Bewertung
Shona Auerbach

Lieber Frankie

"Jedes Mal, wenn ich einen dieser Briefe schreibe, schwöre ich mir, dass es der letzte war."

Inhalt

Wieder einmal zieht Frankie (Jack McElhone) mit Mutter Lizzie (Emily Mortimer) und Großmutter Nell (Mary Riggans) um. Der neunjährige, gehörlose Junge hat seinen Vater seit frühester Kindheit nicht mehr gesehen. Dennoch steht er mit ihm – einem Seemann, tätig auf dem Schiff "Accra" – im ständigen Briefkontakt. Tatsächlich aber steckt hinter dem Absender Lizzie, die ihren Sohn vor einer grausamen Wahrheit schützen möchte. Da geschieht etwas Unerwartetes: Ein Zeitungsartikel kündigt die Ankunft der "Accra" an. Verzweifelt fasst Lizzie einen gewagten Plan und engagiert einen völlig Fremden (Gerald Butler), der für einen Tag die Rolle des vermeintlichen Vaters spielen soll.

Kritik

"Lieber Frankie" ist eine kleine Perle. Eine völlig zu Recht auf gleich mehreren Festivals mit Preisen bedachte Tragikomödie, angereichert mit romantischen Anklängen. Sie erzählt nicht nur äußerst behutsam von der Annährung zweier Unbekannter, sondern auch von den Versuchen einer Mutter, ihr Kind durch eine massive Täuschung vor schwerer Enttäuschung und Schmerz zu bewahren.

Die Schilderung der Ereignisse sowie die Darstellung der Figuren zeichnen sich durch einen hohen Sensibilitätsgrad aus, der zu Herzen geht. Frankie, Lizzie und Nell gewinnen schnell die Sympathien des Publikums. Der filmische Umgang mit der Hörbehinderung des Jungen erfolgt dabei angenehm unverkrampft. Obwohl das Drama schwere Themen (Gewalt in der Familie, auf Lügen basierende Hoffnungen) behandelt, zeichnet es sich gleichzeitig durch Humor und gar Leichtigkeit aus. Eine schwierige Gratwanderung, die "Lieber Frankie" stets gelingt.

Der ruhige Erzählton trägt seinen Teil zu der sanften Zärtlichkeit, welche von dem Film ausgeht, bei. Zwar erscheint das Tempo vor allem in der Exposition ein wenig zu langsam, doch droht zu keiner Zeit wirklich die Gefahr von Langweile. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr weiß man es zu schätzen, dass "Lieber Frankie" in seiner Erzählweise nichts überstürzt. Gerade weil es zwischen Lizzie und dem Fremden nur bei kleinen Gesten und Andeutungen bleibt, kann die Romanze der beiden – wenn man sie denn als eine solche bezeichnen mag – durch Glaubwürdigkeit überzeugen.

Obwohl Lizzie in Angst vor dem brutalen Ex lebt, lässt sie Frankie nichts davon spüren. Kraftvoll spielt Emily Mortimer diese Frau, die einerseits oft zerbrechlich erscheint und anderseits mehr Stärke besitzt, als sie wahrscheinlich selbst ahnt. Mary Riggans erfüllt die Figur der Nell mit Leben und überzeugt als verbal direkte, aber der eigenen Familie gegenüber niemals bösartige Dauerraucherin. Frauenschwarm Gerald Butler beweist als Unbekannter ohne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dass er nicht einfach nur gut aussieht, sondern zudem schauspielerische Überzeugungskraft besitzt. Als Entdeckung erweist sich Jack McElhone als Frankie, der voller Natürlichkeit agiert.

Fazit

Die leicht romantisch gefärbte Tragikomödie versteht dank hervorragender Darsteller, einem sehr gelungenen Drehbuch und einer behutsam-sensiblen Inszenierung zu bewegen. Ein wunderbares, zu Herzen gehendes filmisches Kleinod.

Maren Langos - myFanbase
10.04.2013

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