Bewertung
Andrey Malyukov

Match

"Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedrängt dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr."

Inhalt

Wir schreiben den 21. Juni 1941 in Kiew, Ukraine. Der Krieg Deutschlands gegen Frankreich und andere Staaten ist in vollem Gange. Dagegen herrscht in der Ukraine noch Normalität. Unter den Glücklichen befinden sich auch der Fußballer Ranevich (Sergey Bezrukov) und seine Geliebte Anna (Elizaveta Boyarskaya). Doch eines Tages steht auch der Krieg vor ihrer Tür. Ranevich und sein Team melden sich daraufhin freiwillig beim Militär, um den Feind aufzuhalten. Dieses Unterfangen scheitert aber, und sie landen als Gefangene bei den Deutschen. Aus Liebe zu Ranevich entschließt sich Anna, den Bürgermeister der Stadt, Barazij (Stanislav Boklan), zu heiraten, um dessen Freilassung zu erwirken. Unterdessen betreiben die Deutschen mit Hilfe der Ukrainer ihre Vernichtungsindustrie in vollen Zügen.

Kritik

Dieser Film ist die erste filmische Auseinandersetzung der Gräueltaten der ukrainischen Helfer im Zweiten Weltkrieg. In Deutschland war das Thema für viele lange unbekannt, bis vor einigen Jahren der Schriftsteller Jonathan Littell sein Buch "Die Wohlgesinnten" veröffentlichte und damit einen Weltbestseller schaffte. In diesem Buch werden unter anderem die Taten der Ukrainer deutlich beschrieben, und eine gesellschaftliche Diskussion begann. Daraufhin folgten einige Strafverfolgungen noch lebender Ukrainer, die aber in den Massenmedien weitestgehend untergingen. Dass sich aus diesem Abschnitt der Geschichte auch ein Film drehen lässt, war entsprechend nur noch eine Frage der Zeit.

Ausgerechnet russische Produzenten haben sich diesem Thema angenommen. Die kulturellen Auseinandersetzungen und Unterschiede zwischen Russland und der Ukraine ist nicht nur in der Sprache wiederzufinden, was zur Folge hatte, das hier die ukrainischen Soldaten nicht immer in gutem Licht dargestellt werden. Die Nazis spielen im Übrigen, wie es typisch bei russischen Filmen ist, deutsche Schauspieler, was natürlich realistischer in der Gesamtdarstellung wirkt. Der Film bietet eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Vernichtung der Juden in der Ukraine, denn diese Szenen zeigen deutlich die unfassbaren Taten und die kühlen, gleichgültigen Verhätnisse, welche zu der Zeit herrschten. Dafür wurde ein großes Set errichte, welches die Anfänge der Konzentrationslager zeigt. Hier schafft der Film auch zwei emotionale Höhepunkte: Der erste ist Zwangsarbeit von geistig Behinderten, und der zweite der Todesmarsch der jüdischen Bevölkerung.

Was dieser Film auf der einen Seite sehr gut macht, gelingt ihm auf der anderen Seite nur bedingt. Das Hauptaugenmerk bei diesem Film liegt eben nicht unbedingt in den Schilderungen in und um Kiew, sondern die Leidenschaft zum Fußballspielen. Neben dem Krieg gab es schließlich auch noch einige erfreuliche Dinge für die Menschen, und wenn es eben der Sport sein sollte, dann war dies eben so. Hauptdarsteller Bezrukov macht dabei nicht immer eine gute Figur. Stellenweise wirkt sein Schauspiel übertrieben und der Situation unangemessen, und das, obwohl er im Cast die meiste Erfahrung im Filmgeschäft aufweisen kann.

Die Nebendarsteller können dafür umso deutlicher punkten, insbesondere Ekaterina Klimova, die in der Rolle einer Ärztin im Behindertenheim eine wunderbare Leistung abliefert und dazu noch die Schwester des besten Freundes von Ranevich ist. In dieser Doppelrolle spielt sie die emotional labile und zugleich starke Persönlichkeit in dieser sonst nur von Männern dominierten kleinen Welt. Doch allen guten Szenen zum Trotz schafft dieser Film es nicht, über die gesamte Laufzeit spannend, bewegend und überzeugend zu wirken. Zu groß sind die Mängel auf Seiten des Fußballspiels, die fehlende Detailtreue und das an vielen Stellen dürftige Drehbuch, welches das Ergebnis eines übermütigen Unterfangens ist, viele Geschichten in viel zu kurzer Zeit abzuarbeiten und dabei auch noch einen roten Faden zu behalten.

Fazit

"Match" ist ein stellenweise gutes und bewegendes Kriegsdrama, welches das Potential eines bedeutenden Abschnitts der ukrainischen Geschichte aber nicht ausschöpfen kann.

Ignat Kress - myFanbase
23.12.2012

Diskussion zu diesem Film