Bewertung
Daniel Percival

Ein Ort für die Ewigkeit

Ein mysteriöser Mord.
Ohne Leiche.

Inhalt

1963 verschwindet die 13-jährige Alison Carter (Poppy Goodburn). Inspektor George Bennet (Lee Ingleby) nimmt die Ermittlungen in Scardale, dem kleinen Heimatdorf des Mädchens, auf. Die Suche nach der Wahrheit wird für ihn zur Obsession. Doch der Leichnam bleibt unauffindbar. Drei Männer werden einzeln als Täter verdächtigt: Nachbarsjunge Charlie Lomas (Mikey North), Alisons geistig zurückgebliebener Onkel Simon Crowther (Ryan Anthony-Jones) sowie ihr Stiefvater Philip Hawkin (Greg Wise). Einer von ihnen wird trotz öffentlicher Proteste verurteilt und hingericht werden. Zu schwer wiegen die Indizien.

Mehr als 40 Jahre später dreht die ehrgeizige TV-Journalistin Catherine Heathcote (Juliet Stevenson) eine Reportage über den Carter-Fall. Kurz vor Fertigstellung, steigt George (jetzt: Philip Jackson) – mittlerweile Polizeipräsident – völlig überraschend aus dem Projekt aus. Seine Worte "Es wurden Fehler gemacht", lassen Catherine nicht zur Ruhe kommen. Eigenmächtig recherchiert sie weiter. Und stößt auf Ungereimtheiten bezüglich der damaligen Beweisführung. Ein schrecklicher Verdacht drängt sich auf...

Inhalt

Romanverfilmungen haben oftmals einen schweren Stand, ganz besonders natürlich bei Freunden des jeweiligen Buches. Die Schauspieler werden genau gemustert und wehe, sie entsprechen nicht dem Bild der Figur, das beim Lesen im Kopf entstand. Sehr kritisch ist es zudem immer, wenn der Film sich nicht genau an die Vorlage hält, sondern andere Pfade betritt, beispielsweise in Form neuer Figuren und veränderter Handlungsstränge. Letztere beiden Punkte treffen auch auf die filmische Umsetzung von Val McDermids "Ein Ort für die Ewigkeit" zu. Dabei wird meistens vergessen, dass es sich bei Buch und Film um zwei verschiedene Medien handelt, die sich auch unterschiedlichen erzählerischen Mitteln bedienen. McDermid hat einen erstklassigen Krimi verfasst, der verdientermaßen mit dem Buch-Preis der Los Angeles Times und dem Dilys Award prämiert wurde. Doch genauso großartig wie der Roman ist die dreiteilige Fernsehserie geworden, die im deutschen Sprachraum als Einteiler lief. Aller Änderungen zum Trotz.

Mit größter Geschicklichheit und niemals verwirrend werden Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben. Der Film versteht es, den Zuschauer zu fesseln, denn die Suche nach der Wahrheit ist so elegant wie hochspannend inszeniert. Die Schlusspointen des wunderbar stimmungsvollen Krimis fallen schockierend aus. Vorhersehbar sind sie in keinster Weise.

Catherine und George sind keine austauschbaren Abziehbilder, sondern vielschichtige Charaktere. Die Beziehung der beiden ist interessant gestaltet. Für die Reporterin ist George mehr als irgendein Interviewpartner. Sie, die ihn von früher kennt, verspürt ehrlichen Respekt und Sympathie. Selbst als Zweifel an seiner weißen Weste aufkommen, ändert sich daran nichts. Gleichzeitig erfährt man Details aus Catherines Privatleben, ohne dass dabei die Geschichte um den Vermisstenfall in den Hintergrund gedrängt wird. Durch die schwierige Beziehung zu ihrer pubertierenden Tochter Sasha (Elizabeth Day) wird Catherine als eine Frau porträtiert, welche zwischen Kind und Karriere zerrissen ist. Ein Spagat, der ihr offentsichtlich nicht immer gelungen ist.

George, die zweite Hauptfigur, geht als junger Polizist unbeirrbar seinen Weg, fest entschlossen, Alisons Mörder zu finden. Bemerkenswert ist eine Szene, in der er den letztendlich Verurteilten anbettelt, ihm mitzuteilen, wo die Leiche wäre. Die Machtverhältnisse, die vorher so eindeutig waren, haben sich umgedreht.

"Ein Ort für die Ewigkeit" wurde für den TV-Preis des Crime Thriller Awards nominiert. Juliet Stevenson gewann aufgrund ihres tollen Spiels in der Kategorie Beste TV-Darstellerin. Auch die restlichen Mimen wissen allesamt zu überzeugen. Eigentlich könnte man jetzt jeden auf der Besetzungsliste namentlich zitierten, um dem- oder derjenigen ein verdientes Lob auszusprechen, denn der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt. Doch um den Rahmen der Review nicht zu sprengen sollte die Erwähnung von Lee Ingleby, Philip Jackson, Elizabeth Day, Greg Wise, Ryan Anthony-Jones, Emma Cunniffe und Tony Maudsley reichen. Darstellerin Poppy Goldburn fällt als Darstellerin des Opfers scheinbar keine sonderlich schwere Aufgabe zu, ist sie doch fast ausschließlich auf Fotos und einer kurzen Videoaufnahme zu sehen. Doch von ihr hängt mehr ab, als man denken könnte. Besäße Goldburn nicht die nötige unnahbare Ausstrahlung und einen so durchdringenden Blick, wäre die entstehende Besessenheit Georges auch nicht weiter glaubwürdig.

Fazit

Hier stimmt einfach alles. Ein Fest für Krimi-Fans.

Maren Langos - myFanbase
04.10.2010

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