land, ein Leben von der Kunst, Landluft und Liebe. Ihre gemeinsame Tochter Maybelle (Nell Cattrysse) besiegelt schließlich das Glück. Aber ein Gedanke lauert schon in den dunkelsten Ecken des verträumten Landhauses: Manche Dinge sind einfach zu schön um zu bleiben...

Kritik

Es ist eine Liebesgeschichte, die der belgische Regisseur Felix Van Groeningen hier auf die internationale Leinwand zaubert. Eine Liebe so alternativ, so besonders und auch eigenartig, dass sie nur faszinieren kann. Aber es geht nicht nur um Liebe, ums Happy End. Das Leben ist nicht fair, nicht gut und aufrichtig. Und Menschen sind nicht immer nur stark. Schon der kryptisch anmutende Titel des Dramas gibt Hinweise auf den Hintergedanken, den alten Kampf um existenzielle Fragen: Wer wir sind, was wir tun und wohin wir gehen. Und wie all das miteinander verbunden ist. Obwohl auf der Berlinale 2013 gezeigt und gefeiert, ist "The Broken Circle" wahrscheinlich an den Massen vorbeigerauscht. Verständlich, denn das vierte Langfilmwerk von Van Groeningen sieht sich alles andere als leicht: Fast zwei Stunden füllt die Liebesgeschichte zwischen Didier und Elise aus, fast zehn Jahre ihres gemeinsamen Lebens werden gezeigt. Zehn harte Jahre, die mit einer Achterbahnfahrt der Gefühle einhergehen.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch setzt man hier auf alternative Mittel, erfolgt doch ein stetiger, oft sprunghafter Wechsel zwischen Szenen der Vergangenheit, der Zukunft und der Gegenwart. Durch liebevolles Set-Design und eingängige Long-Shots gelingt den Filmemachern dabei eine außergewöhnliche Intensität der Darstellung. Das aufgewühlte, oft widersprüchliche Innenleben der Figuren wird perfekt nach außen transportiert, um den Zuschauer wieder mit in das Geschehen hineinzuziehen.

Einen großen Beitrag zu jener Sogkraft leistet wohl auch die musikalische Untermalung des Films. Gleichzeitig Lebensmittelpunkt und -gefühl der Charaktere entlockt die oftmals in langen Konzertszenen dargebotene Bluegrass-Musik der Szenerie einige wirklich magische Momente. "The Broken Circle" ist also alternativ. Und dramatisch. Gespickt mit wirklich hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Baetens und Heldenbergh, hierzulande leider weit weniger bekannt als in ihrer Heimat Belgien, ergibt sich ein rundes Gesamtbild. Oder doch nicht?

Was letztendlich den meisten Zuschauern Schwierigkeiten bereiten wird, ist die unglaubliche Perspektivlosigkeit, in der der Film den Zuschauer zurücklässt. Obwohl man sich offenbar bemüht, Antworten zu geben, fällt der Zuschauer letztendlich tief, als nach den zwei Stunden die Lichter wieder angehen. Filme dürfen so sein, natürlich. Und es mindert nicht die Aura des Geheimnisvollen, die die Produktion umgibt. Aber man sollte wissen, worauf man sich einlässt.

Fazit

Definitiv keine leichte Kost. Und dennoch so anders, so geheimnisvoll, dass man nicht anders kann, als doch hinzusehen.

Vinona Wicht - myFanbase
18.05.2013

Diskussion zu diesem Film