Bewertung
Uwe Boll

Rampage - Rache ist unbarmherzig

"Mach mir einen Macchiato mit extra Schaum."

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Inhalt

Der noch junge und nicht ausgebildete Bill Williamson (Brendan Fletcher), der von seinen Eltern immer wieder dazu ermutigt wird, ein Studium anzufangen, ist frustriert über die Gesellschaft. Diese Frustration geht bis zum Hass.

Dank seines Freundes Evan Drince (Shaun Sipos), einem Verschwörungstheoretiker, erhält er die Möglichkeit an Kevlar-Material zu gelangen. Dieses baut er zu einem Kampfanzug mit Vollummantelung um, um damit anschließend einen Rachefeldzug starten zu können. Einen Tag vor seinem Plan verabredet er sich mit Evan. Zuvor geht er in einen Coffeeshop, wo er einen Latte Macchiato mit extra Schaum bestellt, diesen aber nicht bekommt, und sein Geld ebenfalls nicht erstattet wird. Kurz darauf verschüttet eine Kellnerin Essen über ihn und entschuldigt sich zunächst auch nicht.

Am nächsten Tag, während seine Eltern bei der Arbeit sind, beginnt Bills Rachefeldzug gegen die Mitmenschen. Als Auftakt fährt er einen ferngesteuerten Wagen in ein Bürokomplex, und sprengt diesen dann in die Luft...

Kritik

Es eilt dem deutschen Produzenten und Regisseur Uwe Boll kein guter Ruf voraus, machte er doch zuletzt mit "Far Cry" auf sich aufmerksam. Diese Aufmerksamkeit war jedoch keine positive, denn es gab eine große Fangemeinde zu überzeugen. Entstanden ist ein wild gewordenes und lüsternes Gewaltspektakel, das wenig überzeugen konnte. Mit seiner Neuauflage des "Amoklauf" (engl. rampage) aus Deutschland von 1994 hätte Boll im Klaren darüber sein müssen, dass damit erneut große Erwartungen an ihn gestellt werden würden. Dummerweise macht Boll mit jedem neuen Film seinem Titel als schlechtester Regisseur der Welt alle Ehre.

Dieser Film könnte aber womöglich ein kleiner Vorstoß zur Besserung sein, denn Boll nutzt ein wenig die Techniken junger Leute. Beispielsweise dreht der Amokläufer Bill ein YouTube-Video, in welchem er über sein Programm der "Bevölkerungspolitik" spricht - im Grunde ein nihilistisches Bild der Gesellschaft und der Steigerung einer Klassengesellschaft, in welcher nicht alle das Recht auf Leben erhalten. Auf die Idee eines solchen Videos kam Boll sicherlich nicht allein, denn es weist deutliche Ähnlichkeiten mit dem vom Amokläufer an der Virginia Tech University auf. Das klingt jetzt ein wenig so, als ob Boll diesen Schützen dadurch zu einem Märtyrer machen möchte, doch dieser Schein kann trügen, wenn wir als Referenz ein Interview mit ihm nehmen. In diesem bezeichnet er seine neue Auflage doch tatsächlich als Kritik an der Finanzkrise, welche 2007 begann. Viele Anhaltspunkte dafür lassen sich aber nicht finden.

Dieser Amoklauf bietet stattdessen einen sehr kleinen Einblick in die Psyche eines Täters. Der Zuschauer wird regelrecht dazu gezwungen, selbst in das Innere eines Menschen hineinzusehen, wodurch der Spielraum für Interpretationen groß ist. Gut möglich also, warum Boll seinen eigenen Film als Kritik am Finanzsystem betrachtet. Seine grundlegende Frage wird in der deutschen als auch in der englischen Version aber nicht geklärt. Welcher Mensch erhält in der neuen Weltordnung das Recht zu leben, und wer nicht? Wieso müssen die einen jungen Menschen sterben, die anderen können weiter leben? Wer solche Fragen aufwirft, sollte zumindest gewillt sein, diese auch beantworten zu wollen.

Zur deutschen DVD. Hier gibt es ein gewaltiges Manko, das den Inhalt des gesamten Filmes verfälscht. Hier griff die FSK zum Zensurstift. Zum einen wurden fast fünf Minuten in der ab 18 Jahren freigegebenen Version herausgestrichen und zum anderen musste der Künstler ein zweites Ende einführen. Schön und gut, dass in Filmen Gewaltszenen zensiert werden, aber es darf nicht sein, dass Gedankengut zensiert wird. Müssen wir schon Erwachsene vor etwas beschützen, das sie so jeden Tag im Fernsehen und im Internet mitbekommen und finden?

Fazit

Typischer Boll-Film, in dem es mehr Krach macht als wirklich etwas anderes, wie eine beispielsweise einleuchtende Handlung und tiefer gehende Charaktere. Vielleicht warten wir noch einmal 15 Jahre auf seinen nächsten Amoklauf, dann könnten diese Dinge eventuell noch vorkommen.

Ignat Kress - myFanbase
03.09.2010

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