Bewertung
Tommy Wirkola

Dead Snow

"I reckon you small, spoilt brats couldn't be bothered to read a little local history about the area before you snow-scootered in here?"

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Inhalt

Eine Gruppe von acht Medizinstudenten macht sich auf den Weg zu einer verlassenen Hütte in die norwegischen Berge, um dort gemeinsam die Osterferien zu verbringen. Während Vegard (Lasse Valdal) sich mit dem Schneemobil frühzeitig auf den Weg dorthin macht, um schon einmal einzuheizen und das Gepäck auszupacken, folgen die Anderen der Spur des Schneemobils zu Fuß.

An der Hütte schließlich angekommen, macht man sich erst einmal daran, sich dort einzurichten und entsprechende Partyspiele zu spielen und findet dabei unter anderem auch eine kleine Truhe voll Gold. Aber schon kurz danach erreicht ein alter Wanderer die Hütte (Bjørn Sundquist), um die Gruppe vor einer eventuellen Bedrohung in den Bergen zu warnen: Während des zweiten Weltkriegs waren dort Einheiten der deutschen SS unter Oberst Herzog stationiert. Diese quälten die dortigen Zivilisten auf jede nur erdenkliche Weise und stahlen ihr Gold, bis sich die insgesamt 3.000 Zivilisten heimlich zusammen schlossen, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Oberst Herzog und einige seiner Männer konnten dem Lynchmob entkommen, wurden aber in die verschneiten Berge getrieben, wo sie sich den Tod holten. Die Studenten belächeln ihn ob dieser Geschichte nur, müssen aber bald herausfinden, dass er Recht behielt, als er das Berggebiet, in dem die Gruppe haust, als verflucht bezeichnete. Die Nazizombies wollen schließlich "ihr" Gold zurück haben…

Kritik

Zombies gehören seit George A. Romeros Genre definierendem Klassiker "Die Nacht der lebenden Toten" aus dem Jahr 1964 zum Standardrepertoire von Horror- und Splatterfilmen und erfreuen sich nach einer kleinen Durststrecke mittlerweile durch Zac Snyders Remake von "Dawn Of The Dead" oder Edgar Wrights Zombiekomödie "Shaun of the Dead" wieder wachsender Beliebtheit. Wieso also keinen weiteren Zombiefilm machen, insbesondere wenn dieser vielmehr eine Hommage an Klassiker des Genres sein soll? Ein Zombiefilm allein wäre aber auch Tommy Wirkola zu langweilig gewesen, weswegen er sich bei einem weiteren Genre bediente, das vor allem in den 70er Jahren eine treue Gefolgschaft aufweisen konnte: dem Naziploitation-Genre, das durch teilweisen Einsatz in aktuellen Filmen wie "The Spirit" oder "Grindhouse" wieder etwas mehr in den Fokus gerückt ist. Außerdem kann man über Nazis teilweise wunderbar lachen, was nicht zuletzt Michael Kessler mit seiner gefeierten Performance als Adolf Hitler beweisen konnte. Von daher sollte man bereits im Vorfeld folgende zwei Fehler vermeiden, wenn man "Dead Snow" ansieht:

1. Ein allzu eigenständiges Werk erwarten.

2. Den Film zu ernst nehmen.

"Dead Snow" ist ganz klar als ein Augenzwinkern an die großen Zombiefilme zu verstehen und ist sich dessen auch vollkommen bewusst, was Erlends (Jeppe Laursen) "Braindead" T-Shirt zeigt. Ebenso benutzt Wirkola mit voller Absicht das altbackene Horrorfilmschema von einer Gruppe von jungen Menschen, die an einem abgelegenen Ort nur eine gute Zeit verbringen wollen und den dortigen lokalen Gegebenheiten buchstäblich zum Opfer fallen. Dieser Umstand wird auch im Film selbst keineswegs verschleiert, sondern teilweise sogar offensiv angegangen, etwa wenn Erlend danach fragt, wie viele Filme wohl einen derartigen Anfang aufweisen, nachdem auch noch deutlich wird, dass die Gruppe keinerlei Handyverbindung in den verschneiten Bergen Norwegens hat. Auch beim gemeinsamen Twister-Spielen zeugt Filmnerd Erlend von einer gehörigen Portion Selbstironie als er auf die Frage, wieso man das denn nun spiele, damit antwortet, dass Hollywood ihnen gesagt habe, dass das Spaß mache.

Der Umstand, dass sich eifrig von Genrekollegen bedient wird, führt aber natürlich auch zu einer gehörigen Portion Vorhersehbarkeit, insbesondere in den ersten 30 bis 40 Minuten, da man das alles hier oder da schon einmal gesehen hat. Diese Phase ist dann auch mithin die schwächste des Films, wo man sich teilweise ziemlich durchbeißen muss. Aufgrund der zeitweise richtig charmanten Selbstironie, die Wirkola dabei an den Tag legt, kann man das aber verzeihen.

Der zweite Teil des Films wird durch die Ankunft der Zombies eingeläutet, wodurch "Dead Snow" richtig an Fahrt aufnimmt und sowohl im Splatter- aber auch im Humorbereich ordentlich punkten kann. Während bei "Cabin Fever" der Humor zu gewollt und an bestimmten (ernsten) Stellen gar unfreiwillig komisch ist, beschränkt man sich hier wiederum auf lustige, selbstironische Bezüge (die Rasenmäherszene aus "Braindead" oder die Kettensägeszene aus "Tanz der Teufel 2", anyone?), lakonische Kommentare und sehr witzige Situationskomik, die niemals aufgesetzt wirken.

Die Schauspieler selbst, in Norwegen größtenteils durch TV-Serien bekannt, machen ihre Sache so, wie man es von ihnen erwartet und wie es der Filmstoff ihnen zutraut, haben also keine Möglichkeit, nennenswert zu glänzen. Das war aber auch nicht anders zu erwarten und kann nur bedingt als Kritikpunkt angesehen werden. Der Soundtrack hingegen ist sehr passend gewählt und unterstreicht die jeweiligen Szenen durch norwegische Rock- oder Volksmusik (!) stilsicher.

Fazit

Für Fans von Zombie-, Splatter- und Naziploitationfilmen ist "Dead Snow" ein echter Augenschmaus und wird sicherlich der eine oder andere Filmtipp für die nächste Party werden. Dazu tragen vor allem die zahlreichen Bezüge an Klassiker des Genres und die ordentliche Portion an Humor bei, die die gut inszenierten Splatterszenen abrunden. Leider weist die erste Hälfte des Films aufgrund der Vorhersehbarkeit einige Längen auf, wenn man sich aber erst mal damit abgefunden hat und voller Vorfreude auf die Nazizombies wartet, ist auch das zu verkraften.

Andreas K. - myFanbase
30.03.2009

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