Bewertung
Hayao Miyazaki

Ponyo - Das große Abenteuer am Meer

"Her name is Ponyo. She loves ham and she can do magic."

Foto: Copyright: Universum Film
© Universum Film

Inhalt

Ponyo ist ein Fischmädchen, das in einer bunten und dicht besiedelten Aquawelt lebt und, als sie die Neugier auf das Festland packt, von ihrem Zuhause davonschwimmt. Sōsuke, ein fünfjähriger Junge, der unmittelbar am Kliff wohnt, entdeckt sie, findet sofort großen Gefallen an ihr und gibt ihr schließlich den Namen Ponyo, in der festen Absicht, sie für immer zu beschützen. Währenddessen sucht ihr Vater Fujimoto sie, verärgert, dass sie weggeschwommen ist. Ihm gelingt es, mithilfe seiner Wellengeister Ponyo wieder zurück zu ihm zu bringen, doch er schafft es nicht, Ponyo zu halten, die sich auf den Weg zur Freiheit und einem gemeinsamen Leben als Mensch mit Sōsuke macht und damit vor der unvermeidlichen Entscheidung zwischen Freundschaft und Familie steht...

Kritik

Nach einer vierjährigen Durststrecke ist Hayao Miyazaki, Regisseur von Anime-Meisterwerken wie "Prinzessin Mononoke" und "Chihiros Reise ins Zauberland", wieder mit einem neuen Film zugegen. Auch "Die Chroniken von Erdsee" trug den Namen Miyazaki, allerdings handelte es sich dabei um seinen Sohn Gorō, der seine ersten Gehversuche als Regisseur startete und damit bei weitem nicht die Genialität seines Vaters erreichte.

Die Produktion für "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer" begann bereits im Oktober 2006. Knapp zwei Jahre später wurde der Film in den japanischen Kinos gezeigt und war kommerziell ein großer Erfolg: Bereits Ende 2008 hatte man gut 15 Milliarden Yen (150 Millionen US-Dollar) eingespielt – wohlgemerkt ein knappes Jahr, bevor man ihn überhaupt in Kinos in den USA oder in Europa bewundern kann. Etwa zwei Jahre später kommt der Film nun auch endlich nach Deutschland.

Bisher waren die Charaktere der große Pluspunkt bei Miyazaki. Bis in die letzten Nebenrollen wurden wunderbar verschrobene, vielseitige und einfach nur liebenswürdige Figuren geschaffen, die einem lange im Gedächtnis bleiben. Selbst die vermeintlichen Bösewichte konnten ihre zahlreichen positiven Seiten offenbaren und sind nicht selten am Ende auf der Seite des/der Protagonisten gestanden. Bei "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer" stellt sich die Situation ähnlich, aber leider nicht ebenso detailliert dar. Vor allem Ponyo, Sōsuke und Fujimoto könnten in jedem anderen Meisterwerk aus dem Hause Ghibli bestehen, danach sieht es aber schon ein wenig trist aus. Lisa als besorgte und gleichwohl engagierte Mutterfigur ist zwar interessant, aber in dieser Form nicht wirklich neu. Die anderen Charaktere, insbesondere die aus dem Himawari Haus, bleiben leider ein wenig blass, auch wenn ihre Bedeutung für den Verlauf der Story zugegebenermaßen begrenzt ist.

Womit man schon bei der eigentlichen Geschichte wäre, die einem hier offenbart wird. Im ihrem Grundgerüst ist diese wohlbekannt, unter anderem aus Disneys "Arielle, die Meerjungfrau". Natürlich gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen diesen beiden Animationsfilmen, aber das eigentliche Motiv der Meerjungfrau bzw. des Fischmädchens, das ein Mensch werden möchte und dafür das Meer verlässt, bleibt. Auch mit seinen anderen Stories hat Miyazaki nicht das Rad neu erfunden und sich oft von Vorlagen mehr oder weniger stark beeinflussen lassen. Dennoch fehlt bei "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer" neben der eigentlichen und ziemlich linearen Geschichte ein interessanter Nebenaspekt. Das immer wieder beliebte Motiv der Umweltzerstörung wird auch hier zumindest angerissen, aber eine grundlegende Kritik wie in "Prinzessin Mononoke", die einem dort auch noch auf sehr erfrischende Art und Weise präsentiert wird, fehlt. Man konzentriert sich zu sehr auf Ponyo und ihren Wunsch, menschlich zu werden – und das ist eben nicht allzu neu, auch wenn es interessant und mit viel Liebe zum Detail dargestellt wird.

Der Ideenreichtum des Hayao Miyazaki ist auch diesmal schier endlos. Das merkt man auch bei "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer". Nicht nur die Fortbewegungsmittel sind einmal wieder höchst abenteuerlich, auch die Figur des Fujimoto, der beispielsweise eine Wasserpumpe mit sich trägt, um am Festland sicherstellen zu können, dass er genug Feuchtigkeit bekommt, ist extrem einfallsreich. Von den großartigen bunten und lebendigen Unterwasseraufnahmen, einem der großen Prunkstücke des Films, ganz zu schweigen. Diese entfalten vor allem am Anfang, als ganze sieben Minuten lang kein einziges Wort geredet wird, ihre Wirkung. Unterstützt werden diese großartigen Bilder durch einen gewohnt stilsicheren klassischen Soundtrack mit zahlreichen Streicherklängen, der auch den Rest des Films zu überzeugen weiß.

Für seinen neuesten Streich hat sich Miyazaki zudem dazu entschieden, vieles per Hand zu zeichnen, damit er seine eigenen Visionen von wichtigen Elementen und Motiven besser ausdrücken konnte. Daraus resultierten 170.000 separate Bilder, was einem Rekord für Miyazaki-Filme entspricht. Besonders auffallend ist darüber hinaus die Gestaltung von Hintergründen in Holzmalstiftoptik, die sehr gelungen ist und bei seinen bisherigen Werken weniger zur Geltung kam.

Fazit

Hayao Miyazaki hat mit "Ponyo - Das große Abenteuer am Meer" gezeigt, dass auch weiterhin mit ihm zu rechnen ist und man ihn nicht so ohne Weiteres vom Anime-Thron stoßen kann. Zwar sorgt eine teilweise mangelnde charakterliche und erzählerische Tiefe dafür, dass aus dem Film kein weiteres Meisterwerk wird, aber der unglaubliche Ideenreichtum, tolle Unterwasserbilder und die charmanten Charaktere sorgen auch diesmal für eine höchst gelungene Unterhaltung für Jung und Alt.

Zum "Asia & Anime"-Special auf myFanbase

Andreas K. - myFanbase
12.07.2009

Diskussion zu diesem Film